Sechs Stolpersteine liegen in Lünen vor dem Haus an der Derner Straße 129. Sie erinnern an sechs mutige Menschen. An die Widerstandskämpfer Jakob Bink, Johann Berg, August Dombrowski, Bernhard Höltmann, Johann König und Josef Kriska. Sie lebten in dem Haus, bevor die Nazis sie verhafteten und am Karfreitag 1945 in der Bittermark erschossen.
Zwischen 7. März und 12. April 1945 wurden auf einer Waldlichtung in der Bittermark, im Rombergpark und auf dem Eisenbahngelände zwischen Hörde und Berghofen etwa 300 Menschen von der Gestapo ermordet. Es waren Widerstandskämpfer und politisch anders Denkende wie die sechs Lüner. Aber auch Zwangsarbeiter aus verschiedenen Ländern. „Die Nazis haben so, weil sie ahnten, dass der Krieg für sie verloren war, verhindern wollen, dass die politisch anders Denkenden sich aktiv am Wiederaufbau des Landes beteiligen. Aber auch, dass sie die Gräuel der Nazis bezeugen konnten,“ so Udo Kath vom Lüner Arbeitskreis „Stolpersteine“.
Dort, wo sich heute der Phoenixsee ist, war ein Lager, nahe einer Polizeistation. Das Lager platzte im Frühjahr 1945 aus allen Nähten. Von dort aus wurden Bink, Berg, Dombrowski, Höltmann, König und Kriska mit anderen Gefangenen auf Lkw geladen und dann in die Bittermark gebracht, wo sie am 12. April 1945 erschossen wurden.
Das ist über die sechs Lüner Nazi-Opfer bekannt:

Johann Berg war überzeugter Kommunist, er wurde am 30. März 1945 verhaftet und kurz darauf erschossen.

Jakob Bink war verheiratet und Vater von fünf Kindern. Der gelernte Maurer engagierte sich politisch als KPD-Stadtverordneter in Lünen (1923 bis 1927). Von Dezember 1935 bis April 1939 war Bink fast ununterbrochen inhaftiert in verschiedenen Gefängnissen und Konzentrationslagern. Am 30. März 1945 wurde er verhaftet und am 20. April für tot erklärt.

August Dombrowski war ebenfalls Kommunist, er wurde am 30. März 1945 verhaftet und kurz darauf erschossen.

Bernhard Höltmann gehörte zu den Kommunisten, auch er wurde am 30. März 1945 verhaftet und kurz darauf erschossen.

Johann König war auch Kommunist, wurde am 30. März 1945 verhaftet und kurz darauf erschossen.

Josef Kriska war Betriebsrat auf den Zechen Gneisenau und Scharnhorst und KPD-Mitglied. Am 29. März 1945 wurde er von der Gestapo verhaftet, ins Lager auf dem Werk Phoenix gebracht und in einem der zahlreichen Bombentrichter erschossen.
Urenkel recherchiert Schicksal von Johann König
Lars Hübchen hat erst spät die Geschichte seines Urgroßvaters Johann König entdeckt. „Meine Großeltern fuhren jedes Jahr an Karfreitag erst zur Gedenkfeier im Südpark und anschließend zur Veranstaltung in den Dortmunder Rombergpark. Aber erst als ich meine Großmutter das erste Mal begleitete und mitbekam, wie sehr es sie auch nach so vielen Jahrzehnten noch mitnahm und bewegte, da verstand ich, welches traumatisches Erlebnis es für sie und die ganze Familie gewesen war, als Johann König am 30. März 1945 von den Nazis abgeholt wurde und für immer aus ihrem Leben verschwand“, schildert Hübchen.
Er begann zu recherchieren.
Schon 1933, nach der Machtergreifung der Nazis, wurde Johann König zum ersten Mal von der Polizei verhaftet und verbrachte eine Nacht im Gefängnis. Hübchens Großmutter war damals acht Jahre alt und bekam alles hautnah mit. Hübchen: „Ihr kamen die Tränen als sie mir erzählte, wie sie damals, am 6. April 1933, im Nachbarhaus gespielt hatte. Nun hörte sie, wie es plötzlich Geschrei unten vor dem Haus gab. Und als sie aus dem Fenster blickte, stand da ein Polizist im dunklen Mantel, der seine Pistole auf ihren Vater richtete.“
Im Stadthaus sah die Tochter ihren Vater das letzte Mal
Gestapo-Beamter vor dem Haus der Familie und verlangte von Königs Frau Natalie, ihren Mann zu sprechen. Er war beim Friseur, wo er kurz danach verhaftet wurde. Zunächst brachte man ihn in die Polizeiwache Lünen-Süd. Dorthin wollte seine Frau ihm noch etwas zu essen bringen, aber er war schon ins Lüner Stadthaus Lünen gebracht worden.
Seine Tochter Frieda hat ihn, so Hübchen, am nächsten Tag noch besucht, um ihm Essen vorbei zu bringen. Hübchen: „Das war das letzte Mal, dass jemand von meiner Familie ihn gesehen hat.“
Redner mahnten bei Gedenkfeier in Lünen zum Widerstand gegen rechte Tendenzen