Sigrid Grajek in einer Szene aus ihrem neuen Theaterstück, das im Januar in Berlin Premiere hatte. © Dorothea Tuch
Corona-Krise
Lüner Schauspielerin: „Würde auch Regale im Supermarkt auffüllen“
Im Januar feierte Schauspielerin Sigrid Grajek mit ihrem neuen Stück Premiere. Drei erfolgreiche Termine folgten. Dann kam Corona. Die Lünerin und Wahl-Berlinerin musste umdenken.
Einen Image-Wechsel wagte Sigrid Grajek mit ihrem Stück „Eine Stadt im Taumel“ über Berlin in den 20er-Jahren. Lange und hart arbeitete die aus Lünen stammende Schauspielerin an diesem Stück. „Alles ist ein bisschen ernster als bisher von mir gewohnt“, erzählt die 56-Jährige. Mit „zitterndem Herzen“ ging´s im Januar in die Premiere. „Die Zuschauer waren begeistert.“ Drei mal ausverkauftes Haus in Berlin.
Dann kam die Corona-Krise. Vier geplante Termine mussten abgesagt werden. „Das tat mir richtig weh“, bekennt Sigrid Grajek. Aber sie sagt auch „Ich habe immer auf kleinem Fuß gelebt, jetzt ist es noch etwas kleiner.“ Was ihr wirklich fehlt, ist es, auf der Bühne zu stehen.
Finanzielle Hilfen vom Land Berlin
Ihr Glück sei, dass sie nur für sich selbst verantwortlich sei. „Kollegen mit Familie, die vielleicht auch noch Haus oder Auto abbezahlen müssen oder ein Büro führen, haben es viel schwerer.“ Die Schauspielerin bekam auf Antrag finanzielle Hilfen vom Land Berlin. Dort war es von Anfang an so, dass das Geld auch für den Lebensunterhalt verwendet werden durfte.
Die Schauspielerin kann derzeit nicht auf der Bühne stehen. © Dorothea Tuch
Ihre Vielseitigkeit hilft der Wahl-Berlinerin in dieser Zeit. Sigrid Grajek unterrichtet auch Nachwuchs-Schauspieler. Eine Unterrichtseinheit in Sachsen war schon vor Corona geplant. „Die musste verschoben werden, aber ich konnte jetzt nach Sachsen fahren und dort eine Schauspiel-Klasse im Einzelunterricht auf die Prüfungen vorbereiten.“
Auch als Trauerrednerin hat sie jetzt Geld verdient. „Ich überlege, ob ich daraus künftig noch mehr machen kann.“ Denn auch die vielen kleinen Veranstaltungen, bei denen sie in ihrer Paraderolle als Claire Waldoff auftritt, fallen seit Beginn der Corona-Krise weg.
„Es wären viele Auftritte vor allem in Senioreneinrichtungen gewesen, das ging ja alles gar nicht.“ Der letzte Auftritt war am 12. März, einen Tag vor dem Lockdown. „Ich würde das alles später gerne nachholen. Aber das wird dauern, weil die Senioreneinrichtungen ja für Fremde wohl noch länger geschlossen bleiben werden.“
Anrufe von Veranstaltern
Aber es gibt auch Hoffnungsschimmer. Wie Anrufe von den Veranstaltern, die fragen wie es Sigrid Grajek und ihrer Pianistin geht, ob sie sich über Wasser halten können und die Mut machen, dass die Auftritte nächstes Jahr oder vielleicht schon rund um Weihnachten nachgeholt werden könnten.
Am 3. Juni sollte die Lünerin, die seit 1983 in Berlin lebt, aber noch oft in ihrer Heimatstadt auftritt, mit dem Claire-Waldoff-Programm an der Uni in Fulda gastieren. Auch das wurde abgesagt. „Ich versuche so gelassen wie möglich zu bleiben. Und ich halte auch die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus für notwendig. Theater sind nun mal Orte, an denen Menschen sehr lange und sehr eng beieinander sitzen- das ist ein Risiko.“ Ein Auditorium mit Masken kann sie sich nicht vorstellen.
Einen „Berliner Abend“ gestaltete die Lünerin und Wahl-Berlinerin Sigrid Grajek vor einiger Zeit in Brambauer. © Diethelm Textoris (A)
Dafür aber, Jobs, die mit Schauspiel nichts zu tun haben. „Ich hätte kein Problem damit, im Supermarkt Regale aufzufüllen“, um finanziell über die Runden zu kommen. Solidarität sei das Gebot der Stunde, sagt Sigrid Grajek.
Ihr fehlt der persönliche Kontakt zu ihrer Mutter in Lünen, die im Juni 85 wird. „Im Februar war ich zuletzt da. Wir hatten schon ein komisches Gefühl und ich hab deshalb Vorräte für sie gekauft.“ Das Bahnticket für März war schon gebucht, doch die Fahrt musste Sigrid Grajek auf unbestimmte Zeit verschieben: „Wir telefonieren täglich.“
In Selbst-Quarantäne
Nach der Reise nach Sachsen hat sich Sigrid Grajek in eine zehntägige Selbst-Quarantäne begeben: „Abstandsegeln einhalten und Mundschutz tragen ist für mich eine Frage des Respekts anderen Menschen gegenüber. Über diese verschwörungstheoretischen Ansätze und die Suche nach Schuldigen kann ich nur den Kopf schütteln.“
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