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Neue Pläne: Das Colani-Ufo könnte Teil eines Museums werden
Lüner Wahrzeichen
Lünens Wahrzeichen feiert Geburtstag: Am 9. Mai 1995 wurde das Colani-Ufo in Brambauer eingeweiht. Seinen Mietern brachte es allerdings kein Glück - doch jetzt gibt es neue Pläne.
Mit einem Katalog fing alles an: „Die runde Welt des Luigi Colani“ kündigte die gleichnamige Ausstellung vom 2. August bis 6. September 1992 im Dortmunder Westfalenpark an. Womit die Macher nicht gerechnet hatten: Innerhalb kürzester Zeit wollten rund 600.000 Besucher diese runde Welt erkunden. „Das war der Auslöser“, sagt Aloys Reminghorst. Der Fotograf hat Luigi Colani sein Leben über begleitet und ist noch heute glühender Verehrer des 2019 verstorbenen Designers.
Die Ausstellung und ihr Erfolg brachten Colani mit zwei Menschen zusammen, die letztlich dafür sorgten, dass das Ufo in Brambauer gelandet ist: Zum einen Dr. Jochen Drath, damals Pressechef der VEW, die wiederum die Colani-Ausstellung ausrichtete; zum anderen Dr. Elvira Jankowski von der Lüner Zupack GmbH. „Sie hat Colani regelrecht in die Zange genommen, bis er seine Zusage für Lünen gegeben hat“, sagt Reminghorst.

Das Colani-Ufo feiert am 9. Mai 2020 seinen 25. Geburtstag. © Günther Goldstein
Erhoffte Mieteinnahmen blieben aus
Die ersten Skizzen soll Colani allerdings Dr. Jochen Drath vorgelegt haben: Ein Ufo aus glasfaserverstärktem Kunststoff, 270 Quadratmeter großer Innenraum, aufgesetzt auf den alten Förderturm der Zeche Minister Achenbach. Das Problem: Wer sollte so etwas bauen?
Der Nordkirchener Bauunternehmer Engelbert Kortmann meldete sich schließlich. „Mich hat die Sache technisch interessiert. Sie erforderte eine Menge Ideen. Außerdem war es eine Chance, unsere Position als Bauunternehmen in Lünen zu stärken“, gab er vor fünf Jahren gegenüber unserer Redaktion zu Protokoll.
Kortmann beschaffte das notwendige Material und half auch bei der Finanzierung des Projekts, indem er den kommunalen Eigenanteil für das Ufo finanzierte und sich im Gegenzug die erhofften Mieteinnahmen abtreten ließ.
Allein, diese Mieteinnahmen flossen nur spärlich - und später gar nicht mehr. Die ursprüngliche Idee, dass Colani selbst mit einer Designerwerkstatt ins Ufo zieht, zerschlug sich schnell. Warum, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen. Die einen sagen, der Designer sei mit der Umsetzung nicht zufrieden gewesen; andere behaupten, er habe nicht die Folgeaufträge bekommen, die er sich aus dieser Region erhofft hatte.
Am Ende sind zwischen 1996 und 2006 zwei Werbeagenturen und ein TV-Sender Mieter im Ufo, danach steht das Objekt leer. 2008 wird das Lüntec für zwei Millionen Euro erweitert und das Ufo zu einer Business-Lounge umgebaut. Seitdem stehen dort hochwertige Designermöbel bereit, um Firmen eine Umgebung für Meetings und Konferenzen zu bieten. Kostenpunkt: 950 Euro pro Tag. Aufgrund von Brandschutzbestimmungen dürfen sich maximal 30 Leute gleichzeitig im Ufo aufhalten.

Vertragsunterzeichnung für das Ufo 1993 im Lüner Rathaus mit (v.l.) Bürgermeister Kurt Denkert, Stadtdirektor Dr. Rudolf Salmen, Luigi Colani und Karl-Heinz Unger, Geschäftsführer der Lüner Wirtschaftsförderung. © Goldstein (A)
Außenstelle des Design-Museums?
Eine Entwicklung, die Aloys Reminghorst traurig macht: „Das ist ein einzigartiges Objekt. Der Turm muss wieder brummen“, sagt er in Anlehnung an ein Zitat von Colani, der 1994 bei der Vorstellung seiner Pläne in Brambauer erklärt hatte, dass der Turm wie zu Zeiten der Zeche „wieder summen“ werde.
Das tut er bis heute nicht, doch laut Reminghorst gibt es Hoffnung, dass am Ende doch alles gut wird.
Denn mittlerweile haben sich in Rheda-Wiedebrück einige Menschen zusammengetan, um ein Colani-Museum am ehemaligen Güterbahnhof zu errichten. Der Designer hatte sich um 1970 in Rheda niedergelassen, was die Stadt nun ausnutzen will. Laut Reminghorst haben sich auch bereits Sponsoren gefunden, die das Projekt unterstützen - und auch einer Ausweitung der Ausstellung auf Brambauer nicht abgeneigt seien. „Das Ufo als Außenstelle des Design-Museums“, umschreibt der Fotograf die Zukunftsvision.
Und nicht nur das: Auch als Eventstandort soll das Symbol des Strukturwandels künftig dienen - und damit nach 25 Jahren endlich seine Bestimmung finden.
Journalist, Vater, Ehemann. Möglicherweise sogar in dieser Reihenfolge. Eigentlich Chefreporter für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen. Trotzdem behält er auch gerne das Geschehen hinter den jeweiligen Ortsausgangsschildern im Blick - falls der Wahnsinn doch mal um sich greifen sollte.
