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Nadja (22) will nach sechs Monaten wieder plastikfrei in Lünen einkaufen: Klappt‘s jetzt?
Umweltschutz
Im Februar hatte Nadja Reinthal versucht, in Lünen plastikfrei einzukaufen. Vor allem Supermärkte hatten da allerdings Nachholbedarf. Und wie sieht es heute aus? Nadja hat‘s getestet.
Ein paar Obstnetze hier, mehrere Jute-Butel da: als Nadja Reinthal im Rahmen unserer neuerlichen Testreihe die Lüner Supermärkte betritt, bekommt sie auf den ersten Blick nicht viel von der Nachhaltigkeit mit, die einem auf der Internetseite versprochen wird (und von der im Februar die Rede war).
In den Regalen von Edeka und Rewe findet die 22-Jährige beispielsweise immer noch plastikverpacktes Obst und Gemüse. Und mit der Brotdose Wurst kaufen, funktioniert im Edeka in Lünen auch nicht.
Umweltschutz auf den zweiten Blick
Dabei sollte der Einkauf mit der Tupperdose im Edeka theoretisch funktionieren. So war zumindest der Stand, als Nadja Reinthal im Februar den Selbstversuch gewagt hatte. Praktisch müssten erst noch Utensilien wie separate Tabletts bestellt und Mitarbeiter geschult werden, sagt Filialleiter Tolga Özkurt später. Die Lüner müssen sich demnach wohl noch in ein paar Wochen gedulden.
Als Nadja zu den Obstregalen kommt, fällt ihr hingegen auf: „Da sind Papiertüten.“ Gleichzeitig hängen allerdings Plastiktüten daneben. „Damit der Kunde selbst entscheiden kann“, so der Leiter der Filiale im späteren Gespräch. Nadja deutet außerdem auf die Plastiketiketten, die auch immer noch viele Obstsorten zieren. „Die würden bei einem plastikfreiem Einkauf auch rausfallen.“
Ein paar Meter weiter entdeckt unsere Testerin einen Lichtblick: Am fünf mal zwei Meter großen Tchibo-Stand findet sie umweltfreundliche Produkte, die ganz ohne Plastikverpackung auskommen. Und noch dazu gibt es Informationen zum Wasserverbrauch einer T-Shirt-Produktion oder zu nachhaltigem Kaffee.
Bio-Gemüse ohne Plastik-Mantel
Die Reise geht weiter und führt Nadja Reinthal in zwei Rewe-Märkte in Lünen. Sowohl an der Cappenberger Straße als auch an der Viktoriastraße setzen die Filialen auf ein nachhaltigeres Denken. „Das kann man am Obst- und Gemüseregal erkennen“, findet Nadja. Filialleiter Michael Hübner erklärt, dass das Bio-Gemüse nun gänzlich ohne den Plastikmantel auskommt. „Immerhin schon mal ein kleines Zeichen“, findet unsere Testerin.
Des Weiteren setzt Rewe auf noch relativ junge Projekte wie Mehrwegfrischnetze und Edelstahl-Trinkhalme, erklärt Pressesprecherin Annika Amshove. Aber auch sie gibt zu, dass diese umweltfreundlichen Alternativen „mehr oder weniger sichtbar“ in den Filialen sind: Die Mehrwegfrischnetze hat Nadja direkt am Eingang gefunden, doch von den Trinkhalmen ist weit und breit erst mal nichts zu sehen. Außerdem sieht Nadja trotz der Mehrwegfrischnetze auch immer noch Plastiktüten, die Kunden zur Verpackung angeboten werden.
Verpackung immer noch in der Überzahl
Als nächstes versucht die 22-Jährige bei Aldi ihr Glück. Der Supermarkt versucht ebenfalls mit nachhaltigeren Wattestäbchen und nicht verpacktem Obst nachzuziehen, jedoch ist das „Plastik-Obst“ in den Lünener Filialen zumindest bei unserem Test weiterhin in der Überzahl.
Auch beim Konkurrenten Lidl kann Nadja zwar ein paar Sorten ohne Plastikverpackung ergattern und in die umweltfreundliche Frischetasche legen, doch auch hier ist Plastik nach wie vor massenhaft vorhanden. „Immerhin bietet Lidl Plastiktüten an, die sich selbst auflösen“, wie uns ein Filialleiter erklärt.
Fazit
So richtig plastikfrei einkaufen konnte Nadja Reinthal in Lünens Supermärkten also immer noch nicht. „Doch das Streben, sich zu verbessern ist vorhanden - mal mehr, mal weniger“, lautet ihr Fazit. In ein paar Jahren ist es dann vielleicht soweit, dass Nadja ihren Einkauf tätigen kann ohne dabei mehr Plastik als Lebensmittel zu kaufen. Ob wir so lange mit unserem nächsten Test warten, ist allerdings unwahrscheinlich.