
"Glück ist keine Frage on Superlativen", meint unser Autor. © Daniel Magalski
Von dieser Kirmes-Frau in Lünen können wir alle etwas lernen
Meinung
Im Leben geht es oft um Superlative. Leistung, Leistung, Leistung - aber bleibt dabei das Leben nicht auf der Strecke? „Ja“, meint unser Autor. Eine Frau auf der Kirmes ist der Beweis.
Helga Saure ist für die meisten Menschen vermutlich nur eine Begegnung von vielen jeden Tag. Die Frau an der Kasse des Kinder-Kettenkarussells bei der Himmelfahrtskirmes in Lünen. Helga Saure ist, so finde ich, aber viel mehr: Die Frau, die locker meine Oma sein könnte, ist mit ihrer Art zu leben ein Vorbild.
Ihr Kinder-Kettenkarussell, mit dem sie nun bei der Himmelfahrtskirmes in Lünen steht, ist nicht der Technik letzter Schrei. Das Karussell ist nicht besonders hoch, nicht besonders schnell, nicht besonders laut und hat obendrein schon 20 Jahre auf dem Buckel. Helga Saure aber macht mit ihrem Karussell bei jeder Kirmes viele Kinder glücklich und empfindet dabei selbst auch Glück.
Helga Saure ist längst im Alter von Ruhestand oder Rente. Die Schaustellerin denkt aber nicht ans Aufhören, sondern ist noch immer mit Freude bei der Sache. Fahrchips verkaufen und die nächste Runde einläuten, das ist für sie auch nach so vielen Jahren auf zahllosen Rummelplätzen keine sture Routine. Die Seniorin sagt von sich, sie „liebt ihre Arbeit.“ Ihre Augen, die dabei strahlen, lassen daran keinen Zweifel.
Helga Saure beweist damit, dass Glück nicht von Spitzenwerten abhängt, nicht von immer neuerer Technik, nicht davon, ob man die oder der Beste ist in seinem Fach. Glück ist manchmal einfach ein 20 Jahre altes Kettenkarussell.
Der Kreis Unna ist meine Heimat, im Beruf wie im Privaten. Die Geschichten der Menschen in Lünen und Selm zu erzählen, das ist seit über zwanzig Jahren meine Leidenschaft - und für die Ruhr Nachrichten schaue ich auch gerne über die Grenzen nach Nordkirchen und Olfen.