Teilweise mit Markierungen, größtenteils aber mit Um- und Neubauten plant das neue Radverkehrskonzept des Kreises Unna mit einem Streckennetz von insgesamt 325 Kilometern.

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Kreis Unna plant 325 Kilometer Radwege für die Verkehrswende

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Fahrradfreundlich ist der Kreis Unna schon; er trägt das entsprechende Siegel. Er will noch fahrradfreundlicher werden. Und zwar für den Alltagsverkehr.

von Alexander Heine

Kreis Unna

, 10.04.2021, 09:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Dass Pop-up-Radwege plötzlich ein Thema waren, belegt: Das Coronavirus ist in diesem Punkt eine Art Anschubhilfe, Radfahren boomt. Allerdings im urbanen mehr als im ländlichen Raum; freilich auch, weil zwei Räder hier vielerorts weniger alltagstauglich sind als dort.

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Die Verkehrswende aber braucht das Fahrrad. „Wir müssen es schaffen, den Radverkehr zu steigern“, sagt Ludwig Holzbeck, beim Kreis Unna Dezernent unter anderem für die Ressorts Bauen sowie Natur und Umwelt. Er kündigt mit einem neuen Radverkehrskonzept an, den Fokus stärker auf den Alltagsverkehr zu richten: „Radfahrer müssen möglichst schnell von A nach B kommen – zwischen Wohn- und Arbeitsort oder zum Einkaufen – und das mit einer hohen Sicherheit“, so Holzbeck.

Ludwig Holzbeck ist Dezernent des Kreises Unna für die Ressorts Bauen sowie Natur und Umwelt.

Ludwig Holzbeck ist Dezernent des Kreises Unna für die Ressorts Bauen sowie Natur und Umwelt. © Borys Sarad / Archiv

Der Kreis Unna trägt das Siegel „fahrradfreundlich“, die Infrastruktur für Radfahrer ist eine der Voraussetzungen dafür. Allerdings lag der Fokus bei der Radverkehrsplanung lange auf dem Freizeitverhalten; es gibt etliche Routen im Kreis Unna, die schön zu fahren sind. Erst in jüngster Zeit rückte der Alltagsverkehr stärker in den Blickpunkt.

Holzbeck spricht von einem Umdenken und kündigt ein durchaus ambitioniertes Projekt an: Ein 325 Kilometer umfassendes Radwegenetz, das das Fahrrad zusammen mit den regionalen und kommunalen Radverkehrskonzepten alltagstauglich macht. Kurzum: Es soll möglich werden, mit dem Fahrrad schnell und sicher unterwegs zu sein.

Konzept umfasst 325 Kilometer Radwege

Von den 325 Kilometern muss nicht jeder neu gebaut werden. Aber immerhin 108 Kilometer Radwege sollen neu entstehen – dazu kategorisiert der Kreis Unna die Maßnahmen nach Ausbau (135 Kilometer), Markierungen (47 Kilometer) und Bestand (35 Kilometer). Was die Sache nicht gerade einfacher macht: Nur 181 der 325 Plankilometer liegen im Zuständigkeitsbereich des Kreises Unna.

Für knapp die andere Hälfte sind andere Straßenbaulastträger zuständig: Neben Städten und Gemeinden (76 Kilometer) sind das Straßen NRW (73 Kilometer) und Emschergenossenschaft / Lippeverband (7 Kilometer). Und das Konzept geht davon aus, dass eben diese Baulastträger ihrerseits 113 Kilometer Radwege neu- bzw. ausbauen.

Kreis Unna kann sein Konzept nicht alleine umsetzen

Holzbeck weiß freilich, welche Schwierigkeiten das mit sich bringt. Der Kreis Unna kann sein Konzept nicht alleine umsetzen, „da können wir uns noch so anstrengen, noch so viel Geld und Personal bereitstellen“. Aber: „Ich habe schon die Erwartungshaltung an das Land, dass es mit in die Umsetzung einsteigt.“

„Das ist ein Generationenprojekt.“
Birgit Heinekamp, Kreis Unna

Eine zeitliche Perspektive gibt es nicht. Seit der Beauftragung eines Büros zur gutachterlichen Beteiligung im Mai 2019 ist nun schon eine gewisse Zeit ins Land gegangen für Workshops und politische Beschlüsse. Jetzt befindet sich das Radverkehrskonzept im Status der Akteursbeteiligung.

Wer Anregungen und Ideen zum vorliegenden Konzept einbringen möchte, kann sich einbringen – und das meint ausdrücklich auch Bürgerinnen und Bürger. Auf der Internetseite der Kreisverwaltung können Interessierte sich die Maßnahmenvorschläge in Form einer interaktiven Karte ansehen.

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Ludwig Holzbeck ist selbst begeisterter Radfahrer – und lieber heute als morgen würde er das Konzept in die Tat umsetzen. Realistisch ist, dass viele, viele Jahre ins Land gehen werden. Projektkoordinatorin Birgit Heinekamp spricht denn auch von einem Generationenprojekt. „Wir können nicht davon ausgehen, dass alles in fünf Jahren fertig wird. Aber wir sollten die Planung fertig haben.“