Die Ankündigung des innovativen Bauprojekts hat nicht nur in der Fachwelt großes Interesse geweckt: In Lünen soll das bundesweit erste öffentlich geförderte Mehrfamilienhaus aus dem 3D-Drucker entstehen. Geplant sind zwei Etagen, darüber ein ausgebautes Dach in Holzbauweise. Ein Haus, das sechs Familien Platz bietet und mit KfW 40 einen hohen Energiestandard hat. Mit diesem Vorhaben ist die Wohnungsbaugenossenschaft Lünen (WBG) hierzulande Vorreiter.
Gedruckt wird allerdings schon in der Nachbarschaft. In Capelle wächst Europas erstes öffentliches Gebäude, das Vereinsheim des SC Capelle, Schicht für Schicht. Der XXL-Drucker ist schnell. Er schafft einen Quadratmeter in fünf Minuten. Ursprünglich sollte das Gerät im Anschluss daran direkt nach Lünen gebracht werden, um hier weiterzuarbeiten. Doch daraus wird vermutlich erst mal nichts: Ausgebremst wird die auf Schienen fahrende Betondüse durch das erst jetzt aufgelegte Förderprogramm.
„Das hat Tempo rausgenommen“, bestätigt WBG-Geschäftsführer Jan Hische auf Anfrage der Redaktion. Eigentlich sei das Förderprogramm bisher im Januar veröffentlicht worden, jetzt dauert es bis Mitte April. Daher könne die WBG auch erst jetzt den Förderantrag einreichen.
WBG hält an Plänen fest

Eine finanzielle Förderung seitens des Landes sei die Grundvoraussetzung für das besondere Bauprojekt, so Jan Hische. Denn die Kosten liegen derzeit noch 10 bis 20 Prozent über denen einer herkömmlichen Bauweise. Doch durch optimierte Planungsprozesse und ausgefeilte Technologie soll die Technik in Zukunft bezahlbarer werden.
Jan Hische hat den XXL-Druck in Lünen aber längst nicht abgeschrieben. Im Gegenteil: Er ist weiterhin zuversichtlich. Es habe positive Signale aus Düsseldorf gegeben. Vor dem Sommer werde das Projekt an der Lippestraße aber wohl nicht starten. Auch in Capelle habe es Verzögerungen beim Baustart gegeben.
An den ursprünglichen Bauplänen hält die WBG weiter fest. Dort geht man von 1,8 Millionen Euro Gesamtkosten aus. Die Wohnungen in dem Sechs-Familien-Haus sollen zwischen 42 und 67 Quadratmeter groß sein. Einen Keller gibt es nicht, dafür aber einen Technikraum und Abstellräume in jeder Wohnung. Auch Balkone sind geplant.
Ressourcen einsparen
Auch die Forschung interessiert sich für die neue Form des Bauens. Das Projekt in Lünen wird durch die Technische Hochschule Köln wissenschaftlich begleitet. Letztlich sollen durch den 3D-Druck Ressourcen und CO2 eingespart werden.
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