Wie gehen die Lüner mit den steigenden Coronazahlen um? Wir haben uns in der Innenstadt umgehört. © Nora Varga
Steigende Inzidenzwerte
Lüner meiden vor Corona-Winter Menschenmassen und sind skeptisch
Eine Umfrage in der Lüner Innenstadt zeigt: Viele Bürger meiden Menschenmassen und schränken sich in einigen Bereichen ein. Gastronomen spüren einen Effekt durch zunehmende Inzidenzen.
Die Inzidenzwerte gehen wieder nach oben. Obwohl die Mehrheit der Deutschen doppelt geimpft ist, zeigt sich, dass die Corona-Pandemie noch nicht überwunden ist. Am Freitagmorgen (5.11.) meldete das RKI 37.120 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Ein neuer ein Höchstwert, nachdem bereits am Donnerstag der Rekord für die meisten neu gemeldeten Coronafällen innerhalb eines Tages geknackt wurde. Im Kreis Unna und in Lünen entwickeln sich die Infektionszahlen aktuell ebenfalls nach oben, wenn auch weniger stark als im bundesweiten Vergleich. Während die deutschlandweite 7-Tages- Inzidenz am Freitag laut RKI bei 169,9 liegt, beträgt sie in Unna 68,3. 71 neue Fälle meldete das Kreisgesundheitsamt am Donnerstag, 15 davon aus der Lippestadt.
Bei Gesprächen mit Menschen in der Lüner Innenstadt zeigt sich dennoch: Viele Lüner lassen weiterhin in einigen Bereichen Vorsicht walten.
Alicia Krings vermeidet größere Treffen mit Freunden, geht aber wieder ins Fußballstadion. © Bastian Becker
2G-Regel und schärfere Kontrollen gefordert
Horst Brinker geht mit seiner Frau Regina zumindest weiter ins Restaurant. „Das ist sicherlich ein Risikofaktor, aber wir sind doppelt geimpft“, meint der 64-Jährige. Grundsätzlich hat er aber schon Bedenken, sich mit dem Virus zu infizieren. Die beiden machen gerne Urlaub im Ausland, verzichten derzeit aber darauf, weil die Lage ihnen zu unsicher scheint, und warten, bis die Inzidenzen wieder sinken.
„Wenn man mich fragt, würde ich die 2G-Regel generell einführen. Im Moment weiß keiner mehr, wo er eine Maske tragen soll“, beklagt Horst Brinker die Unklarheit. Regina Brinker würde sich schärfere Kontrollen der Corona-Regeln wünschen. „Das passiert noch nicht mal stichprobenartig“, so ihr Gefühl.
Maskenpflicht nicht bei allen präsent
Silke Sander meidet grundsätzlich Menschenansammlungen in geschlossenen Räumen. „Ich bin zwar geimpft, gehe aber nicht ins Restaurant und auch nicht ins Kino. Egal ob 2G oder 3G, mir ist das Risiko einfach zu groß“, erläutert die 49-Jährige. Damit sich das ändert, müsse die Impfquote noch deutlich steigen.
Die Verkäuferin erlebt an ihrem Arbeitsplatz täglich, dass nicht bei allen das Bewusstsein für die Risiken ausgeprägt ist. „Schlimm genug, dass man die Leute immer noch auf die Maskenpflicht aufmerksam machen muss“, findet sie. Ihr Kollege Timo Gessele kann ihr nur zustimmen und stellt fest: „Viele glauben, dass sie nach ihrer Impfung keine Maske mehr brauchen. Wir müssen jeden Tag mehrmals Leute darauf hinweisen.“
Silke Sander geht neben der Arbeit nur zum Einkaufen und Spazieren aus dem Haus. Damit will sie auch ihren noch nicht geimpften Sohn schützen. Die Abschaffung der Maskenpflicht in Schulen kann die Mutter überhaupt nicht nachvollziehen: „Das wird dazu beitragen, dass die Coronazahlen weiter zunehmen.“
Trotz Hygienemaßnahmen weniger Gäste in Restaurants
Die Zurückhaltung der Lüner merken auch die Gastronomen in der Innenstadt. „Wir haben Anfang des Monats und heute ist fast nichts los. Wenn die Inzidenzen steigen, merken wir das definitiv“, berichtet Kiymet Zorlu, Inhaberin des „Carlson“ an der Langen Straße.
Eine Umstellung auf 2G würde das Restaurant nur im Notfall mitmachen. „Zu uns kommen viele Schüler, die noch nicht geimpft sind. Dann bräuchten wir den Laden gar nicht aufmachen“, verdeutlicht die Inhaberin. Sie würde sich wünschen, dass die derzeit laufende Boosterimpfung möglichst schnell durchgeführt wird.
Aldo Rizzo merkt, dass einige Gäste zu Hause bleiben. Andere kommen früher als sonst. © Bastian Becker
Auch Aldo Rizzo, Inhaber der Pizzeria La Piccola, macht die aktuelle Entwicklung zu schaffen. „Ich habe einige Gäste, die vorsichtig sind. Wenn ich sie auf der Straße treffe, sagen sie mir, dass ihnen der Laden zu klein ist“, erzählt der Gastronom. Einige Gäste würden auch früher kommen, um die Hauptgeschäftszeiten zu meiden. Er könne nur die Hygienevorschriften umsetzen und hoffen, dass sich viele impfen lassen. Die Plexiglasscheiben, die zwischenzeitlich im Lokal hingen, seien noch einsatzbereit. „2G würde ich auf jeden Fall umsetzen. Wir brauchen mehr Impfungen“, unterstreicht Rizzo. Er selbst hatte sich trotz doppelter Impfung mit dem Virus infiziert, eines seiner Kinder habe eine Woche mit Fieber und Übelkeit gekämpft.
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