625 Jahre Lünen - das war ein Anlass, der vor über 50 Jahren groß gefeiert wurde. Deutlich größer noch als die 675-Jahr-Feier 2016. Es gab einen Festakt, mehrere Konzerte, Ansprachen, Ausstellungen und vieles mehr. Der Hauptteil fand an einem langen Wochenende zwischen Donnerstag, 12. Mai 1966, und Sonntag, 15. Mai.
Ein Kern der Feierlichkeiten: Der große historische Festzug durch die Innenstadt. Und so sind es auch die Aufnahmen dieses Festzugs, die von dem besonderen Ereignis heute noch geblieben sind. Dabei ist es schon fast ein glücklicher Zufall, dass im Mai 1966 überhaupt jemand die Hand am Aufnahmeknopf einer Videokamera hatte. So schreiben die Ruhr Nachrichten noch im Mai 1966, dass die Stadt zwar mit einem Filmteam aus Bochum verhandelt, es aber nicht energisch genug versucht habe. Dabei, schreibt Autor Wolfang Beuermann damals, gebe es „wohl kaum einen würdigeren Anlass, einen Lüner Stadtfilm zu beginnen, als mit einem so repräsentativen Bürgerfest“. Die Verwaltung habe „eine nicht wiederkehrende Chance vertan“.
Einen offiziellen Streifen hat es also nie gegeben. Dass wir heute trotzdem zumindest etwas zeigen können, haben wir Film-Enthusiasten der Volkshochschule zu verdanken. Die haben von den Feierlichkeiten nämlich 300 Meter 8-Millimeter-Schmalfilm mitgebracht und später zu einem 20-Minüter zusammengeschnitten - auf eigene Kosten und ohne Auftrag. Von diesen 20 Minuten liegt uns jedoch nur die zweite Hälfte vor.
Volksgemurmel und Tatärätätä von der Schallplatte
Originalton gibt es dabei übrigens nicht - der Versuch, den mitzuschneiden, misslang. Es gab störende Nebengeräusche. „Die findigen Amateure wissen sich jedoch zu helfen“, schreiben die RN später, „Volksgemurmel und Tatärätätä gibt es für diesen Zweck auf Schallplatten.“ Tatsächlich ist der Film nicht stumm - es gibt vereinzelten Kommentar und ansonsten fröhliche Marschmusik zu hören.
Immerhin: Es gibt also Filmaufnahmen von diesem historischen Ereignis. Die Ruhr Nachrichten haben 1966 aber trotzdem etwas zu mäkeln: „Der Streifen der VHS-Filmer wird allein schon wegen des zu kleinen Formats nicht den Anforderungen entsprechen können, die an einen Jubiläumsfilm gestellt werden müssen.“
Gezeigt wurde der Film trotzdem, wenn auch zuerst nur noch unvertont: schon im Juni 1966, in einem Klassenzimmer der damaligen Bebelschule. Die Hobby-Filmer hatten sich mit ihrem Schnitt also ganz schön beeilt.