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Lüner Psychologe Christian Lüdke drehte fürs ZDF: „Für mich war Klaus Kinski ein Tyrann“
ZDF-Sendung
Das war ein ungewöhnlicher Auftrag für den bekannten Lüner Psychologen Dr. Christian Lüdke - er sollte fürs ZDF Schauspieler Klaus Kinski analysieren. Die Sendung läuft am Sonntag (26.1.).
Seine Wutausbrüche sind legendär. Egal ob bei Dreharbeiten oder bei Talkshows und auf der Bühne - Schauspieler Klaus Kinski rastete regelmäßig aus. Das war aber nur eine seiner dunklen Seiten. Vor einigen Jahren warf ihm seine älteste Tochter Pola vor, sie als Kind vergewaltigt zu haben.
Am Sonntag (26.1.) gibt es im ZDF eine besondere Dokumentation über Kinski mit dem Titel „Klaus Kinski - Weltstar und Tyrann“. Zu sehen in der Reihe „History“ um 23.45 Uhr. Und da spielt ein Lüner wichtige Rolle.

Dr. Christian Lüdke drehte im Lüntec mit dem Regisseur und Autor Uli Weidenbach für dessen Film über Klaus Kinski. © Beate Rottgardt
Der bekannte Psychologe Dr. Christian Lüdke wird in der Sendung ein Psychogramm des Schauspielers zeichnen, für den der Begriff „Genie und Wahnsinn“ erfunden worden schien.
Gedreht wurde in Lünen, im Lüntec, im Spätsommer 2019. „Der Regisseur und Autor des Films, Uli Weidenbach, hatte mich angefragt“, so Lüdke. Beide hatten schon bei einer anderen Dokumentation fürs ZDF zusammen gearbeitet. Dabei ging es um die Geiselnahme in der Landeszentralbank.
Weidenbach bat Lüdke, sich Kinski aus psychologischer Sicht zu nähern. Dafür bekam der Lüner jede Menge Filmmaterial über die Ausraster des Schauspielers, aber auch die drei Bücher, die Kinski herausgebracht hat. „Ich habe mich mehrere Wochen lang auf den Dreh vorbereitet.“
Filmset im Lüntec aufgebaut
Gedreht wurde dann an einem Tag in Lünen. Weidenbach hatte im Lüntec ein entsprechendes Set aufgebaut. Er stellte Lüdke Fragen zu Kinski. „Er hatte alles im Kopf, die Fragen und das Konzept, brauchte keinerlei Notizen“, so Lüdke.
Im Dezember war der 45-minütige Film dann fertig, wurde von den zuständigen Stellen des Mainzer Senders abgenommen. Nun läuft er, wird dann auch mehrmals an verschiedenen Stellen wiederholt und ist in der Mediathek abrufbar.
Lüdke hat ihn noch nicht gesehen, ist gespannt darauf.

Klaus Kinski in einer Szene des Films «Nosferatu in Venedig» (Archivfoto von 1986). Kinski starb am 23. November 1991 im Alter von 65 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts. © picture alliance / dpa
Die Idee zu diesem Film kam der Redaktion, als es eine Umfrage in Fußgängerzonen gab, wie lange Kinski schon tot ist. Die meisten Leute glaubten, er lebe seit sieben bis 15 Jahren nicht mehr. Dabei ist er schon vor 28 Jahren gestorben“, so Lüdke.
Giermanns Parodien und Kalkofes „Wixxer“-Filme
Die Frage kam auf, warum dieser Schauspieler immer noch in den Köpfen so präsent ist. Warum Comedian Max Giermann beispielsweise mit seinen Kinski-Parodien so erfolgreich ist, warum Oliver Kalkofe in seinen Wixxer-Filmen“ ein Kinski-Double“ einbaute.
Auch Regisseur Werner Herzog, der mit Kinski in der Hauptrolle in Südamerika den Film Fitzcarraldo“ drehte, wurde von Weidenbach angefragt. Lüdke: „Aber er meinte, dass er sich zu Kinski komplett leer gequatscht hätte und wollte nichts mehr vor der Kamera dazu sagen.“
Pola Kinski wirft ihrem Vater Missbrauch vor
Pola Kinski wollte zwar auch nicht vor die Kamera, liest aber in dem Film aus ihrer Autobiografie, in der sie ihrem Vater schweren Missbrauch vorwirft. „Ich finde, nach all dem, was ich recherchiert habe, dass Kinski einfach nur irre war, ein echter Psychopath. Er hatte auch ständig Probleme mit Drogen und Geld. Für mich war er mehr Tyrann als ein genialer Schauspieler“, so Lüdke.

Aktivisten legten im Februar 2013 Puppen und Teddys am Stern von Schauspieler Klaus Kinski auf dem Boulevard der Stars am Potsdamer Platz in Berlin nieder, um gegen sexuellen Missbrauch zu demonstrieren. © picture alliance / dpa
In der Dokumentation kommt der Lüner Psychologe immer wieder zu Wort, wie ein roter Faden ziehen sich seine Analysen zu Kinski durch den Film. „Das Ganze entmystifiziert Kinski. Es werden verschiedene Bereiche gestreift - seine Ausraster natürlich auch.“ Solche Ausraster seien es, die die Zuschauer sehen wollen, so der Psychologe.
Übrigens hatte Lüdke vor einiger Zeit auch eine Begegnung mit Nastassja Kinski, der jüngeren Tochter des Schauspielers. „Das war in einer Talkshow, die Désirée Nosbusch moderiert hatte. Ich war eingeladen, weil es auch um den Fall Natascha Kampusch ging und ich Kontakt mit deren Vater hatte.“
Beate Rottgardt, 1963 in Frankfurt am Main geboren, ist seit 1972 Lünerin. Nach dem Volontariat wurde sie 1987 Redakteurin in Lünen. Schule, Senioren, Kultur sind die Themen, die ihr am Herzen liegen. Genauso wie Begegnungen mit Menschen.
