Krankenhausbau in Ghana Lüner Firma bringt Helferteam zum Flughafen

Krankenhausbau in Ghana: Lüner Firma bringt Helferteam zum Flughafen
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Auf diesen Moment hat die Lünerin Petra Griewel (65) lange hingearbeitet: Mit sieben Helfern steigt sie am Freitagmorgen (28.10.) in Amsterdam ins Flugzeug, um die Einrichtung des Krankenhauses von Dr. Samuel Okae (42) in Ghana voranzutreiben. Der Facharzt für Unfallchirurgie und Orthopädie aus Dortmund-Loh hat in seiner Heimat vor elf Jahren ein Grundstück gekauft, um sein Herzensprojekt zu realisieren. Finanziert wird die Klinik mit 130 Betten aus Spenden.

Dass Petra Griewel mit ihren Helfern und jeweils 23 Kilogramm Gepäck bequem zum Flughafen kommt, verdankt sie einem Lüner Unternehmen: Taxi Fähnrich hat sich bereit erklärt, die Gruppe im Großraumtaxi zu dem drittgrößten europäischen Flughafen nach Schiphol zu bringen. „Wir sind voller Vorfreude, dass es vorangeht“, sagt Petra Griewel.

Die ausrangierten Schlüsselschränke aus dem Lüner Museum finden im OP-Vorraum Verwendung.
Die ausrangierten Schlüsselschränke aus dem Lüner Museum finden im OP-Vorraum Verwendung. © Griewel

Das Krankenhaus liegt eine Autostunde von der Hauptstadt Accra des westafrikanischen Landes entfernt in nördlicher Richtung. An Petra Griewels Seite sind neben Samuel Okae Handwerker, Anästhesisten und Fachleute aus der medizinischen Forschung. Das Fliesen des zweiten Treppenhauses und das von Bädern steht an, dazu geht es um die Planung von 800 Quadratmetern OP- und Röntgenräumen. Wohin sollen Druckluft, Sauerstoff und Notstromaggregat? Wohin die Sterilisation, die das St. Marien Hospital in Lünen gespendet hat? Das entscheiden die Teams vor Ort. Aus dem Altenzentrum St. Norbert in Nordlünen stammen 16 Schränke und drei Kommoden für die Privatzimmer. Eine OP-Tür steuerte das Klinikum Nord in Dortmund bei.

Kindersterblichkeit bekämpfen

Sechs volle Container stehen in Ghana, die alle leergeräumt werden müssen. Den Überblick hat Petra Griewel. „Ich weiß, was wohin muss“, sagt die Koordinatorin. Sie hofft auf diesem Weg, die Brille ihres Mannes zu finden, die versehentlich in einem der Container verschwunden war. Es gibt viel Arbeit, „wir könnten ein Jahr dort bleiben“, sagt Petra Griewel. Doch es sind letztlich nur 14 Tage, plus optional eine Woche Erholung.

Die kennt Petra Griewel kaum, seit sie den Dortmunder Arzt dabei unterstützt, das Krankenhaus in seinem Heimatland zu bauen. Samuel Okae hat in Deutschland studiert und arbeitet an Kliniken der Region. Er möchte die Kindersterblichkeit in Ghana bekämpfen. Viele Mädchen und Jungen sterben, weil ihre Eltern kein Geld für den Arztbesuch haben. Er möchte Kinder unter fünf Jahren kostenlos behandeln können. Die finanziellen Mittel dafür will er durch die Behandlung wohlhabender Ghanaer in dem nach europäischem Standard gebauten Krankenhaus einfahren.

Ambulanz soll früher öffnen

Das 4500 Quadratmeter große Haupthaus sei zu 80 Prozent schon fertig, berichtet Petra Griewel. Die Ambulanz werde eher eröffnen als die OP-Räume. Die Anstreicher seien im Haupthaus aktiv, in dem später die Betten stehen werden. In Deutschland wartet noch ein großer Container darauf, verschifft zu werden. In ihm sind abmontierte Dinge aus dem geschlossenen Wellenbad in Bergkamen.

Allerdings fehlen noch 11.000 Euro, um ihn auf die Reise schicken zu können. Das Spendenaufkommen sei durch Corona, die Flut im Ahrtal und die Energiekrise eingebrochen, sagt Petra Griewel. „Wir leben von der Hand in den Mund.“
Würde das Krankenhaus in Deutschland gebaut werden, es kostete 60 Millionen Euro, weiß sie. In Ghana entsteht die Klinik dank vieler Spender und unermüdlicher Helfer, die ihre Fahrt dorthin selbst finanzieren.

Geldspenden können auf das Spendenkonto bei der Commerzbank, IBAN DE41440400370322221300 überwiesen werden. Weitere Infos über das Krankenhaus-Projekt in Ghana gibt es unter www.krankenhaus-ghana.com

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