Werner Tischer (l.) und Frank Ragutt haben nach der Ausstellung über Leben und Arbeit der Künstler-Familie Mergenthal nun auch ein Buch über das Künstler-Paar und dessen Werk geschrieben.

Werner Tischer (l.) und Frank Ragutt haben nach der Ausstellung über Leben und Arbeit der Künstler-Familie Mergenthal nun auch ein Buch über das Künstler-Paar und dessen Werk geschrieben. © Beate Rottgardt (Archiv)

Lüner schreiben Buch: Als Kunstwerke im Theater die Menschen empörten

rnWerner Tischer und Dr. Frank Ragutt

Kunstwerke im Lüner Hilpert-Theater brachten zwei Lüner dazu, sich mit dem Künstler zu beschäftigen. Aus der Neugier wurde schnell mehr - eine Ausstellung und jetzt auch ein Buch.

Lünen

, 27.07.2022, 12:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Architektur und Kunst in Lünen - diese Themen interessieren Werner Tischer seit langem. Der engagierte Politiker widmet sich bei seinen Stadtführungen besonders gerne zwei Gebäuden, die unter Denkmalschutz stehen: Dem Rathaus und dem Heinz-Hilpert-Theater. Im von Architekt Gerhard Graubner entworfenen Theater entdeckte der heute 79-Jährige zwei Kunstwerke, die ihn zunächst vor Rätsel stellte. Dann fand Tischer heraus, dass die beiden Orpheus-Wandskulpturen von Kurt Mergenthal und einem Kollegen stammen.

So erfuhr er auch, dass Architekt Graubner Mergenthal und dessen Kollegen schon vor dem Auftrag fürs Lüner Theater kannte. Die damals jungen Künstler gestalteten auch Werke für die Stadthalle in Mülheim.

Empörung über Kunstwerke

Die Orpheus-Darstellungen sorgten Ende der 50er-Jahre, in denen das Theater entstand, für Empörung bei den Lünern. Solch moderne Kunst war damals nicht gefragt: „Dazu habe ich auch entsprechende Zeitungsausschnitte gefunden.“ Umso mehr faszinierte Tischer Jahrzehnte später die Mergenthal-Kunst und er begann zu recherchieren, wer denn dieser Künstler ist. „Wenn man im Internet nachschaut, findet man zunächst nur lauter Informationen über den Schauspieler Kurt Mergenthal, der in so manchem bekannten Film mitwirkte“, so Tischer.

Werner Tischer mit einem Objekt, das von Helga Mergenthal stammt und auch in der Ausstellung gezeigt wurde.

Werner Tischer mit einem Objekt, das von Helga Mergenthal stammt und auch in der Ausstellung gezeigt wurde. © Beate Rottgardt (Archiv)

Doch er gab nicht auf: „Ich hatte Feuer gefangen und fand die Künstler-Familie schließlich im Landkreis Bad Tölz in Bayern.“ Tischer reiste kurzentschlossen in den Süden und lernte Kurt Mergenthal und seine Frau Helga noch kennen. Das Paar starb im Juni 2018, nur wenige Wochen nacheinander. Ihr Sohn Stefan, ebenfalls Künstler wie die Eltern, war schon 2005 im kleinen Örtchen Attenham gestorben.

Ende 2018 organisierte Tischer, zusammen mit seinem langjährigen guten Freund Dr. Frank Ragutt (49) eine Ausstellung in der Stadtgalerie Lünen über das Leben und Werk der Künstler-Familie. Nun haben Tischer und Ragutt ein Buch über Leben, Wirken und Kunst der drei Mergenthals geschrieben und mit vielen Fotos aus der Ausstellung versehen.

Das Buch ist auch in den Lüner Buchhandlungen erhältlich. Im Herbst wird es in Mergenthals Heimat im Kreis Tölz in der Nähe des Starnberger Sees offiziell präsentiert. Die Vorbereitungen laufen derzeit. Wahrscheinlich wird das Buch auch von entsprechenden Instituten für deren Archive verwendet werden.

Werner Tischer und Dr. Frank Ragutt haben das Buch über "Mergenthal" geschrieben.

Werner Tischer und Dr. Frank Ragutt haben das Buch über "Mergenthal" geschrieben. © Beate Rottgardt

Tischer hat mit Erlaubnis der Familie Mergenthal zahlreiche Unterlagen gesichtet und in Lünen auch geordnet. „Diese ganzen Unterlagen werden natürlich wieder an die Familie zurückgehen. Aber die Kinder waren froh, dass sich jemand um diese schriftlichen Nachlässe der Mergenthals kümmert.“ Für Tischer und Ragutt war es faszinierend, sich ausführlich mit dem Leben und Werk der drei Künstler zu beschäftigen. Auch im Archiv der Akademie der Künstler durfte Tischer - mit Erlaubnis der Mergenthal-Erben - Unterlagen zur Familie Mergenthal sichten.

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Das Leben der vielseitig talentierten Künstler sei „eine spannende Geschichte“, so Tischer. Kurt, Helga und Stefan Mergenthal seien ihre eigenen Wege gegangen. Als der Künstler in den 60er-Jahren die Insel Elba für sich entdeckte, habe er sofort Feuer für Land und Leute gefangen. Tischer: „Er kaufte eines der Häuser, das damals eine Ruine war, und baute es nach alten Plänen wieder auf.“ Damit begründete er einen Boom, denn seinem Beispiel folgten viele Insulaner, die ihre Ruinen auch wieder erneuerten. Mergenthal wurde Ehrenbürger der Stadt auf Elba, in der er eine zweite Heimat fand, und auch Ehrenmitglied im dortigen Kunstverein, war hoch angesehen auf der Insel, auf der er sein persönliches Paradies fand.

Werner Tischer und Dr. Frank Ragutt: Mergenthal - Leben - Wirken - Kunst, 114 S., 30 Euro, ISBN 978-3-00-069762-3
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