Lüner Metzger Scharbaum nimmt Stellung zum Werner Tierquälerskandal

© Victoria Maiwald

Lüner Metzger Scharbaum nimmt Stellung zum Werner Tierquälerskandal

rnKooperation

Der Tierquäler-Skandal aus Werne wühlt auch die Menschen in Lünen auf. Auch Wilhelm Scharbaum. Der Metzgermeister ist Geschäftspartner des beschuldigten Unternehmens Mecke.

Lünen

, 28.07.2021, 21:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Stock saust wieder und wieder auf die kranke Milchkuh. Ihre Beine zittern. Nach einer gefühlten Ewigkeit bricht das Tier zusammen. Der brutale Schläger bindet ein Bein fest und zieht die geschundene Kreatur per Winde in die Viehtransporter. Diese verstörenden Bilder, die eine versteckte Kamera der bundesweit tätigen Organisation Soko Tierschutz aufgenommen hatte, sind im Mai auf einer Viehsammelstelle der Mecke GmbH & Co. KG in Werne entstanden: dessen Chef ist seit 2017 auch alleiniger Geschäftsführer der alteingesessenen Lüner Fleischerei Scharbaum.

Zweimal schellt es. Dann ist Wilhelm Scharbaum (60) am Morgen nach der Ausstrahlung der grausamen Videosequenzen im ARD-Magazin Fakt am Dienstagabend (27. 7.) schon am Telefon. Er weiß, warum die Redaktion anruft. Die sozialen Medien sind bereits voll mit Spekulationen über mögliche Verstrickungen seines Lüner Betriebs in den durch Tierschützer aufgedeckten Skandal.

„Ich habe von all dem nichts gewusst“

„Ich habe von all dem nicht gewusst“, sagt Scharbaum. Er habe selbst am Vorabend den Fernsehbeitrag gesehen: „Schlimm, ganz schlimm. Da wird mir schlecht, wenn ich so etwas sehe.“

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Mit seinem Geschäftsfreund Mecke habe er direkt telefoniert. Da habe er erfahren, dass die Mitarbeiter der Viehsammelstelle - darunter auch der Mann, der im Video außer Rand und Band auf die kranke Kuh einprügelt - augenblicklich entlassen worden seien. Das Mindeste, sagt Scharbaum. Dass zur Verantwortung gezogen werden müsse, wer Tieren so etwas antut, steht für ihn außer Frage. „Ich distanziere mich in aller Deutlichkeit von den Geschehnissen.“

Seit 2017 ist Mecke alleiniger Geschäftsführer

Scharbaum ist zwar wie an diesem Morgen regelmäßig im Betrieb am Lüner Roggenmarkt, den sein Großvater 1921 gegründet hatte. „Aber ich habe mich eigentlich weitgehend zurückgezogen.“ Deshalb habe er sich ja 2017 für die Kooperation mit Mecke entschieden: eine Vereinbarung, bei der alle seine rund 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übernommen worden sei. Die Schlachtung von Tieren für Scharbaum, die bisher in Unna erfolgte, war damals nach Werne zur Fleischerei Mecke verlegt worden. Nach wie vor werde im Folgenden nach seinen Rezepten produziert, sagt er.

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Die Soko Tierschutz hatte im Frühjahr den Schlachtskandal bei Prott in Selm aufgedeckt. Dort waren hunderte Tiere verbotener Weise geschächtet worden. Die Grausamkeit, mit der die gefilmten Mitarbeiter vorgingen, hatte ebenfalls für einen lauten Aufschrei gesorgt. Dass die Branche anfällig sei, bestätigt Scharbaum: „Schwarze Schafe, die uns alle in Misskredit bringen.“ Er selbst sehe sich aber nicht als Ankläger, ergänzt er. Bewusst weggesehen habe er aber auch nicht.

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