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Bei Alkoholsucht bitte wieder genau hinsehen - und helfen
Meinung
Suchtkranke brauchen Hilfe - vor allem in Form von menschlicher Nähe und Begleitung. Das war in der Pandemie schwierig, wird nun aber wieder möglich. Unser Autor meint: Wir müssen alle hinsehen.
Es gehört eine Menge Überwindung dazu, sich einzugestehen, dass man ein Problem hat. Nochmal schwieriger ist es, zu akzeptieren, dass man dieses Problem nicht alleine lösen kann. Und wer diesen Punkt erreicht hat, muss immer noch den Schritt tun und sich Hilfe suchen.
Gerade dieser Schritt ist es, an dem viele Menschen scheitern. Denn viele verbinden mit diesem Schritt das Eingeständnis von Schwäche (obwohl er eigentlich das exakte Gegenteil bedeutet). Durch die Corona-Pandemie wurden nicht nur die Selbsthilfegruppen in ihrer Arbeit stark eingeschränkt.
Mit der Reduzierung der sozialen Kontakte ging nämlich auch ein Stück weit die soziale Kontrolle verloren, die Freundeskreise und auch Familienangehörige ausüben. Dort fällt eher auf, wenn ein Mitglied dieses Kreises an Problemen leidet.
Und dann ist auch eher das Angebot da, ihm oder ihr unter die Arme zu greifen, einen Therapeuten zu vermitteln oder eine Selbsthilfegruppe zu informieren. Deshalb ist es jetzt, wo es langsam wieder lockerer wird, umso wichtiger, dass wir alle ganz genau hinschauen.
Nicht auf die Menge, die getrunken wird. Sondern wir müssen uns auf die Gesichter, auf die Gesten, auf die versteckten Botschaften konzentrieren. Und dann auch wirklich helfen, wenn es akut wird. Gut möglich, dass wir das alles während der Pandemie nämlich verlernt haben.
Journalist, Vater, Ehemann. Möglicherweise sogar in dieser Reihenfolge. Eigentlich Chefreporter für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen. Trotzdem behält er auch gerne das Geschehen hinter den jeweiligen Ortsausgangsschildern im Blick - falls der Wahnsinn doch mal um sich greifen sollte.
