Großes Thema in der jüngsten Sitzung des Lüner Stadtentwicklungsausschusses war wieder einmal die Internationale Gartenausstellung (IGA) 2027 und speziell der von der Stadt Lünen geplante Landschaftspark Victoria auf der Victoria-Brache in der Lüner Innenstadt.
In der Sitzung wurde einmal mehr deutlich, wie sehr die von der Verwaltung bislang vorgelegten Kosten- und Finanzierungsangaben des millionenschweren Vorhabens dem einen oder anderen Politiker Kopfzerbrechen bereiten.
Zu denen, die sich ernsthaft fragen, ob die mit 380 Millionen Euro hochverschuldete Stadt Lünen sich die IGA trotz potenzieller Förderung durch das Land NRW überhaupt leisten kann, zählte in der öffentlichen Sitzung auch SPD-Ratsherr und Ausschussmitglied Klaus Lamczick.
Lamczick: Projekt beerdigen
Aus Sorge, dass Lünen am Ende der IGA-Tage auf zusätzlichen Schulden von 20 Millionen Euro sitzen bleibt, stellte der Kommunalpolitiker in den Raum, „das ganze Projekt zu beerdigen“.
Bevor dieser Satz seine volle Sprengkraft entwickeln konnte, schob Klaus Lamczick ganz schnell und für jedermann hörbar hinterher: „Das ist meine persönliche Meinung, das ist nicht die Meinung der SPD-Fraktion.“ Die anwesenden Genossen und Genossinnen wurden nicht müde zu betonen, dass die IGA die einmalige Chance biete, wie seit Jahren von der Politik gefordert und gewünscht, die Victoria-Brache nachhaltig zu entwickeln.
Klare Worte zu den vagen Kostenangaben der Verwaltung in Person des verantwortlichen Technischen Beigeordneten Arnold Reeker fand auch Andreas Dahlke. „Wir müssen aufpassen, dass uns die Kosten nicht um die Ohren fliegen. Uns fehlen nach wie vor detaillierte Kostenangaben“, sagte der Fraktionsvorsitzende der Wählergemeinschaft Gemeinsam für Lünen (GFL).
Park für 20 Millionen Euro
Zu den Kosten und der Finanzierung des von dem Kölner Büro „Greenbox - Landschaftsarchitekten“ in der Sitzung vorgestellten Entwurfs zur Gestaltung der Victoria-Brache findet sich in der Ausschussvorlage folgender Hinweis:
„Auf Grundlage der vorliegenden Entwurfsplanung und Kostenberechnung von Greenbox für die Freiraumplanung des Parks (...) wird mit einem voraussichtlichen Investitionsvolumen für den Landschaftspark Viktoria von ca. 20,15 Mio. Euro brutto inklusive Planungs- und Baunebenkosten bis 2027 (ohne Talrund, ein begehbares Rund als Besucher-Highlight auf der Brache, Anm. d. Red.) kalkuliert.“
Eine Refinanzierung von durchschnittlich 80 Prozent dieser Kosten sei für unterschiedliche Bausteine über verschiedene Förderprogramme zum Teil gesichert beziehungsweise beabsichtigt, heißt es weiter:
„Auf den kommunalen Haushalt der Stadt Lünen entfallen demnach bis 2027 voraussichtlich 5,346 Millionen Euro für Eigenanteile und nicht-förderfähige Bausteine der Planung.“

Privatinvestoren
Angesichts dieser aus Sicht des Ausschusses eher vagen Angaben machten sich SPD und CDU dafür stark, doch private Investoren an der einen oder anderen Stelle mit ins Boot zu nehmen.
„Es kann doch nicht schaden, private Investoren mit einzubeziehen“, hieß es etwa bei der SPD. „Ich halte es für grenzwertig, wenn die Verwaltung ignoriert, dass ein Privatmann einen einstelligen Millionenbetrag auf der Victoria-Brache investieren will“, sagte CDU-Ratsherr und Ausschussmitglied Arno Feller - ohne wie die SPD zuvor, den Namen des Privatmannes zu nennen.
Wellness und Übernachtung?
Wie von unserer Redaktion berichtet, handelt es sich bei dem Privatmann um Matthias Sandmann (55), Geschäftsführer der Lüner Lippetouristik GmbH. Sandmann will den Lippe-Tourismus nachhaltig ausbauen und hat dafür sein aus dem Jahre 2015/16 stammendes umfangreiches Konzept modifiziert.
Laut Sandmann sehe selbst das von der Stadt Lünen beauftragte Landschafts-Architektenbüro Greenbox keine „grundsätzlichen Unverträglichkeiten“ mit den bisher entwickelten Plänen. Die Themen Wellness und Übernachtung seien durchaus integrationsfähig, teilten die Architekten mit.
Greenbox-Geschäftsführer Hubertus Schäfer machte in der Ausschusssitzung dazu keine Angaben, bestätigte aber, mit Sandmann Kontakt gehabt zu haben. Dass sein Blick in diesem Moment auf Arnold Reeker gerichtet war, mag Zufall gewesen sein.
Reeker: Nicht öffentlich reden
„Darüber sollten wir im nicht-öffentlichen Teil reden. Das Konzept ist ja außerdem schon von 2015/16. Ich wüsste nicht, wie man das Konzept mit der IGA-Planung kompatibel machen könnte. Es geht hier nur um eine Projektskizze eines Einzelnen“, sagte Arnold Reeker, und:
„Ich kann nur davor warnen. Wir kommen hier alle in Teufelsküche. Ich kann doch nicht eine Schule bauen wollen und dann mittendrin stoppen und überlegen, einen Kindergarten zu bauen.“
Die Ausschussmehrheit ließ sich von Reekers Ausführungen zu dem Vorstoß Sandmanns nicht beeindrucken. Der Ausschuss setzte vielmehr durch, dass die im Stadtrat am Donnerstag (15. Dezember) zu beschließende Verwaltungsvorlage dahingehend ergänzt wird, dass der Rat die Verwaltung beauftragt, „die Planungen für den IGA-Zukunftsgarten (...) mit touristischem Schwerpunkt (...) in enger Abstimmung mit der Stadt Bergkamen und weiteren Partnern und möglichen Investoren konzeptionell weiterzuentwickeln und geeignete Finanzierungswege durch Förderanträge zu nutzen.“
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