Zu Hausbesuchen nimmt Justus Efing das Lastenrad. Sein Arztkoffer passt genau in die Metallbox vor dem Lenker. Der radelnde Doktor ist in Lünen ein Phänomen. Viele junge Mediziner machen um eine Hausarztpraxis einen Bogen. In Lünen ist jeder dritte Hausarzt über 60. Nachfolger zu finden, ist nicht einfach.
Bei Justus Efing ist das anders. Schon zu Beginn des Studiums war für ihn die Richtung klar: „Ich wollte von Anfang an Hausarzt werden“, sagt er. Mit dem Fahrrad schafft er das, was er seinen Patienten rät: Bewegung in den Alltag integrieren. Er fährt damit auch die 26 Kilometer hin und zurück zur Arbeit. Weil manche Wege schlecht sind, hat er Gummistiefel dabei.
Mit 33 Jahren ist Justus Efing einer der jüngsten Hausärzte Lünens. Seit etwa einem Jahr arbeitet er als angestellter Arzt in der Praxisgemeinschaft Dr. Arne Krüger an der Münsterstraße. Bereut habe er es bisher nicht eine Sekunde. „Der Beruf des Hausarztes bietet mir die fast einmalige Möglichkeit, Menschen in ihrem Umfeld eine lange Zeit begleiten zu können“, sagt Justus Efing. Er bekomme Einblicke in ihre Lebensgewohnheiten und könne so ihre Gesundheit länger fördern. „Ein schönes Berufsfeld.“ Vorbehalte aufgrund seines Alters habe er seitens der Patienten bisher nicht erlebt, eher den erleichterten Satz: „Dann muss ich mir ja keinen neuen Hausarzt mehr suchen.“
Bewusst Lünen gewählt

Der aus dem Münsterland stammende und in Dortmund wohnende Hausarzt hat sich bewusst Lünen als Arbeitsort ausgesucht. Er findet die Innenstadt schön, mit Geschäften und Außengastronomie. „Die Lippe hat was“, sagt er. Der junge Arzt kann sich einen Umzug vorstellen, wenn sich etwas Passendes ergibt.
„Unvoreingenommen und ohne familiäre Prägung im ärztlichen Bereich“ hatte Justus Efing sein Medizinstudium in Münster begonnen. Sechs Monate Auslandsstudium verbrachte er in Spanien und lernte dort die Sprache. Er arbeitete im Katharinenhospital Unna. Das breite Spektrum dort habe sein Interesse an der Allgemeinmedizin weiter bestärkt. Am Evangelischen Krankenhaus in Münster stand Justus Efing im OP, lernte Gefäß- und Unfallchirurgie kennen. Abschließend ging es für ihn in eine Hausarztpraxis nach Dortmund.
Nach dem Facharzt-Abschluss zum Allgemeinmediziner hat sich der 33-Jährige bewusst nach einer Praxis umgeschaut, in der er partnerschaftlich arbeiten und sich im Alltag austauschen kann. Weil Lünen schon feststand, meldete er sich bei Arne Krüger und ist letztlich geblieben. Die Wellenlänge habe gestimmt, das Konzept überzeugt, das Team sei engagiert.
Ausgleich bei Gartenarbeit
Ständige Fortbildung, um das Wissen auf dem aktuellen Stand zu halten, findet Justus Efing wichtig. Zurzeit absolviert er eine Weiterbildung in Sportmedizin und Schlafdiagnostik. Privat hält er sich mit den Triathlon-Disziplinen Laufen, Radfahren und Schwimmen fit.
Er ist Mitglied im Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC), wenn momentan auch nur passiv. „Aber das kann sich wieder ändern“, sagt der Hausarzt. Ausgleich zu seinem Beruf findet er auch in seinem kleinen Garten, wo er gerne pflanzt und sät.
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