Die Stadtschulpflegschaft will weiter für rollierenden Unterricht an der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule in Lünen kämpfen.

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Eltern in Lünen wollen weiter für wechselnden Unterricht kämpfen

rnKäthe-Kollwitz-Gesamtschule

Vom Erfolg des rollierenden Unterrichts an der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule sind Eltern und Lehrer überzeugt. Ändern wird sich trotzdem nichts, weshalb die Eltern einen Schritt weiter gehen.

Lünen-Süd

, 09.12.2020, 18:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Nein, optimistisch war Robert Goelzner nicht: „Wir sind mit dem Wissen in das Gespräch gegangen, dass wir keine Lösung herbeiführen würden“, sagt der Sprecher der Stadtschulpflegschaft Lünen (SSPL) über das Treffen mit Vertreterinnen der Bezirksregierung Arnsberg. Am Dienstag (8.12.) hatten sich Vertreter der SSPL, des Lehrerkollegiums und der Klassenpflegschaften in der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule (KKG) getroffen, um unter Moderation von Schulleiter Reinhold Bauhus über ein alternatives Unterrichtsmodell zu sprechen.

Wie berichtet hatte die KKG ein rollierendes System eingerichtet, bei dem Schülerinnen und Schüler jeweils im Wechsel Präsenzunterricht in der Schule erhalten würden. „Das Ziel war es, Infektionen zu verhindern und gleichzeitig den Unterricht für alle Schülerinnen und Schüler sicherzustellen“, so Bauhus. „So sollte die komplette Schließung der Schule vermieden werden.“

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Doch mit dem Corona-Erlass der Landesregierung vom 30. November war das Modell schon wieder Geschichte: Demnach dürfte ein solches System nur ab Klasse 8 und nicht für Abschlussklassen eingeführt werden. „Es macht keinen Sinn, das nur für die Klassen 8 und 9 anzubieten“, hatte der Schulleiter daraufhin die Rückkehr zum normalen Präsenzunterricht angekündigt.

„Bildung wird verhindert, nicht gesichert“

Bei den Eltern stieß die Entscheidung der Landesregierung auf Kritik: Die große Mehrheit war von dem System der KKG überzeugt. Daran hat auch das deutliche Veto von NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) nichts geändert: „Der Zwang zum Präsenzunterricht erhöht die Gefahr von Infektionen und einer damit verbundenen Schulschließung. So wird Bildung nicht gesichert, sondern verhindert“, sagt Robert Goelzner. Genau das habe man auch am Donnerstagabend (8. Dezember) den Vertreterinnen der Bezirksregierung mitgeteilt - und sei auf offene Ohren gestoßen: „Wir wurden ermutigt, weiterzukämpfen und Druck auszuüben“, so der Sprecher.

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Dieser Kampf wird unter anderem auf politischer Ebene geführt. Die Wählergemeinschaft GFL hat für die kommende Ratssitzung (17. Dezember) einen Antrag eingereicht, wonach die Stadtverwaltung als Schulträger einen Modellversuch mit der Bezirksregierung vereinbaren soll, der den rollierenden Unterricht wieder ermöglicht. „. Die GFL stellt auf den Paragraphen 25 des NRW-Schulgesetzes ab“, sagt dazu Stadtsprecher Benedikt Spangardt. Ob dieser entsprechende weitergehende Möglichkeiten eröffnet, würden man jetzt prüfen. „Wir suchen dazu momentan den Austausch und die Abstimmung mit der Bezirksregierung in Arnsberg.“

Einladung an Ministerin Gebauer

Genau das hatten Lehrer und Eltern am Donnerstag bereits getan - allerdings ohne Erfolg: „Es war ein fairer Dialog, und jeder kam zu Wort. Die Damen haben aber auch sehr schnell klar gemacht, dass die Bezirksregierung nur eine vermittelnde Funktion in der Sache hat und an die Vorgaben der Landesregierung gebunden ist“, berichtet Robert Goelzner. Mit dem gleichen Argument hatte übrigens schon Bürgermeister Jürgen Kleiner-Frauns reagiert, als die SSPL in einem offenen Brief auch von ihm Unterstützung eingefordert hatte. „Hier hätte ich mir eine stärkere Reaktion gewünscht, zumal ich ja weiß, dass er auf unserer Seite steht“, so Goelzner. Allerdings hätten Landrat Mario Löhr (SPD) und Yvonne Gebauer selbst überhaupt nicht auf den Brief reagiert. „Ich werde Frau Gebauer noch einmal daran erinnern und ihr anbieten, dass wir auch mit ihr ein solches Gespräch führen würden.“

Die Hoffnung, dass das Unterrichtsmodell doch noch zum Zuge kommen wird, besteht auch nach dem Gespräch in der KKG weiter. Mehr noch: „Die Bezirksregierung hat signalisiert, dass sie unser Anliegen teilt und auch das Modell gut findet.“ Käme nun das grüne Licht aus Düsseldorf, hätte die KKG ein Konzept in der Schublade liegen, das man sofort umsetzen könnte. „Und von dem wir wissen, dass es funktioniert“, sagt Robert Goelzner. Andere Schulen aus Lünen hätten bereits ihr Interesse bekundet, das System in einem solchen Fall zu übernehmen.

Schule will Distanzunterricht vermeiden

Schulleiter Reinhold Bauhus zeigte sich am Donnerstagabend beeindruckt davon, „mit welcher Offenheit Lehrer- und Schülerschaft gegenüber der Bezirksregierung argumentiert haben“. Auch er glaubt, dass die Botschaft in Düsseldorf angekommen ist: „Es wurde deutlich, mit welchen Ängsten wir hier an der Schule arbeiten müssen, wenn es weiter beim kompletten Präsenzunterricht bleibt, und warum wir deshalb dieses Modell erarbeitet haben.“

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Das rollierende System sei unter Berufung auf Aussagen von Ministerin Gebauer entstanden, die sie vor dem Erlass am 30. November getätigt hatte: „Sinngemäß hieß es, dass Schulen im Einzelfall entscheiden können, wie sie auf die Situation reagieren.“ Hybridlernen nennt Bauhus diese präventive Maßnahme, bei der ein Teil der Schülerinnen und Schüler zuhause bleibt, der andere in die Schule kommt - jeweils im Wechsel. „Distanzunterricht, also die komplette Schließung der Schule, müssen wir um jeden Preis vermeiden“, so der Schulleiter. „Denn dann erreichen wir 20 bis 25 Prozent unserer Schülerinnen und Schüler nicht mehr.“

Deshalb sind Robert Goelzner und Reinhold Bauhus froh, dass nun eine politische Diskussion angestoßen ist. „Wir werden gehört“, stellt der Schulleiter zufrieden fest.