
© Raulf
Osterhasen? Haben wir schon, und sie haben uns einiges gelehrt
Papatastisch
Seit dem Corona-Ostern 2021 sind wir Tierhalter im großen Stil, und die Entscheidung war gut. An Kaninchen lernt die ganze Familie, sogar das Schreinerhandwerk.
Als Erwachsener kann man manches nachholen, was man sich als Kind gewünscht hätte. Tiere zum Beispiel. Osterhasen hoppeln bei uns bereits rum. Es ist super, tatsächlich für alle Generationen im Haus. Der Betreuungsbetrieb läuft nicht immer rund, aber wir versuchen zu lernen.
Der Stall: nicht perfekt aber Eigenbau
Es waren die Osterferien vor einem Jahr, die noch so sehr von Corona bestimmt waren. „Ach komm, wieso nicht...“ Meine Frau und ich gaben uns einen Ruck und dem Wunsch der Kinder nach. Wir bekamen „Nachwuchs“: Kaninchen. Keine Hasen! Da muss ich einmal streng sein.
Schon die Vorbereitung war richtig schön, wie ich mich gerade erinnere. Es wurden Ratgeberbücher gewälzt, und es wurde ein Heim für die neuen Mitbewohner gebaut. Der Stall, den ich mit meinen kleinen Handwerkern geschreinert habe, war ein spannendes Projekt. Erinnern Sie sich? „Click and buy“? Genau, das war die Zeit, als man für jede Schraube und jede Latte einen Termin mit einer Woche Vorlauf im Baumarkt ausmachen musste. Die Aktion hat eine gefühlte Ewigkeit gedauert, hat uns aber stolz gemacht. Ein 08/15-Stall aus der Zoohandlung wäre am Ende halb so teuer gewesen und hätte vermutlich mehr rechte Winkel. Aber das kann ja jeder. Und Kaninchen messen keine Winkel nach. Das können die nicht.
Die Betreuung: ein Generationenprojekt
Jetzt steht da eine Behausung mit allem Zipp und Zapp. Und die Bewohner sind toll. Die Kids lassen sie im Garten hoppeln, bauen ihnen Häuschen, Spielzug und Sportanlagen. Übrigens: Die ganze Tiergeschichte macht nicht nur den Kindern Spaß. Der Opa kommentierte anfangs mal, es würde „viel zu viel Aufwand“ betrieben. Dann aber konnte man ihn dabei beobachten, wie er eifrig dem Hortensienbeet einige Quadratmeter abtrotzte, um ein zusätzliches Zwei-Zimmer-Freilaufgehege zu errichten. Großartig.

Ein Stall voller Kaninchen? Mit den Kindern ist es doch schon wuselig genug... © Udo Hennes
Unterdessen schrieben die Kinder Betreuungspläne. Gute Idee eigentlich: „Ihr müsst Euch kümmern. Dass das klar ist!“, hatten wir ihnen eingeschärft. Und hier haben wir schnell dazugelernt: Betreuungspläne sind für die Tonne. Als die lange herbeigesehnten Hoppler im Garten eingezogen waren, besuchten die Kinder sie morgens noch vor dem Aufstehen. Das ging ungefähr eine Woche. Dann ließ die Begeisterung etwas nach. „Haben die Tiere schon Futter?“ - „Öhhm, ich dachte du bist heute dran...“
Apropos Futter - dazugelernt: Man muss nicht viel Geld ausgeben für das teure, bunte Trockenfutter aus der Werbung, besser mal nach Löwenzahn und anderen Unkräutern im Garten Ausschau halten. Beim Bauern gibt es Heu für billig, und im Supermarkt gibt es Kohlrabi-Blätter für umsonst.
Alles eine Frage der Zeit
Es ist alles auch zeitabhängig. In der Schulzeit bin ich es halt, der den langohrigen Herrschaften ihren Gemüseteller zum Frühstück reicht. Ich muss ja nicht um 7 Uhr zur Bushaltestelle. Tagsüber müssen dann die anderen Betreuer ran. Die Faustformel: Je älter das Kind, desto eher übernimmt es Verantwortung - normal. Zum Glück sind die Fellnasen pflegeleicht. Die Kinder können viel mit ihnen machen, können sie aber auch mal sich selbst überlassen. Die Tiere haben Platz genug, und sie haben einander. Sie müssen nicht regelmäßig zu bestimmten Zeiten betreut werden. Einmal die Woche ausmisten, das geht besser als dreimal am Tag Gassi gehen. Einen Hund wünschen sich die Kinder natürlich auch - „unbedingt, Papa...!“ - aber wir haben gelernt: Das lassen wir erstmal. Unsere Wellensittiche sind schließlich auch noch da.
Stattdessen wird wohl nun in der Osterzeit noch so ein Langohr bei uns einziehen. Unsere kleine Herde hatte leider auch schon mal Verlust erlitten. Das war eine schmerzhafte Erfahrung, an der wir Tierhalter gereift sind, aber es gehört eben auch dazu. Vier Kaninchen, für jeden eins, so soll es bald wieder sein. So, jetzt muss ich aber aufpassen: Diese Papatastisch-Folge dürfen die Kinder noch nicht bis zum Ende lesen. Verraten Sie bitte nichts! Frohe Ostern.
Jahrgang 1979, stammt aus dem Grenzgebiet Ruhr-Sauerland-Börde. Verheiratet und vierfacher Vater. Mag am Lokaljournalismus die Vielfalt der Themen und Begegnung mit Menschen. Liest immer noch gerne Zeitung auf Papier.
