Als sich die Vertreter der Dietz AG als neue Eigentümer der südlichen Steag-Fläche vorstellten, stand der Zeitplan. Frühestens in zwei Jahren, teilte das hessische Unternehmen damals mit, wolle es die gut 26 Hektar große Fläche bebauen. Im Auftrag welches Unternehmens blieb damals noch offen. Nur so viel: „Wenn wir den Standort an den Markt bringen, können Sie sicher sein, dass wir ziemlich überrannt werden.“ Mit 500 bis 1500 Beschäftigten sei zu rechnen. Das war Anfang Februar 2022, vor fast genau zwei Jahren. Von einem Baustart ist aber noch nichts zu sehen. Von einem Wettlauf von Investoren und Arbeitskräften nach Lünen auch nicht. Nicht nur im Süden der Steag-Fläche herrscht Winterschlaf, sondern auch im Norden
Das Unternehmen Hagedorn hatte das Ziel klar formuliert, als es 2019 die gesamte Kraftwerksfläche in Lünen-Lippholthausen gekauft hat: Bis Ende Januar 2024 werde sowohl das südliche als auch das nördliche Gelände, auf dem damals noch die teilweise 80 Jahre alten Kraftwerksgebäude standen, freigeräumt und für eine neue Nutzung bereit gemacht sein. „Revitalisiert“ nennt das Unternehmen aus Gütersloh so etwas. Tatsächlich ist Anfang 2024 kein Aufbau mehr zu sehen, wo einst Schornsteine, Kühlturm und Co. standen. Allerdings ist - bis auf die Dietz AG im Süden - auch noch kein Nachnutzer in Sicht. Der Verhandlungsmarathon zwischen dem bundesweit tätigen Altlastensanierer Hagedorn und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Unna (WFG) um den fast 11 Hektar großen nördlichen Teil der Steag-Fläche schienen zuletzt gescheitert zu sein.
Die WFG verfolge nicht mehr das Ziel, Miteigentümerin der Fläche zu werden, antwortete Ende November 2023 eine WFG-Sprecherin auf Anfrage: ein überraschender Schritt, den die WFG seitdem nicht weiter kommentiert hat. Erst gelte es, die WFG-Aufsichtsratssitzung Ende Februar abzuwarten, hieß es nur. Auch die Stadt Lünen hat sich bislang dazu nicht näher geäußert. Offiziell liege der Beschluss zum Ausstieg ja noch gar nicht vor.
Bebauungsplan ist Schlüssel
Einem Gespräch über den aktuellen Stand der Planungen erteilt auch die Dietz AG Anfang 2024 eine Absage. Denn so ein Gespräch mache zu diesem Zeitpunkt gar keinen Sinn. Nicht nur die Dietz AG und Hagedorn blicken zurzeit auf die Stadtverwaltung, sondern auch Remondis. Der Global Player aus Lünen zeigt nach eigenem Bekunden „nach wie vor Interesse an der Nordfläche“. Es gebe aber „keinen akuten Bedarf“, also keinen Grund, etwas zu forcieren.
Das kommt der Stadt Lünen entgegen, die gerade dabei ist, den Bebauungsplan zu verhandeln mit Hagedorn. Ein Prozess, für den sich die Verantwortlichen der Stadt Zeit nehmen. Sobald Baurecht besteht, werden sie keinen Einfluss mehr haben auf die Gestaltung der Fläche. Denn schon länger ist klar: Ein Kauf der verbliebenen Nordfläche kommt für Lünen selbst nicht in Frage.
Der „Bebauungsplanes Lünen Nr. 237 Kooperationsstandort Gewerbepark Lippholthausen“ und die damit einher gehende Änderung des Flächennutzungsplans sind Gegenstand der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses, der am Mittwoch (7. 2., 17 Uhr), im Rathaus tagt. Sein Ziel ist es, für die „Flächen des ehemaligen Kraftwerkstandortes nördlich
und südlich der Moltkestraße die planungsrechtlichen Voraussetzungen zu schaffen für ein Gewerbe- und Industriegebiet, das die Ansiedlung großflächiger Betriebe“, das heißt: größer als fünf Hektar. Aktuell steht die Erschließungsfrage im Mittelpunkt.
Unternehmen ausschließen
Das Thema hatte die Lüner Politik bereits in den Vorjahren intensiv beschäftigt. Doch auch schon damals war klar. Mit einem Bebauungsplan lässt sich einiges festlegen - etwas der Ausschluss von „Einzelhandelsbetrieben, Speditionen aller Art, Auslieferungslager aller Art, Betriebe zum Umschlag größerer Gütermengen, oberirdische Deponien und Schrottplätze“ -, aber die Zahl und die Qualität der künftigen Arbeitsplätze lässt sich nicht bestimmen.

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