
© Goldstein
Neustart für Drei Linden und das Greif - jedoch nicht zu gleichen Zeit
Gastronomie
Die Gastronomie in Lünen steht in den Startlöchern. Allerdings werden nicht alle Lokale sofort am Samstag (29.5.) wieder öffnen. Da hat gleich mehrere Ursachen - unter anderem fehlt Personal.
Auf Facebook sucht das Brauhaus Drei Linden Servicekräfte und einen Koch. Wer Interesse hat, kann sich telefonisch melden. Die Resonanz ist jedoch noch verhalten. „Ganz so viele haben sich bisher nicht gemeldet“, sagt Brauhaus-Chef Frank Teschler im Gespräch mit unserer Redaktion. Trotzdem wird er am Samstag (29.5.) um 11 Uhr den Biergarten wieder öffnen. „Wir wollen das, und wir sind natürlich froh, dass es losgeht.“
Im März hatte Teschler erklärt, er fühle sich wie ein Schlauchboot auf offener See - man werde hin- und hergeschaukelt, ohne Einfluss auf die Richtung zu haben. Anders formuliert: „Wir machen zwar wieder auf, aber wir wissen halt nicht, wann.“ Nun weiß er es, doch so groß die Freude auch ist, das „Kopfkino“ bleibt, wie der 60-Jährige sagt: „Man weiß ja nicht, was noch passiert. Wir hoffen einfach mal, dass alles für uns im besten Sinne abläuft.“
Das Brauhaus wird mit einer abgespeckten Karte starten, Teschler selbst wird in der Küche mit anpacken, um den Betrieb zu sichern. „Deutschlandweit sind während der Pandemie glaube ich 46.000 Jobs aus dem Gastrogewerbe abgewandert“, hat Teschler nicht unbedingt die Hoffnung, nächste Woche das komplette Personal beisammen zu haben. „Im Freundeskreis spricht sich das rum und natürlich gibt es da Hilfe.“ Der Start sei so auch zu schaffen, aber eben auch nicht mehr.
„Wir sehen Licht am Ende des Tunnels“
Derweil wartet Bob Michaels im „Greif“ an der Münsterstraße noch ab. Auch nicht ganz freiwillig, denn: „Wir leben gerade in einem ,Du-kriegst-nix-mehr-Land‘. Die Lieferzeiten sind echt pervers.“ Vor drei Monaten habe er bereits neue Stühle und Einrichtung bestellt - bis jetzt ist noch nichts da. „Wir wollen warten, bis alles da ist, würden aber im Notfall auch erstmal mit den ,alten‘ Stühlen starten.“ Stand jetzt soll es Mitte Juni an der Münsterstraße wieder rund gehen.
Allerdings geht es nicht nur um die Möbel, sondern auch um Getränke, Speisen, das Kühlhaus muss angefahren werden. „Es ist nicht so, dass man mal eben einfach wieder aufmacht“, hatte Michaels schon im März prophezeit. Immerhin: „Wir sehen Licht am Ende des Tunnels.“

Bob Michaels will Mitte Juni mit dem „Greif“ wieder durchstarten. © Marc Fröhling
Das Greif wird ähnlich wie das Brauhaus Drei Linden mit einer Rumpfmannschaft starten. Darunter werden viele bekannte Gesichter aus der Zeit vor dem Lockdown sein: „Wir haben schon ein Personalcasting hinter uns, und viele von damals kommen zu uns zurück“, freut sich Bob Michaels. Die Servicekräfte waren vor allem in Bäckereien und im Einzelhandel untergekommen, haben aber das Greif nie vergessen. „Das freut einen ja auch, dass man offenbar kein ganz so schlechter Chef gewesen ist.“ Und es bringt Michaels‘ Wunsch, dass die Gäste das „Greif so wie früher“ erleben können, wieder ein Stück näher. Klar ist aber auch: „Wenn wir irgendwann mit Veranstaltungen starten, brauchen wir mehr Personal.“
Wann das sein wird, sei unklar - natürlich, wie der Wirt hinzufügt: „Die lernen ja auch einfach nicht dazu, was die Regeln angeht.“ So sei es nun beispielsweise erlaubt, einen Kongress mit 1000 Teilnehmern zu veranstalten. „Aber im Restaurant dürfen maximal fünf Leute an einem Tisch sitzen.“ Die Regeln für die Gäste sind klar - es geht um die drei Gs, also geimpft, genesen oder getestet. Gerne würde Bob Michaels die ersten Gäste mit einer Umarmung begrüßen. „Darf ich aber nicht!“
Dafür will er sich was anderes überlegen. „Vielleicht versteigern wir das erste Bier für einen guten Zweck oder so.“ Auch Frank Teschler kündigt an, „vielleicht einen auszugeben“ - aus Freude darüber, dass es überhaupt weitergeht. Beiden Gastronomen ist wichtig, dass ihre Botschaft aus dem März unmissverständlich klar ist: „Wir machen wieder auf!“ Bob Michaels hat seitdem immer wieder Gerüchte gehört, dass er das Greif schließen würde. „Völliger Blödsinn. Ich investiere doch nicht, um dann alles dichtzulassen.“
„Die Zukunft wird sehr spannend“
Stattdessen soll es einen neuen Biergarten im Greif geben. Von dem ist aber noch nicht allzuviel zu sehen. „Die Wiese ist gewachsen“, sagt der Wirt augenzwinkernd. Neue Stühle, neuer Wetterschutz - da heißt es: Warten auf den Container. Doch der Wirt verspricht: „Die Zukunft des Greif wird sehr, sehr spannend.“
Das dürfte auch für das Brauhaus Drei Linden gelten, wo der Biergarten für den Samstag bereits ausgebucht ist. Ein Termin ist nicht zwingend notwendig, aber ratsam, um nicht am Ende vor voll besetzten Tischen zu stehen. „Wir werden die Kontaktdaten unserer Gäste nach wie vor schriftlich aufnehmen. Alles andere ist uns datenschutztechnisch doch noch zu unsicher.“ Frank Teschler bittet zudem um Verständnis, dass es mit der Lieferung des ersten frisch gezapften Bieres nach dem Lockdown durch die Servicekräfte etwas dauern könnte: „Wir müssen ja nicht nur die Kontaktdaten aufnehmen, sondern auch die Nachweise von Impfung, Genesung oder Test kontrollieren.“
Für die Geimpften wäre es dann auch egal, wie groß die Gruppe ist. „Die könnten mit 20 Mann zusammen sitzen. Ansonsten gilt auch bei uns: Maximal fünf Personen aus zwei Haushalten. Ein Test darf maximal 48 Stunden alt sein.“ Auch Teschler versteht dabei nicht wirklich, dass man ohne Test einkaufen kann, „aber an der frischen Luft im Biergarten unbedingt einen Test braucht“.
Das wird aber sicher die Menschen nicht davon abhalten, ab Samstag die Außengastronomie in Lünen zu nutzen. Endlich.
Journalist, Vater, Ehemann. Möglicherweise sogar in dieser Reihenfolge. Eigentlich Chefreporter für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen. Trotzdem behält er auch gerne das Geschehen hinter den jeweiligen Ortsausgangsschildern im Blick - falls der Wahnsinn doch mal um sich greifen sollte.
