Familie Seidenpfennig (v.l. Gabriel,, Alicja, Michael mit Lukas auf dem Arm, Laura, Jan und Philip) würde sich mehr Spiel-Möglichkeiten für Kinder in Lünen-Mitte wünschen. © Günter Blaszczyk
Stadtteilcheck
Lünen-Mitte: Gute Gastronomie-Auswahl aber zu wenig Raum für Kinder
Nahversorgung und Gastronomie bekommen gute Noten: Aber bei Jugendlichen und Familienfreundlichkeit sehen die Menschen in Lünen-Mitte noch Nachbesserungsbedarf.
Michael (44) und Alicja (40) Seidenpfennig wohnen mit ihren fünf Kindern zentral in Lünen-Mitte. Philip (15) und Laura (13) können zu Fuß zur Geschwister-Scholl-Gesamtschule gehen. Auch Jan (7) läuft zur Leoschule, aber nicht über den Zebrastreifen an der Viktoriastraße, Mutter Alijca hat einen etwas längeren, aber sicheren Schulweg gefunden. Gabriel (9) fährt mit dem Bus zur Sonnenschule in Kamen, Nesthäkchen Lukas (4) wird zur St. Marien-Kita gebracht.
Die Nahversorgung hat in der Umfrage neun Punkte bekommen. Diese Einschätzung teilt Alicja Seidenpfennig: „Wir haben hier wirklich viele Supermärkte und Discounter.“ CDU-Ratsherr Arno Feller, der auch in Lünen-Mitte wohnt, freut sich, dass es in der Innenstadt auch drei Mal die Woche einen Markt gibt: „Dort fndet man frische Lebensmittel, Obst und Gemüse.“
Drei mal in der Woche ist Markt auf dem Willy-Brandt-Platz in Lünen-Mitte, dienstags und freitags Wochenmarkt und am Samstag Viktualienmarkt. © Beate Rottgardt
Das wurde auch positiv bewertet:
Gesundheit: Auch mit Apotheken ist Lünen-Mitte gut ausgestattet, Das St.-Marien-Hospital und viele Arztpraxen befinden sich ebenfalls in dem Stadtteil, wohl deshalb gab es neun Punkte für den Bereich Gesundheit. Familie Seidenpfennig würde sich aber noch wünschen, dass es in Lünen eine Notfallversorgung für Kinder gebe. „Denn wir müssen immer nach Datteln oder Dortmund fahren, wenn unsere jüngeren Kinder außerhalb der Sprechzeiten was haben.“
Das gastronomische Angebot in Lünen-Mitte bekam gute Noten. © Beate Rottgardt
Gastronomie: Hier hat Lünen-Mitte mit acht Punkten zwei mehr als im Stadt-Durchschnitt bekommen. Was offenbar an der - im Vergleich zu den anderen Stadtteilen - großen Auswahl an Restaurants und Kneipen in der Innenstadt liegt. Kritik gab es vor allem an Lärmbelästigung in der Umgebung von Gastronomie. Der Stadt liegen nach eigenen Angaben aus der jüngeren Zeit (2018 und 2019) keine Beschwerden wegen Lärm in der Umgebung von Gaststätten vor. Lärm werde immer unterschiedlich empfunden, sagt CDU-Ratsherr Arno Feller, der seit mehr als 25 Jahren mit seiner Familie in Lünen-Mitte lebt. „Nach meinem persönlichen Eindruck ist es in der Lüner Innenstadt eher ruhig“, sagt der stellvertretende Vorsitzende des Stadtentwicklungs-Ausschusses.
Das wurde negativ bewertet:
Familienfreundlichkeit: Wenn Jan (7) und Gabriel (9) in den Lippeauenpark zum Spielen gehen, ist Mutter Alicja Seidenpfennig nicht glücklich. Zerbrochene Glasflaschen, Hundehaufen und ein Fußballfeld, das nach Regen eher matschig als einladend ist - das findet die fünffache Mutter nicht gut. Und ihr Mann Michael (44) ärgert sich, weil ein Anwohner des Parks sich aufregte, als die Kinder dort spielten. Familienfreundlich ist anders, wohl auch deshalb bekam Lünen-Mitte nur sechs von zehn Punkten bei diesem Thema. Zu der Kritik von Teilnehmern, Spielplätze würden sich eher an der Optik für Erwachsene orientieren, sagt Stadt-Pressesprecher Benedikt Spangardt: „Das sieht die Stadt anders.“ Auch weil bei Neu- oder Umgestaltungen Kinder und Jugendliche „generell frühzeitig mit in die Planung einbezogen werden.“
Verkehrsbelastung: Nur 4,5 Punkte gab es hier, im Stadtdurchschnitt waren es sechs Punkte. Seitt 2011 wohnt die Familie im Quartier zwischen Viktoriastraße und Lippe Berufskolleg, hat ein Haus mit Garten gemietet. Platz genug für die Kinder und die Jüngeren freuen sich, dass sie im Garten Ball spielen können. Denn auf der Straße ist es trotz 30er Zone nicht sicher. „Obwohl hier eine Einbahnstraße ist, fahren viele Autofahrer falsch rum raus und das auch noch mit überhöhter Geschwindigkeit“, beobachtet Alicja Seidenpfennig immer öfter. Für Ärger sorgen in dem Wohnbereich auch Autofahrer, die alles zuparken. „Wir haben einen Anwohner-Parkausweis, aber uns fehlen dann die Plätze,“, so die Lünerin.
An der Roonstraße nehmen offenbar viele Autofahrer das Schild und die Einbahnstraßenregelung nicht ernst, sondern fahren zu schnell in falscher Richtung auf die Viktoriastraße. © Beate Rottgardt
Wegen des zu hohen Verkehrsaufkommens könnten Staus auf dem Ring und den größeren Zufahrtsstraßen nicht vollkommen verhindert werden, so der Stadt-Pressesprecher. „Keine Optimierung der Grünen Welle könnte derart hohe Verkehrsaufkommen in den Spitzenstunden abwickeln.“ Dennoch schlage die aktuell laufende Verkehrsuntersuchung bereits eine Grünzeitenoptimierung an einzelnen Knoten vor. Es müsse allerdings noch geprüft werden, inwieweit das Auswirkungen auf die Nachbarampeln haben könne. Spangardt „Um in der Innenstadt schnell und flexibel unterwegs zu sein, ist es sicherlich auch sinnvoll - falls möglich - das Fahrrad zu nutzen.“
Arno Feller lebt seit über 25 Jahren in Lünen-Mitte und fühlt sich wohl hier. © Beate Rottgardt
Radfahren: 7,5 Punkte bekam der Bereich Radfahren im Stadtteilcheck, einen halben Punkt weniger als im Stadt-Durchschnitt. Feller sieht eine gewisse Fahrradfahrer-Anarchie auf eigentlich guten Radwegen. „Radfahrer fahren häufig in Gegenrichtung auf den Bürgersteigen. Noch gefährlicher ist es, wenn Radfahrer abends ohne Licht und mit dunkler Kleidung unterwegs sind. Das scheint mir ein besonderes Lüner Problem zu sein.“
Sicherheit: Mit sechs Punkten liegt Lünen-Mitte im Stadtdurchschnitt. Umfrage-Teilnehmer hatten die Umgebung des Tobiasparks als Brennpunkt geschildert, in dem sich angeblich „Alkoholiker, Drogenabhängige und jugendliche Banden“ herumtrieben. Dazu sagt Sven Schömberg von der Pressestelle der Dortmunder Polizei: „Der Tobiaspark ist nicht als Brennpunkt zu identifizieren,“ Damit sich die angesprochenen Randgruppen nicht im Tobiarpark etablieren, seien dort regelmäßig die Ordnungspartner auf Streife. Vertreter der Randgruppen seien nach Beobachtung der Polizei eher am ZOB anzutreffen. Auch hier seien die Ordnungspartner tätig.
Jugend: Mit fünf Punkten ist es ein eher niedriger Wert. Philip und Laura Seidenpfennig gestalten ihre Freizeit selbst. Die 13-Jährige ist Messdienerin in St. Marien, nutzt auch Angebote der Gruppe, ansonsten „gehe ich am liebten mit Freundinnen in die Stadt, zum Shoppen,“ Ihr älterer Bruder ist ehrenamtlich im Messdiener-Leitungsteam. „Außerdem spiele ich Handball, bin in der Musikschule und geh mit Freunden ins Fitness-Studio“, sagt der 15-Jährige. Wenn in der Clique Geburtstag gefeiert wird, gehen die Jugendlichen schwimmen, bowlen oder ins Kino. In Lünen-Mitte gebe es, so Stadt-Pressesprecher Spangardt, viele Angebote im Bereich Jugend und Kultur sowie Bildung (Lükaz, Theater, Bücherei, Musikschule). Arno Feller: „Die Frage ist, was die Jugendlichen wollen. Wir hatten ja Jugendheime in allen größeren Ortsteilen, die am Ende kaum angenommen oder von Gruppen frequentiert wurden, so dass andere Jugendliche sich nicht mehr dorthin trauten.“
Senioren: Dass die Betreuung von Senioren in Lünen-Mitte wie im Gesamtdurchschnitt nur 6 Punkte bekommen hat kann Annette Goebel nicht nachvollziehen. „Wir haben darauf geachtet, dass Menschen da alt werde können, wo sie leben“, sagt die Koordinatorin für Altenarbeit der Stadt Lünen. Die Innenstadt sei gut ausgestattet, vor allem was Tagespflege betrifft. Dazu werden gerade noch eine neue Tagespflege an der Neuberinstraße und eine stationäre Pflegeeinrichtung in der Mersch gebaut - beide von der Caritas. Annette Goebel: „So engmaschig wie in Lünen-Mitte ist die Versorgung für Senioren in keinem anderen Stadtteil - vom Service-Wohnen über Tagespflege bis zum Pflegeheim.“
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