Im Naturschutzgebiet In der Laake steht die Holzhütte des Tierschutzvereins. © Peter Fiedler
Katzen-Hütte im Naturschutzgebiet
Lüner Tierschutzverein zum zweiten Mal in Not: „Werden bedroht und beschimpft“
An der Sedanstraße musste der Tierschutzverein Lünen seine Fütterungsstelle für Katzen aufgeben, weil dort Wohnungen gebaut werden. Ein Ersatz wurde gefunden. Doch wieder droht das „Aus“.
Etwa fünf alte, wildlebende Katzen füttert der Tierschutzverein Lünen regelmäßig an der kleinen Holzhütte unweit der Straße Brückenkamp. „Die sind uralt, die haben keine Zähne mehr und können nicht jagen“, sagt Vorsitzende Stefanie Hirschfelder.
Doch der Verein hat jetzt ein Riesenproblem: Der Tierschutz kollidiert mit dem Naturschutz. Am Weg zur Hütte steht unübersehbar das grün-weiße Schild: „Naturschutzgebiet In der Laake“. Der für Naturschutzgebiete zuständige Kreis Unna ist alarmiert. „Bauliche Anlagen wie die Holzhütte im Naturschutzgebiet zu errichten, ist nicht erlaubt. Dass die Hütte dort stehen bleiben kann, ist äußerst unwahrscheinlich“, erklärt auf Anfrage Constanze C. Rauert, Sprecherin des Kreises Unna. Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen? Das ist eine längere Geschichte - mit widersprüchlichen Aussagen der Beteiligten.
2018 erstmals in Not
Begonnen hat diese Geschichte 2018, als der Tierschutzverein die von ihm auf einem Gelände der Stadtwerke an der Sedanstraße gepachtete Parzelle mit der Fütterungsstelle räumen musste. Auf der Fläche sollen Wohnungen gebaut werden. Der Tierschutzverein wandte sich mit einem Hilferuf an die Stadt, an die Stadtwerke, an die Öffentlichkeit. Eine Ersatzfläche musste dringend her. Die Stadtwerke kümmerten sich „Sie haben uns drei Flächen angeboten, aber nur eine kam für uns in Frage“, so Stefanie Hirschfelder. Nämlich jene im Naturschutzgebiet.
Die Stadtwerke bestätigen, dass der Tierschutzverein und die Stadtwerke-Tochter SL Grundbesitz „auf Anfrage des Tierschutzvereins“ für die Fläche einen Pachtvertrag geschlossen haben. „In § 4 ist geregelt, dass die Fläche zur Katzenbetreuung genutzt wird“, teilt Stadtwerke-Sprecherin Jasmin Teuteberg mit.
Laut Stefanie Hirschfelder vom Tierschutzverein ließ der Verein dort im November 2018 eine Holzhütte für die Katzenfütterung bauen. „Wir haben dann die Katzen von der Sedanstraße umgesiedelt“, sagt sie.
Stefanie Hirschfelder an der früheren Fütterungsstelle auf dem Gelände Sedanstraße. Auch dort stand eine Holzhütte. © Martina Niehaus
Auch an der Sedanstraße gab es übrigens eine Holzhütte, von der aus die Vierbeiner gefüttert wurden. Am neuen Standort würden die Katzen-Methusalems versorgt und „ein paar andere Katzen, die uns nicht gehören“. Die regelmäßige Fütterung habe sie angelockt.
Leserbrief: „Auf Anraten der Stadtverwaltung“
Unsere Redaktion wird im März 2019 durch einen Leserbrief auf das Thema aufmerksam. Darin heißt es: „Da wird auf Anraten der Stadtverwaltung von einem Lüner Verein ein Gebäude im Naturschutzgebiet In der Laake errichtet. Dass das illegal ist, scheint in Lünen niemand zu interessieren.“
Die eingezäunte Hütte ist der Stützpunkt der Tierschützer für die Katzenfütterung. © Peter Fiedler
Mit diesem Vorwurf konfrontiert, erklärt Stadtsprecher Benedikt Spangardt, die Stadt habe nichts von der Holzhütte im Naturschutzgebiet gewusst. Die Ordnungsbehörde werde das jetzt prüfen. Angeraten habe die Stadt auch nichts. Kenntnisstand der Verwaltung sei, dass die Fläche von der SL Grundbesitz an den Tierschutzverein verpachtet worden sei, „allerdings als Freifläche.“
Stadtwerke wussten angeblich nichts von der Hütte
Die Stadtwerke, nach deren Angaben die Tochter SL Grundbesitz den Pachtvertrag „zur Katzenbetreuung“ mit dem Tierschutzverein geschlossen hat, wollen von der Existenz der Hütte erst jetzt, durch die Anfrage unserer Redaktion erfahren haben. So behauptet es Sprecherin Jasmin Teuteberg.
Stefanie Hirschfelder, Vorsitzende des Tierschutzvereins Lünen. © Günter Blaszczyk
„Sowohl die Stadt wie auch der Verpächter wissen über den Bau Bescheid“, behauptet hingegen Stefanie Hirschfelder, die Tierschutzvereins-Vorsitzende. Schriftliches über den Pachtvertrag hinaus habe sie nicht. Wie auch: Eine Baugenehmigung in einem Naturschutzgebiet wäre rechtswidrig. „Tierschutz ist doch auch Naturschutz“, sagt Hirschfelder. Sie hatte offenbar auf eine Duldung durch die Behörden gehofft, nach dem Motto: „Wo kein Kläger, da kein Richter.“
Kreis plant Ortstermin, um nach Lösungen zu suchen
Doch Kläger gibt es, und laut Hirschfelder nicht nur einen: „Seit Anfang Januar werde ich bedroht, beschimpft und angezeigt, ich finde es gruselig. Keiner hat mit mir das Gespräch gesucht.“ Die Biologische Station, die das Naturschutzgebiet für den Kreis Unna betreut, habe „angezeigt, dass dort eine Hütte steht“, teilt Kreissprecherin Constanze C. Rauert dazu mit. Daraufhin habe der Fachbereich Natur und Umwelt des Kreises Unna dem Tierschutzverein eine Anhörung geschickt, „um den Sachverhalt zu klären“. Auch ein „zeitnaher Ortstermin mit allen Beteiligten“ sei in Planung. Man wolle nach Lösungen suchen, „wie etwa einen alternativen Standort außerhalb des Naturschutzgebietes“.
Auch Stefanie Hirschfelder hofft auf eine Lösung beim Ortstermin. Vor allem im Sinne der Katzen und des Tierschutzes.
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