Alexandra Pyrkosch (r.) verstärkt das Team um Dr. Henriette Schildberg beim Kinderschutzbund Kreis Unna und kümmert sich speziell um das Thema sexueller Missbrauch.

Alexandra Pyrkosch (r.) verstärkt das Team um Dr. Henriette Schildberg beim Kinderschutzbund Kreis Unna und kümmert sich speziell um das Thema sexueller Missbrauch. © Udo Hennes

Kampf gegen Kindesmissbrauch: Kinderschutzbund stellt sich stärker auf

rnKinderschutzbund Kreis Unna

Wenn der Kinderschutzbund Kreis Unna gebraucht wird, geht es häufig um sexuelle Gewalt. Das Team will sich stärker aufstellen. Eine neue Mitarbeiterin ist schon da. Zwei weitere sollen folgen.

von Kevin Kohues

Kreis Unna

, 05.06.2022, 05:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Insgesamt 340 Kinder hat der Kinderschutzbund im vergangenen Jahr im Kreis Unna betreut, ihnen Schutz und Hilfe gewährt. Unter diesen 340 Kindern waren 82 Mädchen und 63 Jungen, denen sexuelle Gewalt angetan wurde. Sie waren zum Teil noch sehr jung. 23 Mädchen waren erst sechs Jahre alt oder jünger, das jüngste war sogar erst drei Jahre alt. Bei den Jungen waren 20 Opfer von sexueller Gewalt sechs Jahre oder jünger.

Die Zahlen entsprechen der berühmten „Spitze des Eisbergs“, denn längst nicht alle Fälle von Gewalt, Missbrauch oder Vernachlässigung werden erfasst. Sexueller Missbrauch ist ein besonders sensibles Thema aus einem Dunkelfeld, das der Kinderschutzbund immer stärker aufzuhellen versucht.

Dafür stellt er sich nun auch personell stärker auf. Zum 1. Juni hat Alexandra Pyrkosch die Arbeit aufgenommen. Das Land NRW (80 Prozent) und der Kreis Unna (20 Prozent) fördern die Stelle. Die 38-jährige Diplom-Sozialpädagogin hat zwölf Jahre in der Jugendhilfe gearbeitet und ist Systemische Familientherapeutin. Als solche wird sie künftig im gesamten Kreisgebiet im Rahmen der aufsuchenden Hilfe unterwegs sein, aber auch präventiv an Kitas und Schulen.

Ziel ist es laut Dr. Henriette Schildberg vom Kinderschutzbund aber, im nächsten Jahr noch zwei weitere Stellen einzurichten und das flächenmäßig große Gebiet zwischen Selm und Fröndenberg entsprechend aufzuteilen.

Dass dem Thema nicht erst seit Bekanntwerden der jüngsten erschütternden Fälle um den Missbrauchskomplex „Wermelskirchen“ eine größere öffentliche Aufmerksamkeit zukommt, kann in diesem Bestreben eigentlich nur förderlich sein. Denn so schwer erträglich die Enthüllungen auch sein mögen, so zeigen sie doch, wie dringend nötig nicht nur die Ermittlung von Tätern, sondern eben auch die Hilfe für Opfer ist.

Alexandra Pyrkosch mit Therapiepuppe Emma.

Alexandra Pyrkosch mit Therapiepuppe Emma. © Udo Hennes

Diese leistet der Kinderschutzbund freilich nicht allein, sondern in einer Art „Hilfsnetzwerk“ aus Jugendämtern, Polizei, Kinderärzten, schulpsychologischer Beratungsstelle und weiteren Partnern.

Alexandra Pyrkosch versucht nicht nur den betroffenen Kindern, sondern auch ihren Angehörigen Bewältigungsstrategien zur Verarbeitung der oft traumatisierenden Erlebnisse zu vermitteln, nicht selten schließt sich eine Therapie an. Auch hier hilft der Kinderschutzbund bei der Vermittlung.

Weitere Informationen erhalten Interessierte auf der Webseite kinderschutzbund-kreisunna.de oder unter Tel. (02303) 15901. Alexandra Pyrkosch ist erreichbar per Mail an alexandra.pyrkosch@kinderschutzbund-kreisunna.de.

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