Lüdia-Sieger von 2018 So wichtig war der Lüner Preis für die Arbeit von Florian Heinzen-Ziob

Lüdia-Sieger von 2018 - So wichtig war der Lüner Preis für seine Arbeit
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Für Florian Heinzen-Ziob ist das Kinofest Lünen mit besonderen Erinnerungen verbunden. Vor vier Jahren stellte er mit Kameramann Enno Endlicher ihren gemeinsamen Dokumentarfilm „Klasse Deutsch“ vor und eroberte damit die Herzen des Lüner Publikums. Am Ende gewannen die jungen Filmer den Filmpreis „Lüdia“. Das Preisgeld war für neue Projekte wichtig: „Gerade während der Schreib- und Recherchearbeit wird man ja nicht bezahlt. Durch das Preisgeld der Lüdia konnte ich mich ein paar Monate lang finanzieren.

Der Preis hatte aber auch noch andere positive Auswirkungen. „Weil die Lüdia ein Publikumspreis ist, dachten dann einige Kinos, dass es sich lohnt, den Film zu zeigen, weil er ja schon bei Zuschauern gut angekommen ist.“ Gern erinnert sich der junge Dokumentarfilmer an die Preisverleihung im Lüner Theater: „Ich hab da ja das Triple geholt. Erst den Gewinn beim Minigolf-Turnier des Kinofests, dann den Preis der Schülerjury 16+ und schließlich die Lüdia.“

Regisseur Florian Heinzen-Ziob (l.) und Kameramann Enno Endlicher vor vier Jahren beim Kinofest, als sie mit „Klasse Deutsch“ die Lüdia gewannen.
Regisseur Florian Heinzen-Ziob (l.) und Kameramann Enno Endlicher vor vier Jahren beim Kinofest, als sie mit „Klasse Deutsch“ die Lüdia gewannen. © Günter Blaszczyk (Archiv)

Beim 32. Kinofest lief Heinzen-Ziobs viel beachteter neuer Dokumentarfilm „Dancing Pina“ außer Konkurrenz in Kooperation mit dem Förderverein Theater Lünen, beeindruckte und berührte die Zuschauer. Kinostart war im September: „Wir sind jetzt schon in der 12. Woche und er läuft noch in Kinos in Köln, Berlin, Wuppertal, im Ruhrgebiet, der Schweiz und in Österreich, 2023 ist der Kinostart in Frankreich geplant.“

Auch wenn Heinzen-Ziob ursprünglich aus Düsseldorf stammt, hatte er nie ein Stück der berühmten Tanzkünstlerin Pina Bausch gesehen. Dann fragte die NRW-Kulturstiftung an, ob er nicht einen Kurzfilm über das Pina-Bausch-Archiv machen wolle. Beim Besuch dort führte ihn Salomon Bausch, der Sohn der verstorbenen Künstlerin, durchs Archiv. „Ich hab gedacht, ich muss einen Film machen, wie die Kunst von Pina Bausch weitergegeben wird.“ Dann entschied er sich, sowohl eine Inszenierung in der Dresdner Semperoper als auch von der Ecole des Sables im Senegal, bei der zahlreihe Tänzer aus verschiedenen afrikanischen Ländern mitwirken, mit der Kamera zu begleiten.

Tanz am Strand im Senegal

Es war für Heinzen-Ziob und Enno Endlicher, der wieder als Kameramann dabei war, eine echtes Hereinfinden in eine neue Welt: „Auch Enno hat zum ersten Mal Tanz gefilmt.“ Es sollte eine Doku sowohl für Menschen, die das Werk Pina Bauschs kennen, werden aber auch für diejenigen, die sich ihm annähern wollen. Die Proben in Dresden begannen 2019, im Februar 2020 flogen die Filmer das erste Mal in den Senegal, dann im März noch einmal. „Geplant waren eine Woche Proben, dann Aufführung in Dakar und weiter Gastspiele in Europa. Doch dann kam Corona“.

Die Tänzer hatten acht Wochen geprobt, dann stoppte die senegalesische Regierung alles wegen der Pandemie. „Ich wollte Corona gar nicht in meinem Film thematisieren, doch dann schlug Salomon Bausch vor, die Tänzer sollten am Strand bei Sonnenuntergang tanzen. Das ist jetzt der Schluss des Films. Ein ganz eigener Moment. Ein kleiner Hund schaut zu, Leute spielen Fußball am Strand und die Tänzer tanzen.“ Es konnte nur einmal gedreht werden, nur mit Tonmann, Heinzen-Ziob und Endlicher an der Kamera. Dann ging es sofort zum Flughafen, weil überall die Grenzen dicht gemacht wurden.

Begrüßten Produzent Georg Heinzen (l.) und Florian Heinzen-Ziob: Barbara Höpping (2.v.l.) vom Förderverein Theater Lünen und Kinofestleiterin Sonja Hofmann.
Begrüßten Produzent Georg Heinzen (l.) und Florian Heinzen-Ziob: Barbara Höpping (2.v.l.) vom Förderverein Theater Lünen und Kinofestleiterin Sonja Hofmann. © Günter Blaszczyk

Eigentlich waren so zwei Filme entstanden - einer in Dresden, einer im Senegal - die nun im Schnitt zusammengefügt werden mussten. „Das war gar nicht so leicht, wir haben ein Jahr am Schnitt gearbeitet“, so der Regisseur. Premiere hatte „Dancing Pina“ beim Dok Fest in München, internationale Premiere im englischen Sheffield.

Jetzt arbeitet Heinzen-Ziob an einem neuen Projekt. Er hat ein Recherche-Stipendium der renommierten Gerd-Ruge-Stiftung bekommen und verrät: „Bei meinem neuen Film geht es um das Thema Klimawandel.“

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