Lüner Politik bremst Entwicklung ehemaliger Steag-Fläche Hagedorn-Gruppe verzweifelt

Politik bremst Entwicklung von Ex-Steag-Fläche: Hagedorn verzweifelt
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Von den einst so ambitionierten Plänen der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Unna mbH (WFG), das gesamte ehemalige Steag-Gelände, also die nördliche und die südliche Fläche in Lünen, von der Gütersloher Hagedorn-Gruppe zu kaufen, ist nichts mehr übrig. Das im Sommer 2021 von Landrat Mario Löhr (SPD) nach Absprache mit Lünens Stadtspitze hochgelobte millionenschwere Projekt ist knapp drei Jahre später auf ein Minimum eingestampft worden. Selbst von dem zuletzt verfolgten Ziel, „gemeinsam mit der Stadt Lünen beziehungsweise der Wirtschaftsförderungszentrum Lünen GmbH (WZL) und der Remondis Production GmbH die 10,7 Hektar große Nordfläche zu erwerben, zu entwickeln und anschließend zu vermarkten“, ist bei der WFG keine Rede mehr: „Aktuell haben private Investoren Interesse an der nördlichen Steag-Fläche bekundet, sodass die Möglichkeit eines Direktverkaufes des Areals besteht“, hieß es jetzt bei der WFG auf Anfrage unserer Redaktion. Die Gesellschaft stehe für die Begleitung einer Entwicklung mit fachlicher Expertise weiterhin zur Verfügung und unterstütze den Prozess der weiteren Flächenentwicklung.

Dazu teilte die Stadt Lünen der Redaktion auf Anfrage mit: „Wir können nicht bestätigen, dass die Stadt mit Hagedorn am Verhandlungstisch gesessen hat. Ein ‚einst geplanter Kauf‘ durch WFG, Stadt Lünen und Remondis hat nach unserem Kenntnisstand bisher nicht existiert.“

Das Archivbild zeigt einen Teil der ehemaligen Steag-Nordfläche.
Das Archivbild zeigt einen Teil der ehemaligen Steag-Nordfläche. © Goldstein

Projektgesellschaft

Die Politik habe lediglich die Verwaltung per Ratsbeschluss beauftragt, sich an einer neu zu gründenden Projektgesellschaft Lippholthausen mit der WFG Kreis Unna und der WZL mittelbar zu beteiligen. „Dieser Beschluss befindet sich aktuell in der Umsetzung“, sagte Stadtsprecher Daniel Claeßen auf Nachfrage.

Generell sei zu sagen, erklärte Claeßen, dass die Gründung einer solchen Projektgesellschaft aufwändig sei: „Solche Projekte bedürfen beispielsweise neben eines kommunalrechtlichen Anzeigeverfahrens auch der Zustimmung der Räte aller an der WFG beteiligten Kommunen.“ An der WFG sind neben Lünen neun weitere Kommunen beteiligt.

Für den Fall, dass außerdem noch Privatunternehmen beteiligt werden sollen, würde dies zusätzliche Prüfungen erfordern, sagte Stadtsprecher Claeßen weiter: „Solange die Gesellschaft nicht gegründet und eingetragen ist, wären Verhandlungen zum Beispiel zu einem Grundstückskauf auch nicht ratsam, weil dann die beteiligten Personen möglicherweise privat haften müssten.“ Eine Prognose, wann die Projektgesellschaft gegründet ist, wagte Claeßen nicht.

Politik schießt quer

Auf die Frage unserer Redaktion, ob die Stadt den von Hagedorn geplanten Verkauf der Nordfläche nicht ernst genug nimmt, sagte der Stadtsprecher: „Für die Stadt Lünen ist die Entwicklung des Stadtteils Lippholthausen von großer Wichtigkeit. Damit es weitergehen kann, hatte die Verwaltung zuletzt einen Verfahrensvorschlag für eine Offenlage eines Bebauungsplans gemacht. Die Politik hat das Thema zuletzt jedoch von der Tagesordnung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt sowie des Rates genommen. Zu großem Ärger der Gütersloher Hagedorn-Gruppe, wie unsere Redaktion aus unternehmensnahen Kreisen erfuhr. „Welcher Investor kauft eine Fläche ohne rechtsgültigen Bebauungsplan?“, fragt man sich in Gütersloh. Trotz etlicher Gespräche würde eine traurige Mehrheit in der Politik alles daran setzen, dass die Tür einfach nicht aufgeht, heißt es dort: „Das ist weit und breit einmalig.“

Auf CDU folgt SPD

Rückblick: In der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses Anfang Februar dieses Jahres hatten Vertreter von Hagedorn und der Dietz AG, Eigentümerin der Südfläche, auf der Zuschauertribüne im Sitzungssaal 1 des Rathauses Platz genommen. Sie wollten die Diskussion um das weitere Vorgehen der gesamten Ex-Steag-Fläche mitverfolgen. Der Ausschuss hatte den Beschluss zum „Bebauungsplan Lünen Nr. 237 Kooperationsstandort Gewerbepark Lippholthausen“ auf der Tagesordnung. Konkret geht es darin um die Erschließung der Fläche. Die Politik will derweil aber auch die künftige Nutzung festlegen. Laut Vorlage sollen nicht zulässig sein: „Einzelhandelsbetriebe, Speditionen aller Art, Auslieferungslager aller Art, Betriebe zum Umschlag größerer Gütermengen, oberirdische Deponien und Schrottplätze“. Die Diskussion über die Verwaltungsvorlage hatte noch gar nicht begonnen, da war sie auch schon beendet. Die Gäste hatten den Weg ins Rathaus vergeblich angetreten. Arno Feller (CDU) beantragte, den Punkt wegen weiteren Beratungsbedarfs von der Tagesordnung zu nehmen. Mit 13 Stimmen von SPD und CDU wurde der Tagesordnungspunkt dann abgesetzt, bei fünf Gegenstimmen (3 Grüne, 1 FDP und 1 AfD) sowie zwei Enthaltungen der GFL. Ähnlich verhielt es sich in der Ratssitzung Ende Februar. Dieses Mal wurde der Antrag auf Initiative der SPD-Fraktion und anschließender Abstimmung von der Tagesordnung genommen - in Abwesenheit von Hagedorn- und Dietz-Vertretern.

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