Integration in Lünen

Ohne Pass und Sprachkenntnisse: Wie ein Nigerianer Landschaftsgärtner wurde

Ein neuer Auszubildender ohne Papiere und ohne Deutschkenntnisse: Was zunächst nach einer große Herausforderung klingt, kann für beide Seiten eine große Chance sein, wie die Firma Baasner zeigt.

von Darline Hubig

Lünen

, 19.08.2022 / Lesedauer: 3 min

Purer Stolz zeigt sich in den Gesichtern von Norbert und Fabian Baasner, wenn sie von ihrem festangestellten Mitarbeiter Charles Ilesanmi sprechen. Dieser hat erst im Juni seine Ausbildung zum Landschaftsgärtner abgeschlossen und beide Prüfungen direkt im allerersten Versuch bestanden. Und dass, obwohl er zu Beginn seiner Ausbildung kein Wort Deutsch sprach.

„Die Herausforderung hat sich gelohnt. Wir sind total begeistert“, sagt Norbert Baasner, der mit seinem Sohn Fabian die gleichnamige Garten- und Landschaftsbaufirma in Lünen betreibt. Insgesamt vier Jahre dauerte die Ausbildung von Charles Ilesanmi. Das erste Lehrjahr habe er wiederholt, damit ihm länger Zeit blieb, um die deutsche Sprache zu lernen.

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Ilesanmi lebt seit gut fünf Jahren in Deutschland – ursprünglich kommt er aus Nigeria. „Er hat viel Böses erlebt“, weiß Junior-Chef Fabian Baasner über die Vergangenheit seines Mitarbeiters. Er gehöre in dem westafrikanischen Land einer christlichen Minderheit an, die verfolgt wurde. „Das geht einem unter die Haut, wenn man einem Menschen in die Augen schaut, der so etwas aus seinem Leben berichtet.“

Durch Zufall bei der Firma Baasner gelandet

Umso wichtiger sei es Ilesanmi gewesen, sich in Deutschland ein Leben aufzubauen. Voraussetzung dafür war eine Berufsausbildung. Da er jedoch weder Papiere noch einen Pass oder gar Deutschkenntnisse bei seiner Ankunft vor fünf Jahren hatte, sei die Suche nach einem geeigneten Betrieb eine Herausforderung gewesen. Gemeinsam mit seiner Beraterin Hatice Müller-Aras vom Multikulturellen Forum suchte er nach einem geeigneten Ausbildungsplatz.

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Durch einen Zufall ist er schlussendlich bei der Firma Baasner gelandet. Janis Küçük, Sohn von „MultiKulti“-Gründer Kenan Küçük, erzählte seinem Freund Fabian Baasner von der Suche eines Betriebes für Charles Ilesanmi. Nachdem dieser eine Woche in seiner Firma hospitiert hatte, war Norbert Baasner klar gewesen, dass er ihn ausbilden möchte. „Der Junge hatte von Anfang an großes Interesse und eine hohe Motivation.“

Über den Tellerrand hinaus schauen

Bei weiteren Schwierigkeiten, wie etwa Behördengängen, seien die Baasners nie allein gelassen worden. „Wir konnten uns immer bei jemandem melden und bekamen sofort Hilfe.“ Vor allem von Hatice Müller-Aras: „Wir lassen die Betriebe nicht allein und unterstützen, so gut wir können.“ Das Multikulturelle Forum setzt sich dafür ein, dass mehr Betriebe Menschen mit sprachlichen Barrieren ausbilden, um ihnen eine Zukunft hier zu ermöglichen.

Das lohnt sich für beide Seiten, wie Fabian Baasner erklärt: „Mitarbeiter wie Charles haben andere Fähigkeiten und Berufserfahrungen aus ihren Herkunftsländern – aber das sind genau solche, die hier fehlen. Sie schauen über den Tellerrand hinaus.“

Bestandene Prüfung ist Teamleistung

Der Betrieb von Norbert Baasner ist ein Familienbetrieb. Und dies werde im Berufsalltag ausgelebt: „Uns ist es wichtig, dass alle zusammenhalten.“ Das Team sei bunt, aus rund sieben Nationen kommen die Mitarbeiter. Dies habe Charles Ilesanmi geholfen, sich schnell zu integrieren: „Wir sind ein gutes Team. Alle sind sehr nett und jeder hilft, wo er kann.“ Kurz vor seiner Abschlussprüfung habe ihm jeder Mitarbeiter geholfen, für diese zu lernen. „Das Bestehen seiner Prüfung war definitiv eine Teamleistung. Wir sind alle unheimlich stolz“, sagt Fabian Baasner.

Hatice Müller-Aras, Fabian Baasner, Charlotte Waskönig, Daniel Petzu, und Andrea und Norbert Baasner (v.l.n.r.) sind stolz auf den Erfolg von Charles Ilesanmi (Mitte). Dieser sei Teamleistung gewesen. © Darline Hubig

Charles Ilesanmi darf sich nach seiner erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung nun über einen unbefristeten Arbeitsvertrag freuen. Er wolle auch gar nicht woanders arbeiten: „Ich habe eine schöne Arbeit. Ich bin immer draußen und der Chef ist super.“ Der Vater eines einjährigen Sohnes hofft nun auf ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht. So auch die Baasners: „Das wäre ein Super-GAU für uns, wenn er gehen müsste.“

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