Nach Tierschutz-Skandalen Kreis Unna fehlt Personal für mehr Kontrollen

Von Kevin Kohues
Nach Tierschutz-Skandalen: Kreis Unna fehlt Personal für mehr Kontrollen
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Gleich zwei Tierschutz-Skandale erschütterten 2021 viele Menschen im Kreis Unna: Schächtungen auf dem Hof Prott in Selm und Tierquälerei in einer Viehsammelstelle der Fleischerei Mecke in Werne. Der Kreis Unna wies seinerzeit den Vorwurf des Behördenversagens von sich, kündigte aber an, Personal aufstocken zu wollen. Im Stellenplan für 2022 schlug sich das deutlich nieder: 14 neue Stellen wurden allein im Veterinäramt geschaffen.

„Wir wollen uns besser aufstellen beim Tier- und Verbraucherschutz, zum Beispiel Kontrollintervalle verkürzen und eine lückenlose Anwesenheit von Tierärzten zum Beispiel bei der Fleischbeschau gewährleisten“, kündigte Kreisdirektor Mike-Sebastian Janke im Herbst 2021 an.

Soll an Routinekontrollen wird nicht erreicht

Ein Jahr später ist freilich eine Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit zu konstatieren. Bisher seien zehn der 14 neuen Stellen besetzt, berichtete Dezernent Torsten Göpfert jetzt im Ausschuss für Gesundheit und Verbraucherschutz. Drei Tierärzte und eine Fachkraft für Lebensmittelkontrollen würden derzeit noch fehlen, die Stellen seien allesamt ausgeschrieben.

„Wir haben eine Fluktuation beim Personal, sowohl altersbedingt als auch zu anderen Arbeitgebern“, räumte Göpfert ein. Die Personalentwicklung und Einarbeitung habe oberste Priorität, das Soll an Routinekontrollen werde daher in 2023 nicht erreicht. „Das müssen wir zurückstellen in einem gewissen Umfang, um eine gute Einarbeitung erreichen zu können“, so Göpfert zur Begründung. Von dem nach den Skandalen ausgerufenen Ziel, Kontrollintervalle von Betrieben sogar zu verkürzen, ist der Kreis Unna also in der Praxis noch ein gutes Stück entfernt.

Fachkräftemangel: Kreis Unna steht in hartem Wettbewerb

Es sei zwar ohnehin nicht geplant gewesen, alle Stellen sofort zu besetzen, sondern das Verfahren im Sinne der Einarbeitung – frei nach dem Motto „Nicht alle auf einmal“ – etwas zu strecken. „Aber trotz mehrerer Ausschreibungen ist es uns bis heute nicht gelungen, alle Stellen mit geeigneten Bewerbern zu besetzen“, so der Dezernent.

Das Problem des Fachkräftemangels ist freilich keines, das der Kreis Unna exklusiv hat. Andere Behörden suchen ebenfalls qualifiziertes Personal, ebenso wie die Wirtschaft. Das Land NRW bilde derzeit nur sehr wenige Veterinärreferendare aus und das verschärfe die Situation zusätzlich. „Wir gehen längst auch selbst jenseits von Ausschreibungen auf Menschen zu, die wir kennen und fragen sie: Hast du nicht Lust für uns zu arbeiten? Auf diesem Wege haben wir immerhin auch schon zwei Tierärzte gewonnen“, erklärte Göpfert.

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