Im 49. Jahr des Bestehens steht der Kegelclub „Die Knurrhähne“ ohne Kegelbahn da. Die Zeit bis zum 50-Jährigen wollen die Mitglieder aus Bergkamen und Lünen aber noch überbrücken.

© Stephanie Tatenhorst

Kurz vor dem 50. Jubiläum steht der Kegelclub ohne Kegelbahn da

rnKneipensterben in Bergkamen und Lünen

Wenn eine Gruppe Menschen das Kneipensterben ganz besonders merkt, dann sind es die Kegelclubs. Viermal zogen „Die Knurrhähne“ um. Ein Jahr vor ihrem 50-jährigen Bestehen ist damit aber nun Schluss.

Bergkamen

, 25.04.2022, 15:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Auf der Kegelbahn in der Gaststätte Europa in Oberaden geht es hoch her: Dabei fallen kaum Kegel. „Niedrige Hausnummern“ steht auf dem Plan, und so sind kleine Kugeln und viel Gefühl beim Wurf gefragt, damit am Ende möglichst kleine Zahlen auf der Tafel stehen. Das Gejohle jedoch ist groß.

Überhaupt machen „Die Knurrhähne“ ihrem Namen nur in zwei Silben Ehre: Gleich drei Paare heißen mit Nachnamen nämlich Hahn. Sie sind die Gründer des Clubs. „Warum wir uns aber Knurrhähne genannt haben, das weiß ich nicht mehr“, sagt der Oberadener Bernd Hahn lachend.

Letztes Kegeln nach gewohnter Art

Denn knurrig ist von den Mitgliedern aus Oberaden und Lünen niemand. Auf der Kegelbahn wird so gegackert und geschnattert, dass sich nur der bei wirklich allen Gehör verschaffen kann, der - um im Bild zu bleiben - einmal richtig laut kräht.

Die Knurrhähne im 49. Jahr ihres Bestehens: Von den Mitgliedern der erste Stunde sind noch Lore und Dieter Hahn, Bernd und Elfi Hahn sowie Christa Blum dabei. Auch Lore und Dieter Laarmann kegeln noch mit. Karin und Reinhard Hüsing sowie Anita und Klaus Kastel komplettieren die Runde.

Die Knurrhähne im 49. Jahr ihres Bestehens: Von den Mitgliedern der erste Stunde sind noch Lore und Dieter Hahn, Bernd und Elfi Hahn sowie Christa Blum dabei. Auch Lore und Dieter Laarmann kegeln noch mit. Karin und Reinhard Hüsing sowie Anita und Klaus Kastel komplettieren die Runde. © Stephanie Tatenhorst

Etwas gedrückt ist die Stimmung am Sonntagnachmittag aber doch: Es ist das letzte Treffen nach gewohnter Art, das die Knurrhähne haben. Ob und wann sie das nächste mal wieder kegeln können, steht in den Sternen. Und das nach fast 50 Jahren.

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„Wir haben uns im November 1973 gegründet“, erklärt Bernd Hahn. „Wir“, das waren damals er und seine Frau Elfi, Bruder Rudi Hahn und dessen Ulla, Gaby und Gerd Hahn, ebenfalls ein Bruder, sowie Christa und Klaus Blum. Keimzelle war die Gastwirtschaft „Meyer im Loch“ in Horstmar. Heute längst abgerissen. „Meine Schwägerin arbeitete dort“, weiß Bernd Hahn. Und als dort eine neue Kegelbahn errichtet wurde, kam sie auf die Idee, dass man doch regelmäßig kegeln gehen könnte.

Strenge Sitten im Club

Gesagt, getan - und ein Paar-Kegelclub wurde gegründet. Mit strengen Sitten: Es durften nur Paare eintreten, und wenn sich eines trennte, mussten beide Partner den Club verlassen. „Wem von beiden hätte man denn sonst erlauben sollen, zu bleiben? Und ein zerstrittenes Paar in der Runde, von dem dann einer vielleicht einen neuen Partner mitbringt, das wollten wir nicht“, erklärt Bernd Hahn.

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Eine Regelung, die auch das befreundete Paar Lore und Dieter Laarmann gut fand, und schon beim zweiten Kegeln dazustieß. Weitere vier Wochen später kamen noch Bernd Hahns Schwester Inge und deren Mann Friedolt Schade als 6. Paar dazu.

Rückblick in frühere Zeiten: Ausflüge mit Kind und Kegel auf dem Planwagen gehörten ebenso dazu wie Nikolausfeiern, Kurztripps und Familienausflüge. Heute wird nur noch zu besonderen Anlässen verreist.

Rückblick in frühere Zeiten: Ausflüge mit Kind und Kegel auf dem Planwagen gehörten ebenso dazu wie Nikolausfeiern, Kurztripps und Familienausflüge. Heute wird nur noch zu besonderen Anlässen verreist. © Stephanie Tatenhorst

Die Familienbande war komplett. Natürlich gab es Fluktuation, aus beruflichen oder gesundheitlichen Gründen, aber es gab immer Nachrücker oder Gastkegler, die Teil der fröhlichen Knurrhähne sein wollten. Denn die kegelten nicht nur auf der Bahn, die unternahmen auch tolle Ausflüge. Vor allem in den Anfangszeiten, als die Kinder klein waren, zog man regelmäßig mit Kind und Kegel los oder veranstaltete fröhliche Feste.

Veränderungen stehen an

„Spannend war der Ausflug nach Menden in die Jugendherberge“, erinnert sich Bernd Hahn. „Der gesamte Club schlief mit Sack und Pack in einem großen Schlafsaal.“ Später wurden die Ausflüge seltener, aber besonderer: Es ging nach Limone an den Gardasee, nach Mallorca oder Berlin. Zum 50-Jährigen im nächsten Jahr soll es nochmals etwas Besonderes geben, aber was, steht in den Sternen.

Ab in die Vollen - die Zeiten sind nun vorbei. In den nächsten Monaten müssen die Kegler zwangsweise eine ruhigere Kugel schieben. Es mangelt an einer Kegelbahn.

Ab in die Vollen - die Zeiten sind nun vorbei. In den nächsten Monaten müssen die Kegler zwangsweise eine ruhigere Kugel schieben. Es mangelt an einer Kegelbahn. © Stephanie Tatenhorst

Denn: Der Kegelclub muss sich verändern. Weil die Gaststätte Europa zumindest für einige Monate schließen wird, fehlt die Anlaufstelle. In den vergangenen fast fünf Jahrzehnten wurde auf vier Kegelbahnen gekegelt: Von Meyer im Loch ging es in den Dorfkrug Niederaden, der ebenfalls nicht mehr existiert. Der Poseidon in Beckinghausen baute dann um. Noch irgendwo eine Bahn zu finden, ist schwer.

Mit der Technik auf der Kegelbahn kennen sich die Mitglieder aus. Ein Ortswechsel macht ihnen nichts: Nach vier Treffpunkten in fünf Jahrzehnten können sie sich schnell umstellen.

Mit der Technik auf der Kegelbahn kennen sich die Mitglieder aus. Ein Ortswechsel macht ihnen nichts: Nach vier Treffpunkten in fünf Jahrzehnten können sie sich schnell umstellen. © Stephanie Tatenhorst

„Um noch das 50-jährige Vereinsjubiläum feiern zu können, wollen wir den Vier-Wochen-Rhythmus beibehalten“, sagt Bernd Hahn. Und wenn nur zum Smalltalk. Doch vielleicht besteht die Chance, für zwei bis drei Stunden eine Kegelbahn zu mieten. Doch unterm Strich muss der Kegelclub bis dahin zwangsläufig erstmal eine ruhige Kugel schieben.