
© Günther Goldstein
Mercedes-Fläche in Lünen: Wichtiger Schritt auf dem Weg zur Bebauung
Stadtentwicklung
Das zentralste Bauprojekt Lünens hat eine wichtige Etappe genommen: Der Planungsausschuss hat dem Bebauungsplanentwurf für das Linden-Quartier auf der Mercedes-Fläche zugestimmt. Trotz Kritik.
Wüst und leer liegt sie da am südlichen Eingangstor zur Innenstadt: die etwa einen Hektar große ehemalige Mercedes-Fläche. Nach der Verlagerung des Autohauses 2018 und dem Abbruch der Gebäude vor fast eineinhalb Jahren war das Grundstück an der Ecke Kurt-Schumacher-Straße und Viktoriastraße (B54) frei geworden: ein viel gepriesenes Filet-Grundstück an der meist befahrenen Kreuzung der Stadt. Kein anderes Innerstädtisches Bauvorhaben beschäftigt seitdem die Stadt mehr als die Gestaltung dieser Fläche. Jetzt gibt es einen entscheidenden Schritt nach vorne.
60 barrierefreie Wohnungen am Wasser
Der Stadtplanungsausschuss hat in seiner jüngsten Sitzung (30.11.) grünes Licht gegeben für den Bebauungsplanentwurf. Der Bauverein möchte im Herbst 2022 damit beginnen, auf der von der Stadt Lünen erworbenen Fläche das sogenannte Linden-Quartier zu bauen: zwei Wohngebäude mit 60 barrierefreien Wohnungen sowie ein Wohn- und Geschäftshaus mit Büros, einer Wohngemeinschaft, Gastronomie im Erdgeschoss und Tiefgarage. Auf dem Dach dieser Tiefgarage, also im Innenhof des Gebäude-Ensembles, soll es eine beruhigend wirkende und kühlende Wasserfläche geben. Daher der Name des Projekts, das der Bauverein mit 36 Millionen Euro beziffert (inklusive des Grundstückspreises, den Stadt und Bauverein nie öffentlich gemacht hatten: Wohnen am Wasser.
Trotz des Beschlusses des Fachausschusses ist noch nicht alles in trockenen Tüchern. Die Stadtverwaltung wird die Pläne jetzt öffentlich auslegen. Anders als ursprünglich geplant, hatte es, um Zeit zu sparen, zuvor noch keine formale Beteiligung der Öffentlichkeit gegeben - aber eine Unterrichtung. Coronabedingt hatte es eine Online-Veranstaltung zu dem Projekt gegeben. Anschließend bestand Gelegenheit, dazu Stellung zu beziehen: ein Angebot, das innerhalb der genannten dreiwöchigen Frist aber niemand wahrgenommen hatte. Die Ausschussmitglieder hatten dagegen sehr wohl Redebedarf. Zwei Stichworte fielen dabei besonders oft: soziale Durchmischung und Rasengittersteine.
Öffentlich geförderte Wohnungen in der Nähe
„Die soziale Durchmischung ist nicht gegeben“, sagte Andreas Dahlke (GFL). Deshalb werde seine Wählergemeinschaft auch gegen den Bebauungsplanentwurf stimmen - am Ende als einzige politische Gruppe. Auch Tessa Schächter von den Grünen merkte das kritisch an. Tatsächlich war die Sache ursprünglich anders geplant: Der Stadtrat hatte gefordert, dass 20 Prozent der Wohnungen öffentlich gefördert sein müssten. Angesichts der dramatisch gestiegenen Baupreise hatte der Bauverein etwas anderes vorgeschlagen: Keine Sozialwohnungen im Linden-Quartier, dafür aber eine Verlängerung der Bindungsfristen für Sozialwohnungen ganz in der Nähe wie etwa am Christinentor - und das entsprechend einer Quote von 30 Prozent.
Die Rasengittersteine lagen Andreas Dahlke besonders am Herzen. Ob sie bei den Zuwegungen Verwendung finden werde, wollte der stellvertretende GFL-Vorsitzende wissen: eine Frage, die laut Verwaltung zu sehr ins Detail gehe und noch nicht Bestandteil des Bebauungsplanentwurfs sei. Etwas anderes dagegen schon: eine Frage der Zuwegung.
Der Bauverein möchte gerne einen Bereich von der Stadt kaufen, der bis 2017 für die damals morsch gewordene und abgerissene Fußgängerbrücke zu Theater, Hansesaal und Rundsporthalle genutzt wurde: „Zur Sicherung der inneren verkehrlichen Erschließung in Form einer geplanten Umfahrung“, wie es heißt. Martina Förster-Teutenberg (SPD) wies darauf hin, dass die Fläche möglicherweise für einen E-Bike-Parkplatz oder eine Ladestation benötigt werde und sich die Stadt nicht zu leicht von ihr trennen sollte: etwas, das die CDU, genauso sah.
Klaus Lamczick (SPD) appellierte abschließend, „auch mal zu sagen, dass sich das Projekt hervorragend in die Bebauung einfügen wird“.
Leiterin des Medienhauses Lünen Wer die Welt begreifen will, muss vor der Haustür anfangen. Darum liebe ich Lokaljournalismus. Ich freue mich jeden Tag über neue Geschichten, neue Begegnungen, neue Debatten – und neue Aha-Effekte für Sie und für mich. Und ich freue mich über Themenvorschläge für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen.
