Nazifreie Zone? Bürgermeister antwortet mit offenem Brief auf unsere Kolumne

Jetzt mal unter uns

„Lünen ist eine nazifreie Zone“ - schrieb Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns in einer Kolumne - was unser Redakteur verharmlosend fand. Auf diesen Vorwurf hat Kleine-Frauns nun geantwortet.

Lünen

02.06.2019, 17:45 Uhr / Lesedauer: 2 min
Die Kolumne des Bürgermeisters

Die Kolumne des Bürgermeisters © Froehling, Marc

In unserer Samstags-Kolumne „Jetzt mal unter uns“ ging es am 1. Juni um einen Beitrag des Bürgermeisters: „Lünen ist nazifrei? Schön wär‘s, Herr Bürgermeister!“ war die Überschrift des Beitrags, in dem unser Redakteur die Annahme von Jürgen Kleine-Frauns widerlegte.

Er nannte Beispiele aus Lünen, die deutlich machten, dass Nazis sehr wohl in Lünen aktiv sind und zog das Fazit, die Aussage des Bürgermeisters sei verharmlosend.

Darauf reagierte jetzt der Bürgermeister in einem offenen Brief, den wir hier in voller Länge veröffentlichen:

Sehr geehrter Herr Fröhling,

mit Bedauern musste ich feststellen, dass Sie in Ihrer Kolumne am Samstag die Aussage „Lünen ist eine nazifreie Zone“, die ich in meiner Kolumne am Freitag veröffentlicht habe, fehlgedeutet haben. Mit dem Satz will ich sagen, dass wir in Lünen keine Nationalsozialisten wollen. Ich wollte damit keinesfalls zum Ausdruck bringen, dass wir in Lünen keine Nazis haben.

Die Annahme, in Lünen gäbe es keine Nazis, stünde ja auch in krassem Widerspruch zu der von mir angeordneten Aktion, die volksverhetzenden Wahlplakate der Partei „Die Rechte“ vor der Europawahl abzuhängen und gegen die Partei Strafanzeige zu stellen. Sie stünde ebenfalls in krassem Widerspruch zur Beteiligung der Stadtverwaltung am Aktionsbündnis gegen Rechts und würde die einzelnen Straftaten mit rechtsextremem Hintergrund in Lünen, die Sie ja in Ihrem Kommentar aufgeführt haben, verharmlosen.

Vielleicht kennen Sie die Aufkleber mit der Aufschrift „nazifreie Zone“? Die sind in meine Augen nicht dafür da, sie wie Etiketten dort hinzukleben, wo keine Nazis sind. Im Gegenteil sollte man sie gerade dort verwenden, wo es Nazis gibt. Der Satz „Lünen ist nazifreie Zone“ ist keine Feststellung. Er ist eine Ansage, ein Appell, eine Botschaft an Menschen mit rechtem, menschenverachtendem Gedankengut: „Ihr seid in Lünen nicht erwünscht!“ Ich bin froh, Bürgermeister einer Stadt zu sein, in der sich alle im Rat vertretenen Parteien und Wählergemeinschaften, viele Vereine, Organisationen und unzählige weitere engagierte Mitglieder der Stadtgesellschaft hinter diese Botschaft stellen.