David Akehurst und seine Frau Christine lernten sich in Glasgow kennen. Der Brite hat nun die britische und die deutsche Staatsbürgerschaft. Der drohende Brexit spielte dabei eine Rolle. © Beate Rottgardt
Einbürgerungsfeier
Keine Lust auf den Brexit: Brite (46) nimmt in Lünen die deutsche Staatsbürgerschaft an
David Akehurst (46) stammt aus England. Seit August hat der Brite und Wahl-Lüner zwei Pässe - einen britischen und einen deutschen. Das hat natürlich mit dem Brexit zu tun - aber nicht nur.
In Glasgow haben sich Dr. David Akehurst und seine deutsche Frau Christine kennengelernt. Beide hatten in der größten Stadt Schottlands eine Arbeitsstelle, getroffen haben sie sich aber beim Tanzen. Akehurst stammt aus Essex, einer Grafschaft nordöstlich von London.
Die Beiden haben zwei Kinder (5 und 1 Jahr alt). Als das erste Kind sich ankündigte, stand für das deutsch-englische Paar fest: Wir suchen Jobs entweder in der Nähe von seinen Eltern auf der Insel oder ihren Eltern in Deutschland. Bei der Lüner Software-Firma Itemis fand David Akehurst, was er suchte. Seit Juni 2014 arbeitet der 46-Jährige dort. Das Paar zog nach Lünen.
Die Teilnehmer der Einbürgerungsfeier mit Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns und Vertretern der Ratsfraktionen im Rathaus. © Beate Rottgardt
Am Dienstagabend gab es Grund zum Feiern. David Akehurst gehört zu den 205 Lünern, die zwischen Mai 2017 und Dezember 2018 eingebürgert wurden. Mit seiner Frau folgte er der Einladung zur Einbürgerungsfeier ins Rathaus-Foyer.
Warum er sich entschied, neben der britischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen? „Natürlich spielte da der Brexit eine Rolle. Ich habe hier in Lünen einen guten und sicheren Job, meine Familie fühlt sich wohl hier.“
Lünen hat genau die richtige Größe
Familie Akehurst mag Lünen: „Die Stadt hat viel zu bieten, ist nicht zu groß und nicht zu klein. Ich mag auch die Lüner City“, sagt David Akehurst. Die Lippestadt hat derzeit 88.409 Einwohner (Stand 31.12.2018). Seinen Einbürgerungstest absolvierte der Engländer im vergangenen Juni. „Es waren interessante Dinge, die ich dafür gelernt habe“, meint er mit der typisch-britischen Höflichkeit. Ehefrau Christine ist überzeugt, dass ihr Mann „dadurch mehr über Deutschland weiß als ich“.
Die beiden Kinder erzieht das Paar zweisprachig, Vater David spricht Englisch mit ihnen, Mutter Christine Deutsch. Aber natürlich hat auch der 46-Jährige Deutsch gelernt: „Ich habe Stunden genommen, da hat mir meine Firma geholfen.“ Übrigens haben auch die beiden Kinder zwei Staatsbürgerschaften. Noch geht das. Wenn der Brexit aber tatsächlich kommt, müssen künftig Briten, die beispielsweise die deutsche Staatsbürgerschaft wollen, ihren britischen Pass abgeben. Akehurst und seine Kinder dürfen ihre Pässe auch nach einem Brexit behalten, aufgrund des Bestandsschutzes.
Für ihn ist „Deutschland ein gutes Land zum Leben. Es gibt hier ein gutes Gesundheitssystem und gute Straßen. Und die Menschen sind sehr freundlich“. Wenn sich Großbritannien tatsächlich entschließt, den Brexit durchzuziehen, wäre das für Akehurst „sehr traurig“. Er versteht nicht, warum sein Heimatland aus der EU austreten will.
Ein Schweizer für die deutsche Nationalmannschaft?
Mit dem Briten waren auch Neubürger ins Rathaus gekommen, die aus Polen, Kamerun, Serbien, dem Irak, dem Iran, Syrien, Marokko und der Türkei stammen. Ihre Entscheidung sei auch ein Bekenntnis zur wechselvollen Geschichte Deutschlands, zum Grundgesetz, zur politischen Ordnung und zur Kultur unseres Landes, sagte Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns.
Integrationsbeauftragte Dr. Aysun Aydemir mit Petra und Martin Stingelin, die nun neben der Schweizer auch die deutsche Staatsbürgerschaft haben. © Beate Rottgardt
Eine starke Gemeinschaft wie die Europäische Union sichere den Erhalt von Frieden, Demokratie und Wohlstand. Wichtig sei aber auch, so Kleine-Frauns, „dass Sie sich in unserer Stadt wohlfühlen und ihr Glück finden“.
Das ist offenbar bei einer Familie aus der Schweiz schon gelungen. Martin und Petra Stingelin und ihr Sohn Gilles (16) leben seit 2007 in Lünen. „Für unseren Sohn ist Deutschland seine Heimat, er war fünf, als wir herkamen, und wollte früher für die Deutsche Nationalmannschaft Fußball spielen“, erzählte Petra Stingelin.
Die jungen Tänzer der Gruppe "Unique" kommen aus Datteln, Lünen und Olfen. Sie begeisterten die Gäste im Rathausfoyer mit modernen Tänzen. © Beate Rottgardt
Auch die Schweizer Familie darf zwei Staatsbürgerschaften haben. „Uns hat die politische Teilhabe gefehlt, und der europäische Gedanke wird in der Schweiz stiefmütterlich behandelt“, nannte das Ehepaar seine Gründe für die Einbürgerung. Natürlich werden sie im Mai bei der Europawahl wählen gehen. Für Stingelin, Literaturprofessor in Dortmund, ist mit der Einbürgerung auch „eine Tür zu einer Weltgemeinschaft aufgegangen“, er freut sich sehr über die „überraschenden neuen Landsleute“, die er bei der Feier getroffen hat.
Werbung für die Europawahl
Werbung für den Gang zur Wahlurne vom 23. bis 26. Mai machten auch Hakan Takil, Vorsitzender des Integrationsrates, Integrationsbeauftragte Dr. Aysun Aydemir und Katrin Hajsman, Teamleitung Einbürgerung. Man hoffe, da waren sich alle einig, dass sich die Neubürger nicht nur integrieren, sondern auch engagieren.
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