Neue Pläne für Kinofest Lünen Anderer Termin, neuer Veranstalter und ein kreatives Konzept

Neue Pläne für Kinofest: Verlegung in den Sommer angedacht
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Die Nachricht schlug Wellen, der Schock war groß: Im März teilten Lutz Nennmann und Meinolf Thies mit, dass sie sich als Veranstalter des Kinofests Lünen zurückziehen. Die Ursachen waren vielfältig: Einerseits sei das Kinofest defizitär, andererseits würde das Festival einen enormen Fokus im Jahr einnehmen und darunter würde das gesamte Kinojahr leiden.

„Nach der Bilanz von über drei Jahren gibt es 100 kleine und auch einige gewichtige Gründe, die jetzt leider zu diesem Fazit führen, dessen Konsequenz wir auch für die Stadt sehr bedauern. Doch selbst die großen deutschen Filmfestivals klagen spätestens nach Corona unisono über strukturelle Schwierigkeiten und abnehmende Resonanz“, sagte Meinolf Thies damals.

Kinofest im Sommer?

Die Kulturschaffenden zeigten sich alarmiert, auch der Bürgermeister von Lünen schaltete sich ein. „Für mich ist bereits klar: Das Kinofest Lünen hat eine solche Bedeutung für unsere Stadt und die vielen Fans weit über die Grenzen von Lünen hinaus, dass wir für den Erhalt dieses besonderen Festivals kämpfen müssen und werden“, sagte Jürgen Kleine-Frauns unmittelbar nach dem Rückzug der Veranstalter.

Nun hat die Stadt Lünen ein umfassendes Konzept für das Kinofest vorgelegt. Künftig will die Stadt als Veranstalterin fungieren.

Die Kernpunkte: Statt im November soll das Event künftig im Sommer stattfinden. „Durch die Verschiebung des Kinofestes aus dem November in die wärmere Jahreszeit werden zudem positive Effekte auf das Erlebnis der Besucherinnen und Besucher in Lünen erwartet“, heißt es in der Vorlage für den Stadtrat, der am Donnerstag (12. Dezember) darüber berät. Es gibt Überlegungen, das Kinofest mit Open-Air-Veranstaltungen an verschiedenen Orten im Stadtgebiet erlebbar zu machen.

Sonja Hofmann (r.), und Hannah Herzsprung
Sonja Hofmann (r.), hier mit Hannah Herzsprung, soll künstlerische Leiterin des Kinofests bleiben. © Kinofest Lünen

Darüber hinaus sollen umliegende Städte mehr in das Kinofest eingebunden werden. So könnten auch Filme in einem Kino in Unna gezeigt werden. Ziel sei es, perspektivisch die „Filmregion Hellweg“ als Qualitätssiegel zu prägen. Die künstlerische Leitung soll bei Sonja Hofmann bleiben. Ihr zur Seite stehen soll Nikolaj Nikitin, ein Kenner der Szene. Der 50-Jährige initiierte und organisierte das Filmfestival „Filmplus“ in Köln. Eine Zeitlang arbeitete er bei der Berlinale. Zuletzt führte der gebürtige Moskauer das Internationale Film Festival Prague als künstlerischer Leiter.

Als Gesamtkosten rechnet die Stadt aktuell mit bis zu 300.000 Euro für das Projekt. Die Finanzierung sei durch Fördermittel, Sponsoring und Ticketeinnahmen sowie durch einen Eigenanteil der Stadt in Höhe von 10.000 Euro gesichert. „Die Höhe der Eigenmittel entspricht dabei der Summe, mit der die Stadt das Kinofest Lünen auch ohne Veranstaltereigenschaft in den Vorjahren finanziell unterstützt hat. Die Aufbringung eines Eigenanteils ist zudem Voraussetzung für die Beantragung von Fördermitteln“, heißt es in der Vorlage für den Rat.

Die politischen Vertreter sollen dann darüber abstimmen, „dass die Verwaltung das 34. Kinofest im Jahr 2025 als Veranstalter durchführen kann, sofern die von der Stadt einzusetzenden Finanzierungsmittel 10.000 Euro nicht übersteigen.“

Dr. Anke Höwing
Dr. Anke Höwing agierte lange Jahre als Vorsitzende des Kinofest-Komitees. © Günter Blaszczyk (A)

Bei ehemaligen Verantwortlichen sorgen die Pläne für Begeisterung. Mike Wiedemann, jahrelang Leiter des Festivals, sagte: „Ich finde es ganz toll, dass wieder etwas in die Gänge kommt. So ein Festival darf nicht einfach so gestrichen werden. So etwas gibt es nicht.“

Er sei froh, dass es jetzt weitergeht – vor allem mit personeller Kontinuität. „Sonja macht klasse Arbeit und zeigt großes Engagement. Sie wird einen großen Anteil daran haben, dass es dieses neue Konzept jetzt gibt.“ Wiedemann erwartet eine „tolle Kombi“ von Hofmann und Nikitin in der künstlerischen Leitung.

Ähnlich begeistert ist Dr. Anke Höwing, die lange Zeit als Vorsitzende des Kinofest-Komitees agierte. „Sonja steckt enorm viel Herzblut rein. Das ist unfassbar. Sie ist die zentrale Figur. Ich bin happy, dass es jetzt eine Lösung für die Zukunft des Festivals gibt.“

Mike Wiedemann
Mike Wiedemann leitete über Jahre das Kinofest Lünen. © Günter Blaszczyk