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Distanzunterricht nur im Ausnahmefall: Ministerium bleibt dabei
Corona und Schulen
Die Käthe-Kollwitz-Gesamtschule in Lünen wollte einen Sonderweg gehen, um eine Schulschließung abzuwenden. Das geht aber nur im Notfall, bestätigt das Schulministerium noch einmal.
Mit einem flexiblen Modell - einen Tag bleibt die eine Klassenhälfte zu Hause im Distanz-Unterricht, am nächsten Tag die andere Hälfte, wollte die Käthe-Kollwitz-Gesamtschule auf eigene Faust etwas gegen die Ausbreitung des Coronavirus tun - und so eine mögliche Schulschließung abwenden.
Das Problem ist aber: die Bezirksregierung Arnsberg und das Schulministerium untersagten den Sonderweg, weil es einen sehr engen Rahmen dafür gibt, wann Distanzunterricht gewünscht ist.
Diese Haltung bestätigt das Schulministerium in NRW auf Anfrage auch noch einmal: „Für das begonnene Schuljahr gilt der Grundsatz, dass der Unterricht in Präsenzform den Regelfall darstellt. Darauf haben sich alle am Schulleben Beteiligten und alle Bundesländer verständigt“, heißt es in der Antwort des Ministeriums. Der Präsenzunterricht sei die beste Form des Lehrens und Lernens und die Schule sei der beste Lernort.
Möglichkeiten für Schulen sind da - aber nur im Notfall
Das Ministerium verweist dabei auch auf die am Montag, 30. November, verschickten Schulmail, die die Auswirkungen der Beschlüsse aus der Bund-Länderkonferenz am vergangenen Mittwoch für den Schulbetrieb aufzeigt.
Im wesentlichen betreffen diese die Möglichkeit, den Unterrichtsbeginn flexibler anzupassen. Dort heißt es außerdem aber: „Wenn das Pandemiegeschehen an einer konkreten Schule dazu führt, dass Präsenzunterricht nicht mehr in ausreichendem Maß erteilt werden kann, richtet die Schulleitung Distanzunterricht ein. Dabei kommen – mit Ausnahme der Abschlussjahrgänge – vorrangig ältere Schülerinnen und Schüler in Betracht.“
Das betrifft aber im Wesentlichen - so hatte es auch die Bezirksregierung Arnsberg auf Anfrage gesagt, wenn Klassen wegen eines Corona-Falls in Quarantäne müssen oder wenn zu viele Lehrer wegen Krankheitsfällen fehlen.
Keine kreisweiten Lösungen
Einen ähnlichen Weg wie die Käthe-Kollwitz-Gesamtschule in Lünen hatte im November die Stadt Solingen versucht zu bestreiten. Wegen der massiven Infektionslage wollte die Stadt alle Schulen in den Wechselunterricht schicken.
Dort waren manche Schulen wegen zu vieler Infektionen bei Schülern und Lehrern auch komplett geschlossen. Die Landesregierung hatte das Modell auch hier untersagt.
Auch diese Entscheidung unterstrich das Ministerium in seiner Schulmail noch einmal: „Modelle eines stadt- oder kreisweiten Wechselunterrichts, unabhängig vom Infektionsgeschehen an der einzelnen Schule, sind damit nicht vereinbar und auch nicht erforderlich. Sie kommen nur schulspezifisch in Betracht.“
Die Eltern-Pflegschaft der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule hatte die Ablehnung des bereits eingeführten und ihrer Ansicht nach gut funktionierenden Wechselunterrichts scharf kritisiert. „Können Sie sich unsere Wut und Enttäuschung vorstellen“, heißt es dort unter anderem, „dass wir in Lünen, ja sogar im Kreis hohe Infektionszahlen habe, aber trotzdem unsere Lehrer, Kinder und natürlich deren Familien nicht schützen dürfen?“, heißt es weiter.
Der offene Brief ist unter anderem an die Bezirksregierung Arnsberg und Schulministerin Yvonne Gebauer adressiert. Zuvor hatten die Eltern bereits Lünens Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns um Hilfe gebeten.
Bürgermeister hat Sympathie für Umsetzung der Gesamtschule
Der hatte jedoch an das Land verwiesen. „Das, was in den Schulen läuft, bestimmt alleine das Land mit seinen staatlichen Schulämtern beim Kreis und bei der Bezirksregierung. Die Kommunen werden nicht gefragt und können auch nicht mitreden“, so Kleine-Frauns auf Anfrage der Redaktion.
Der Bürgermeister - selbst Vater zweier erwachsener Kinder und einer Lehrerin als Frau - hatte allerdings seine Sympathie für das Vorgehen der Schule betont: Tatsächlich könne er „die Enttäuschung und auch die Verärgerung der Eltern über die Entscheidung gut verstehen. Auch die Schulleitung und die Lehrer:innen, die sich durch die Entwicklung und Umsetzung des streitgegenständlichen Konzeptes eines getrennten Unterrichts in zwei Gruppen besonders verantwortungsvoll engagiert haben, hätten meines Erachtens allen Grund, verärgert zu sein - auch, wenn sie das nicht öffentlich einräumen dürften“, so Kleine-Frauns.
Journalist, Vater, Ehemann. Möglicherweise sogar in dieser Reihenfolge. Eigentlich Chefreporter für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen. Trotzdem behält er auch gerne das Geschehen hinter den jeweiligen Ortsausgangsschildern im Blick - falls der Wahnsinn doch mal um sich greifen sollte.

Ich bin neugierig. Auf Menschen und ihre Geschichten. Deshalb bin ich Journalistin geworden und habe zuvor Kulturwissenschaften, Journalistik und Soziologie studiert. Ich selbst bin Exil-Sauerländerin, Dortmund-Wohnerin und Münsterland-Kennenlernerin.
