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Livetalk: Landratskandidaten wollen mehr Personal und mehr Respekt für die Polizei
Kommunalwahl 2020
Verschiedene Standpunkte vertraten die Landratskandidaten in unserem Livetalk nicht nur beim Klimaschutz und bei der Aufnahme von Flüchtlingen. Auch Sicherheit und Gesundheit kamen zur Sprache.
Beim Klimaschutz, bei den Finanzen und auch bei der Frage, ob der Kreis Unna Flüchtlinge aus Moria aufnehmen sollte, gingen die Meinungen von Mario Löhr (SPD) und Marco Morten Pufke (CDU) im Livetalk zur Landratswahl ziemlich auseinander. Doch auch über die Themenfelder Sicherheit und Gesundheit diskutierten die beiden Kandidaten leidenschaftlich.
Landrat ist Chef der Kreispolizeibehörde
Kraft seines Amt ist der Landrat nicht nur Chef einer Kreisverwaltung mit 1500 Mitarbeitern, sondern führt auch die Kreispolizeibehörde mit immerhin 530 Mitarbeitern. CDU-Kandidat Pufke kündigt an, nicht nur die Polizeiwachen in den Städten und Gemeinden erhalten, sondern auch die Polizeipräsenz vor allem in den Nachtstunden ausbauen zu wollen. Dafür braucht es mehr Personal. Das kann ein Landrat nicht einfach so einstellen, sondern ist auf Zuweisungen vom Land angewiesen. Und die Gewerkschaft der Polizei hat in den vergangenen Jahren immer wieder darauf hingewiesen, dass die geburtenstarken Jahrgänge („Babyboomer“) in den nächsten Jahren in Pension gehen. Die Frage dazu: Ist es vor diesem Hintergrund überhaupt realistisch, von spürbar mehr Polizei im Kreis Unna zu sprechen oder kann man nicht am Ende sogar froh sein, wenn der Status quo erhalten bleibt? Pufke betonte „unbescheiden“, dass er mehr Polizei im Kreis Unna haben wolle und es bereits zum 1. September einen Zuwachs von 9,61 Stellen gebe.
„Netto“ eine Streifenwagen-Besatzung mehr für den Kreis Unna
„Netto“ ist das nicht mehr, aber auch nicht weniger als eine Streifenwagen-Besatzung. Aber die Polizei sei über Jahre personell ausgeblutet worden und erst CDU-Innenminister Herbert Reul steuere jetzt mit mehr Ausbildung wirksam gegen.

CDU-Landratskandidat Marco Morten Pufke: „Was verteilt wird, muss vorher erwirtschaftet werden.“ © Udo Hennes
Auch dass jetzt wieder Realschüler Polizisten werden könnten, sei eine gute Maßnahme, so Pufke. Das werde sich nicht von heute auf morgen bemerkbar machen, aber man sei auf einem guten Weg.
Löhr will sich für mehr Respekt und Wertschätzung einsetzen
Mario Löhr entgegnete, er halte wenig davon, den Bürgerinnen und Bürgern etwas zu versprechen, was man nicht halten kann. Wenn die Polizei ausreichend Personal habe, um noch einen zusätzlichen Wagen auf Streife zu schicken, würde er das natürlich begrüßen. Ihm sei bei diesem Thema aber noch wichtiger, den Respekt und die Wertschätzung gegenüber Polizisten sowie Feuerwehrleuten und Rettungskräften wieder zu stärken, und dafür werde er sich intensiv einsetzen, versprach Löhr.

SPD-Landratskandidat Mario Löhr: „Ich werde mich intensiv einsetzen für mehr Respekt und mehr Wertschätzung gegenüber Polizei und Rettungskräften.“ © Udo Hennes
In punkto Gesundheit begrüßten beide Kandidaten die Zusage aus Berlin, das Kreisgesundheitsamt in den nächsten Jahren personell aufzustocken. Bezogen auf den Ärztemangel, der in einer Stadt wie Bergkamen schon heute Wirklichkeit ist und sich in den kommenden Jahren zu verschärfen droht, sagte Pufke, die vom Kreistag beschlossenen Medizinstipendien für Studenten seien ein Schritt in die richtige Richtung. Aber da sei auch die Kassenärztliche Vereinigung in der Verantwortung.
Mario Löhr kündigte an, den Kreis im Ganzen stärker machen zu wollen, um neue Einwohner hinzuzugewinnen. Die Ärzteversorgung sei da ein ganz wichtiger Standortfaktor. Wenn Hausarztpraxen keine Nachfolger fänden, zögen auf Dauer eher Leute weg aus dem Kreis Unna – „und da sage ich: mit mir nicht“, so Löhr.
„Was verteilt wird, muss vorher erwirtschaftet werden“
Der SPD-Kandidat betonte, es brauche einen Mix aus guter medizinischer Versorgung, Verkehrswende hin zu attraktiverem ÖPNV und genügend Wohnraum, besonders auch mehr kleineren Wohnungen, für den er sich einsetzen werde.
Pufke entgegnete, man könne viel ankündigen, aber es müsse im Einklang mit dem Grundsatz stehen: „Was verteilt wird, muss vorher erwirtschaftet werden.“