„Hass hat in Deutschland nichts zu suchen“ Lüner Schüler klären über jüdisches Leben auf

Schüler zur Reichspogromnacht: „Hass hat in Deutschland nichts zu suchen“
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Es ist mittlerweile Tradition, dass die Schüler des Freiherr-vom-Stein-Gymnasium (FSG) am Jahrestag der Reichspogromnacht eine Aktion machen, um auf das, was geschehen ist, hinzuweisen. In diesem Jahr haben die Schüler eine Stadtführung für ihre Mitschüler ausgearbeitet, die die wichtigsten Punkte für jüdisches Leben in Lünen beinhaltet. Zu den Stadtführen gehörten auch die Schülerinnen Leni Wieklik (16), Fiona Friebe (17) und Lucy Pechtl (16). „Wir wollen, dass an die Nacht erinnert wird. So etwas darf nie wieder passieren”, erklärt Lucy, warum diese Aktion für sie so wichtig ist.

Zwar behandelten die Schülerinnen während ihrer Stadtführung nur das, was den Juden in der Vergangenheit passiert ist, aber sie haben auch eine klare Meinung zu den aktuellen Ereignissen in Deutschland.

Bei vielen Pro-Palästinensischen-Demonstrationen wird die Parole „From the River to the Sea – Palestine will be free” ausgerufen. Das ist eine antisemitische Parole, die die Existenz des Staates Israel aberkennt und die „Befreiung” der gesamten Landfläche vom Jordan bis zum Mittelmeer von den Israelis fordert. Bei den Schülerinnen stoßen diese Parolen auf Unverständnis. „Ich verstehe nicht, dass sowas gerufen wird”, sagt Fiona. „Hass hat in Deutschland nichts zu suchen. Egal gegen wen der Hass gerichtet ist”, erklären die Schülerinnen ihre Meinung.

Auf die Frage, ob es in Deutschland nochmals zu Zuständen wie damals zur Zeit des Nationalsozialismus kommen kann, antworten die Schülerinnen: „Die Gefahr, dass sich die Vergangenheit wiederholt, ist immer da. Vor allem, wenn die falschen Menschen wichtige Positionen haben. Aber es wird immer unwahrscheinlicher.” So haben sie selbst in ihrem Alltag und in der Schule keinen Antisemitismus mitbekommen.

Lucy Pechtl, Fiona Friebe und Leni Wieklik erklären Mitschülern, für was das Mahnmal an der Lippe-Brücke steht.
Lucy Pechtl, Leni Wieklik und Fiona Friebe erklären Mitschülern, für was das Mahnmal an der Lippebrücke steht. © CalvinKonietzka

App und Film für Informationen

Mit für die Stadtführung verantwortlich ist die Lehrerin für katholische Religionslehre, Kristin Gröne. Ihre Schüler haben die Führungen geplant und gemacht. „Die Schüler haben zu bestimmten Punkten, wie zum Beispiel der jüdische Friedhof oder das Mahnmal hier an der Lippe-Brücke, recherchiert und führen ihre Mitschüler dort entlang”, erklärt Gröne. Mit der Aktion möchte die Schule nicht nur auf den Antisemitismus und das Leben der Juden hinweisen, „sondern wir stehen hier für den Frieden auf der ganzen Welt.”

So will die Schule mit ihrer Aktion die Gemeinschaft stärken und Aufklärungsarbeit leisten. „Es ist traurig, dass es jedes Jahr ein neues Thema, einen neuen Aufhänger gibt, wenn wir diese Aktion machen. Auch dieses Jahr wieder und radikale Gruppen werden stärker. Umso wichtiger ist es, dass wir diese Aktionen machen”, sagt Anna-Maria Rickert, Lehrerin an der FSG.

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