
© Udo Hennes
Long-Covid und die Selbsthilfe: „Es gibt viele Gleichgesinnte“
Corona-Spätfolgen
Long-Covid ist weitgehend noch unerforscht, sodass es in den sozialen Medien viele Gruppen gibt, in denen sich Gleichgesinnte treffen. „Sie geben Hilfestellung“, weiß eine Betroffene aus Kamen.
Die Gruppen bei Facebook heißen mal schlicht und einfach „Long Covid Gruppe“ oder auch mal etwas komplizierter „Corona und Covid 19 – Informationen, Erfahrungen, Diskussionen“. „Sie geben aber sehr viel Hilfestellung“, berichtet Kamener Melanie Ungermann (32), die in Dortmund arbeitet und vom Long-Covid-Syndrom betroffen ist.
Eine Selbsthilfegruppe gibt es auch beim Kreis Unna, die in Fröndenberg angesiedelt ist und sich kommenden Dienstag wieder trifft. Manche Gruppen, die bei Facebook unterwegs sind, haben mehr als 15.000 Mitglieder. Die, in der Ungermann angemeldet ist, heißt „Leben mit Covid-19- Long Covid Selbsthilfegruppe“ und hat etwa 8.300 Mitglieder.
Gleichgesinnte berichten über ihr Schicksal
„Man trifft dort Gleichgesinnte“, berichtet Ungermann, die sich vor mehr als einem Jahr infizierte und seitdem an den Spätfolgen leidet. In den Gruppen, so berichtet sie, könne man sich austauschen und würde auch Tipps erhalten. „Andere haben Muskelschmerzen, Wortfindungsstörungen. Einige können keine drei Meter weit gehen“, sagt sie mit Blick auf andere Krankheitsverläufe, viele davon schlimmer als bei ihr.
Es gibt Berichte über Reha-Maßnahmen und oftmals ebenso die Vorwarnung: „Euch steht ein Ärztemarathon bevor.“ Denn Long-Covid ist noch wenig erforscht. „Oft werden psychische Probleme diagnostiziert, aber das ist es ja gar nicht immer“, so Ungermann.
Hilfesuche in den Gruppen auf Facebook
Wer in die Gruppen guckt, findet derlei Einträge. „Hab mir erhofft, dass ich beim Arzt so richtig auf den Kopf gestellt werde. Aber nein. Nur abgehört und da wurde mir gesagt, die Atmung sei sehr flach. Das war´s. Man könne nichts machen als abwarten, Ruhe und gesunde Ernährung“, schreibt eine Teilnehmerin. Ein anderer schreibt. „In meinem jetzigen Zustand bin ich nicht fähig, arbeiten zu gehen. Ich weiß nicht, wie ich das finanziell schaffen soll. Der 450-Euro-Job fällt ganz weg und das Krankengeld allein kann mich auch nicht retten. Ich bin richtig frustriert.“
Auch außerhalb der sozialen Medien gibt es Hilfe
Die meisten Long-Covid-Gruppen sind privat. Man muss sich dort anmelden und an bestimmte Regeln halten. Verunglimpfungen, Verharmlosungen, Falschnachrichten, Rassismus, Sexismus, Homophobie und anderes Verhalten werden nicht toleriert, heißt es. Erfahrungsberichte werden in der Regel anonym behandelt.
Aber auch außerhalb der sozialen Medien gibt es Hilfe, wie beim nächsten Treffen der Selbsthilfegruppe für Menschen, die an Covid-19 erkrankt waren. Die Gruppe des Kreises Unna trifft sich am Dienstag, 11. Januar, um 17 Uhr im Allee-Café an der Winschotener Straße 2 bis 4 in Fröndenberg.
Jahrgang 1968, aufgewachsen in mehreren Heimaten in der Spannbreite zwischen Nettelkamp (290 Einwohner) und Berlin (3,5 Mio. Einwohner). Mit 15 Jahren erste Texte für den Lokalsport, noch vor dem Führerschein-Alter ab 1985 als freier Mitarbeiter radelnd unterwegs für Holzwickede, Fröndenberg und Unna. Ab 1990 Volontariat, dann Redakteur der Mantelredaktion und nebenbei Studium der Journalistik in Dortmund. Seit 2001 in Kamen. Immer im Such- und Erzählmodus für spannende Geschichten.
