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Lüner Bäckerei Wulf: Großes Kompliment an die geduldigen und hilfsbereiten Kunden
Coronakrise
An normalen Samstagen stehen die Kunden Schlange vor der Tür der Bäckerei Wulf in Lünen. Aber normal ist in Coronavirus-Zeiten nichts. Wie die Familie Wulf damit umgeht, haben wir sie gefragt.
Aus ganz Lünen kommen Kunden in die Bäckerei Wulf an der Bebelstraße, um samstags Brötchen und Kuchen fürs Wochenende zu kaufen. Samstagmorgen sind dort lange Warteschlangen keine Seltenheit.
In der Woche sind viele Schüler und Lehrer der Heinrich-Bußmann-Schule gegenüber Kunden, kaufen belegte Brötchen und Kuchen.
Die Schulen sind seit 16. März zu und in Zeiten der Coronakrise stehen die Kunden auch nicht mehr dicht gedrängt Schlange.
Marion Wulf und ihre Mitarbeiterinnen bedienen derzeit weit weniger Kunden in dem Laden der Bäckerei. „Die Berufstätigen, die im Moment zuhause sind, fehlen natürlich“, sagt sie. Extrem werde es bei den Lieferungen an Firmen, Schulen und zu Festen. Das fehlt derzeit komplett.
Brot ist derzeit mehr gefragt als Brötchen
Brötchen gehen derzeit eher weniger über die Ladentheke der Familienbäckerei. Vermehrt wird Brot gekauft. Bei den gebackenen Kuchen muss Bäckermeister Matthias Wulf die Menge, die er fertigt, nicht reduzieren. „Torten mit ungebackenen Füllungen wie Sahne und Buttercreme haben wir erstmal aus dem Programm genommen“, sagt Marion Wulf.
Ihre Mitarbeiter arbeiten derzeit noch alle in der Bäckerei, auch wenn Marion Wulf „die eine oder andere Stunde personell reduziert hat“. Händewaschen und desinfizieren gehören für das Team der Bäckerei „sowieso zum täglichen Brot“. Marion Wulf: „Wir bedienen unsere Kunden mit Einweghandschuhen, die dann aber nicht mit Bargeld in Berührung kommen.“

Matthias Wulf in der Backstunde. Sein Arbeitstag beginnt um 2 Uhr morgens. © Niehaus (A)
Die Kunden haben im Ladenlokal auch die Möglichkeit, ihre Hände zu desinfizieren. Außerdem hat die Familie Wulf im Eingangsbereich eine Empfehlung der Bäcker-Innung ausgehängt, auf dem erklärt wird, wie sich der verantwortungsbewusste Kunde verhalten sollte.
„Hier ist ein ganz großes Kompliment und Dankeschön fällig. Ich hätte nicht gedacht, dass alle Kunden so geduldig, verantwortungsbewusst und hilfsbereit den anderen Kunden gegenüber reagieren“, so Marion Wulf.
Grundsätzlich gilt: Optimistisch bleiben
Die wirtschaftlichen Folgen für die Bäckerei, die keiner Kette angehört und auch keine weiteren Verkaufslokale hat, seien nicht absehbar. „Da kommt es ja auch auf die Dauer der Maßnahmen an. Aber grundsätzlich gilt für uns, optimistisch bleiben. Bange machen gilt nicht und schlimmer geht immer“, sagt Marion Wulf, die ihre Kunden auch stets fröhlich und lächelnd kennen.
In dem Quartier, in dem die Bäckerei liegt, leben viele ältere Menschen alleine. Für sie ist der Gang zur Bäckerei und der Plausch mit den Verkäuferinnen oder der Chefin auch ein wichtiger sozialer Kontakt.
Das spürt das Bäckerei-Team gerade jetzt sehr deutlich. „Wir haben fast ausschließlich Stammkunden und darunter sind sehr viele ältere Leute.“ Da werde gerne im Laden auch das ein oder andere Private erzählt. Das falle im Moment flach.
Mitbring-Service für andere Menschen
Dafür zeigt sich in diesen Zeiten, dass die Menschen - trotz oder gerade wegen der Einschränkung sozialer Kontakte - zusammen halten und sich helfen. Das bebachtet Marion Wulf: „Schön finde ich, dass die ein oder andere Hausgemeinschaft oder direkte Nachbarschaft einen Mitbring-Service für die anderen Leute auf die Beine gestellt hat. Etwas Positives in einer wahrlich nicht einfachen Zeit!“
Während Marion und Matthias Wulf im Laden und in der Backstube arbeiten, sind ihre drei Kinder zuhause, seitdem die Schulen geschlossen sind. „Ich hätte es nie für möglich gehalten, aber unser Kleiner möchte gerne wieder in die Schule.“ Aber nun steht für den Sohn und die beiden Töchter Schul-Home-Office und geduldig zu Hause bleiben auf dem Stundenplan.
Beate Rottgardt, 1963 in Frankfurt am Main geboren, ist seit 1972 Lünerin. Nach dem Volontariat wurde sie 1987 Redakteurin in Lünen. Schule, Senioren, Kultur sind die Themen, die ihr am Herzen liegen. Genauso wie Begegnungen mit Menschen.
