Das 33. Lüner Kinofest hat am ersten Advent-Sonntag seinen Abschluss gefunden. Zahlreiche Schauspieler und Regisseure sowie Drehbuchautoren und sogar das Dortmunder Tatort-Team waren über die fünf Kinofest-Tage vor Ort. Es war ein „Who is who“ der Filmbranche. Am Sonntagmittag (3. Dezember) wurden die Preise dann verliehen.
Die „Nike“ erhielt Schauspiellegende Senta Berger. Die 82-Jährige war am Sonntag in der Cineworld und nahm den Preis für ihr Lebenswerk entgegen. Doch plötzlich musste sie das Kino verlassen.
Kein Zug- und Flugverkehr um München
Die Preisverleihung startete wie angekündigt gegen 11 Uhr am Sonntagvormittag. Die Redaktion hatte sich im Anschluss an die Preisverleihung in der Cineworld auf ein Interview mit Senta Berger vorbereitet, doch noch vor Ende der Preisverleihung stürmte die „Nike“-Preisträgerin aus dem Saal und verschwand im Fahrstuhl.
Der Grund waren nicht etwa Termine, oder, dass die vierfache Bambi-Preisträgerin keine Lust auf ein Interview gehabt hätte, sondern schlicht die Wetterlage.
Während es in Lünen am Sonntag zwar um null Grad kalt war, schien aber die Sonne. Ganz im Gegensatz zu Bergers Heimat München. Dort hatte es in den vergangenen Tagen so viel Schnee gegeben, dass sowohl Flughafen als auch Bahnhof den Verkehr teilweise einstellten. Viele Zug- und Flugverbindungen von und nach München fielen somit weg. So auch das Interview mit dem Ehrengast.

Insgesamt fünf Preise wurden beim 33. Lüner Kinofest vergeben. Allein neun Filme lagen im Rennen um den begehrten Kurzfilmpreis. Den Preis für den besten Kurzfilm erhielten Hannah-Lisa Paul für „Riten“ und Miri Klischat für „when I bleed“. Erstmals in der Geschichte des Kurzfilmpreises ging der erste Platz an zwei Filme.
Miri Klischats Film behandelt thematisch die Menstruation. Kreativ und plastisch stellt sie diese in ihrem Film dar.
Inspiriert wurde sie durch ihre eigenen Erfahrungen mit der Menstruation und die Idee für die „Menstruations-Kreatur“ in „when I bleed“ enstand. „Das Ganze ist ein sehr persönliches Thema auch für mich, weil ich selber starke Periodenkrämpfe habe“, sagt Miri Klischat im Gespräch mit der Redaktion direkt nach der Preisverleihung. Das in einem Film verarbeiten zu können, sei besonders schön gewesen.
Aylin Tezel bekommt Lüner Schauspielpreis
Den Preis für die beste schauspielerische Leistung konnte Aylin Tezel für ihren Film „Falling Into Place“ entgegennehmen, in dem sie gleichzeitig ihr Regie-Debut gab. Die ehemalige Dortmunder Tatort-Darstellerin war ebenfalls in der Cineworld am Sonntag und nahm ihren Preis persönlich in Empfang.
Der mit 15.000 Euro dotierte Publikumspreis beim Kinofest Lünen, die „Lüdia“, geht in diesem Jahr an den Filmemacher Chris Kraus für „15 Jahre“. Es handelt sich um die Fortsetzung des Gefängnisdramas Vier Minuten (2006). Darin spielt Hannah Herzsprung die hochbegabte Pianistin Jenny. Diese wird nach 15 Jahren Haft wegen eines Mordes, den sie nicht begangen hat, aus dem Gefängnis entlassen. Und Jenny will Rache.

Der Gewinner des Jugend- und Kinderfilmpreises „Rakete“ ist Stefan Westerwelle. Er hat sich mit seinem Film „Kannawonichwasein“ gegen die anderen Filme durchgesetzt. „In dem Film geht es um zwei Ausreißerkinder, die einen Traktor kapern und gemeinsam ans Meer fahren“, reißt der in Detmold geborene Filmregisseur den Plot des Films im Gespräch mit der Redaktion an.
Ohne die beiden Kinder, die die Kids im Film spielen, hätte es seiner Meinung nach mit der Rakete am Sonntag nicht geklappt. „Die Rakete beim Kinofest Lünen zu bekommen, ist ja schon mal eine Hausnummer, muss man ehrlich sagen“, ist der Regisseur noch völlig von den Socken. Es ist auch nicht das erste Mal, dass Stefan Westerwelle in Lünen beim Kinofest war, er war bereits vor fünf Jahren schon einmal dabei.
„Ich wollte unbedingt wieder nach Lünen kommen und wohne deshalb gerade bei meiner Mutter, in der Nähe von Bielefeld,“ so Westerwelle. Die Rakete bekommt einen besonderen Platz, nämlich direkt neben dem Deutschen Filmpreis in seinem Regal im Wohnzimmer in Berlin.
„Das rundeste Fest“
Sonja Hofmann, künstlerische Leitung des Kinofestes, sagt kurz nach der Preisverleihung am Sonntag im Gespräch mit der Redaktion: „Es war alles toll, von der Eröffnung, über Hannah Herzsprung, Aylin Tezel und am Samstag dem Tatort-Team aus Dortmund bis hin zur Preisverleihung und Senta Berger.“ Das war laut Hofmann wohl ihre rundestes Fest bisher.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 3. Dezember 2023.
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