„Die Lager der Mühlen sind voll“, sagt Wilhelm Kanne jun., Chef der Bäckerei Kanne im Geistwinkel. Die Einkaufspreise für Getreide hätten sich inzwischen aber fast verdoppelt. © Goldstein (A)
Ukraine-Krieg
Mehl ist Hauptrohstoff der Bäckerei Kanne: „Die Märkte spielen verrückt“
Der Ukraine-Krieg lässt Energie- und Getreidepreise in die Höhe schießen. In manchen Supermärkten ist Mehl knapp. „Die Märkte spielen völlig verrückt“, sagt Bäckermeister Wilhelm Kanne.
Verbraucher hamstern: In manchen Supermärkten sind Sonnenblumenöl und Mehl knapp. Händler verkaufen mitunter nur noch abgezählte Flaschen oder Pakete, wenn überhaupt. Häufig bleiben die Regale ganz leer. Die Ukraine und Russland sind wichtige Lieferanten von Öl und Weizen. Jetzt ist Krieg.
Für die Traditionsbäckerei Kanne mit ihren 27 Filialen in Lünen, Selm und Umgebung ist Getreide der Hauptrohstoff. Wilhelm Kanne, Chef des Familienunternehmens, hat die Märkte immer im Blick. Doch im Moment, sagt er, spielten sie völlig verrückt. Vor allem beim Preis. Schon die Corona-Krise habe die Spirale nach oben gedreht, der Krieg der großen Getreidelieferanten Ukraine und Russland setze den Markt weiter unter Druck. Inzwischen seien für ihn die Einkaufspreise im Vergleich zum Vorjahr fast um das Doppelte gestiegen.
Regionaler Weizen
Kanne verarbeitet ausschließlich Bio-Getreide in seinen Produkten. Die Lager der Mühlen seien voll, sagt er. Der Lüner Bäcker bezieht den wichtigen Rohstoff nicht aus der Ukraine oder Russland. „Dieser Weizen geht eher in die arabischen Länder oder nach Afrika“, sagt er. Das Mehl für seine Brötchen, Brote und Backwaren kommt aus Europa und Deutschland, vielfach aus regionaler Produktion und von Vertragsbauern.
Nur Bio-Getreide wird in der Traditionsbäckerei Kanne (Archivbild) verarbeitet. © Sebastian Schulte (A)
„Wir arbeiten mit langjährigen Lieferanten zusammen, von denen wir auch die Qualität bekommen, die wir brauchen“, erläutert Kanne. Momentan gebe es noch Liefersicherheit. Für Neukunden sähe das ganz anders aus. Aber nicht, weil die Mengen nicht da wären, sondern weil die Märkte verrückt reagierten.
Preise erst im Februar erhöht
Verrückt spielten auch die Preise, ähnlich wie an den Tankstellen. Wilhelm Kanne bekomme fast täglich Schreiben von Lieferanten, „bei denen man rote Ohren bekommt“, sagt er. So etwas habe er noch nicht erlebt. Eigentlich müsse er jeden Tag andere Brötchenpreise nehmen.
Im Februar hat das Unternehmen die Kosten weitergegeben, seitdem kostet ein Brötchen 3 Cent mehr und jetzt 36 Cent. Zurzeit erlebe Kanne Mehrkosten auf voller Bandbreite, bei Energie und den Rohstoffen. Man versuche, das so weit wie möglich zu kompensieren, sagt der Chef. „Wir gucken da sehr differenziert.“ Doch das ginge auch nur bis zu einem gewissen Grad.
Sonnenblumenöl bei Kanne ein Randprodukt
Sonnenblumenöl spiele bei Kanne eher eine untergeordnete Rolle. „wir arbeiten viel mit Butter.“ Dass hierzulande das Öl knapp werde, sei eher ein logistisches Problem. „Die Ware ist vorhanden, kommt aber nicht hierher“, weiß Kanne.
Wie es künftig sein werde, wenn in der Ukraine und in Russland nicht mehr ausgesät werden kann, dazu möchte Wilhelm Kanne keine Prognose wagen. „Ich kann nicht in die Glaskugel gucken“, sagt er. Die Situation sei sehr schwierig. Da könne noch einiges nachkommen.
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