Jo Marie Dominiak (28) besucht sechs Konzerte von Taylor Swift „So ein krasses Gefühl und Erlebnis“

Jo Marie Dominiak besucht sechs Konzerte von Taylor Swift: „Tour haut einen aus den Socken“
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Es dauert nicht mehr lange, bis auch Gelsenkirchen ein kleines Erdbeben spüren könnte: Denn Pop-Star Taylor Swift kommt in die Region und damit auch Tausende von aufgeregten, bunt gekleideten und glitzernden Fans. Oder Swifties, wie sie sich nennen. Eine von ihnen ist Jo Marie Dominiak aus Lünen. Seit sie ein Kind ist, hört sie Taylor Swift und schreibt wegen ihr auch eigene Songs. Die Musik läuft bei ihr täglich rauf und runter. Doch nicht nur privat, auch beruflich begleitet Taylor Swift die 28-jährige Lünerin: An der Universität Münster gibt sie Seminare, in denen sie sich auch mit dem amerikanischen Pop-Star auseinandersetzt. An ihrer Bürotür hängt sogar ein Countdown zu einem der Konzerte.

Insgesamt sechs Auftritte ihres großen Idols wird Jo Marie Dominiak 2024 live sehen: Sie geht auf drei Konzerte in Gelsenkirchen, eins in Hamburg, eins in München - im Londoner Wembley-Stadion hat sie Taylor Swift dieses Jahr sogar schon gesehen. Für die Tickets hat sie einen vierstelligen Betrag gezahlt.

Doch wer ist Taylor Swift überhaupt? Taylor Swift ist eine 34-jährige amerikanische Sängerin und Songwriterin und vor allem bekannt für ihre weltweiten Hits wie „Shake It Off” oder „Cruel Summer”. Mit 14 Jahren, angefangen im Country-Genre, entwickelte sie sich über die Jahre immer mehr zum internationalen Pop-Star und gehört aktuell zu den erfolgreichsten Musikerinnen auf der Welt. Inzwischen gewann die Sängerin schon über 100 Auszeichnungen in der Musikbranche. Auf Instagram allein folgen ihr über 280 Millionen Menschen. Dementsprechend groß ist auch der Andrang, wenn es um die Tickets geht. Taylor Swifts Beziehung zu ihren Fans ist ganz besonders. „Die Swifties gelten unter Journalisten als eine der größten, engagiertesten und einflussreichsten Fangemeinden und sind für ihr hohes Maß an Beteiligung, Kreativität, Gemeinschaft und Fanatismus bekannt“: So steht es in der Definition auf Wikipedia.

Eine große Menge Menschen in einem Stadio. Auf der Bühne findet ein Konzert statt.
Das erste Konzert der Eras-Tour besuchte Jo Marie Dominiak sogar in London im Wembley-Stadion. © Jo Marie Dominiak

Für die sechs Konzerte hat Jo Marie Dominiak etwas tiefer in die Tasche gegriffen: „Ich habe für die Tickets allein 1500 Euro ausgegeben. Das London-Ticket hat schon 800 Euro gekostet. Mit An- und Abreise sind da bestimmt einige Tausend Euro zusammengekommen. Aber so genau weiß ich es nicht. Ich genieße die Zeit immer und hoffe, dass es das wert war”, sagt Jo Marie Dominiak lachend. Dabei war es gar nicht so einfach, an die Tickets zu kommen. Um überhaupt eine Chance zu haben, Tickets kaufen zu können, mussten sich Fans vorher für einen Code anmelden.

Laut Redaktionsnetzwek Deutschland habe Eventim in einer E-Mail mitgeteilt, dass drei Millionen Menschen beim Verkauf versucht haben, Tickets für eines der sieben Konzerte in Deutschland zu bekommen. Am Ende war es ein richtiger Kampf. Oder „The Great War”, wie die Swifties es nennen. So heißt nämlich auch ein Song von ihr. „Ich habe mir für den Verkaufstag extra freigenommen von meiner Arbeit und mit vier oder fünf verschiedenen Endgeräten versucht, Tickets zu kaufen. Am Ende war es ein echt krasser Tag und ich hatte einfach Glück, dass ich alle Tickets auf dem regulären Markt bekommen habe”, erzählt Jo Marie Dominiak. Innerhalb kürzester Zeit waren die Tickets ausverkauft. Die Tour ist bei den Fans besonders beliebt: Zwischen drei und dreieinhalb Stunden spielt die Amerikanerin Songs aus all ihren Alben und wechselt dabei um die 16-mal ihr Outfit.

Das Konzert in London war das erste, das sie ganz allein besucht hat. „Es war so ein krasses Gefühl und Erlebnis für sich. Das war das erste Mal, dass ich ohne Leute da war, mit denen ich das teilen konnte. Aber man fühlt sich nicht unwohl, weil man sich mit allen sehr gut versteht und alle für Taylor da waren. Das mit den etwa 90.000 Fans im Stadion zu erleben, war schon etwas sehr Besonderes.”

Seit 16 Jahren ein Swiftie

Mit zarten zwölf Jahren hat Jo Marie Dominiak angefangen, Taylor Swift zu hören. In den 16 Jahren seitdem hat Dominiak die Musikerin schon zweimal bei anderen Tourneen gesehen: einmal 2013 in London und einmal 2015 in Köln. Dabei war Taylor Swift für Dominiak eine große Inspiration: „Es klingt etwas wie ein Klischee, aber durch Taylor habe ich angefangen, Songs zu schreiben und Gitarre zu spielen. Ich habe zwar schon davor Musik gemacht, aber sie hat mich dazu inspiriert, mehr in die Singer-Songwriter-Schiene zu gehen.”

Und das durchaus erfolgreich: Jo Marie Dominiak ist als BVB-Sängerin bekannt, hat schon mehrere Fan-Lieder veröffentlicht und ist schon oft im Stadion aufgetreten - zum Beispiel beim Weihnachtssingen. 2019 war sie bei der neunten Staffel von The Voice of Germany dabei.

Taylor Swift und ihre Lieder haben sie dabei immer begleitet. „Grundsätzlich bin ich mit ihr aufgewachsen und bin tief in allem drin. Mit zwölf fand ich sie wahrscheinlich sehr nahbar. Ich konnte mich gut mit den Geschichten in ihren Songs identifizieren. Im Endeffekt ist sie nicht wesentlich älter als ich. Knapp sieben Jahre. Die Songs sind älter geworden und ich eben auch. Sie gibt mir Sicherheit und Komfort”, sagt Dominiak.

„Ich bin stolzer Swiftie”

Nicht nur privat begleitet Taylor Swift den sehr großen Swiftie. Auch im Beruf schafft sie es, die Musikerin zu integrieren. Als Dozentin am Institut für Kommunikationswissenschaft an der Universität Münster gibt sie unter anderem ein Seminar zum Thema Musikrezeption und bringt ganz viele Beispiele aus Taylor Swifts Songs: „Bei den Studierenden kommt das sehr gut an. Natürlich sind nicht alle auch Swifties. Aber es wird schon immer gut nachgefragt und sie mögen es, wenn sie Taylor Swift auch als wissenschaftliche Quelle heranziehen können. Wir haben uns auch untereinander schon unterhalten, zu welchen Konzerten wir gehen und natürlich auch Armbänder miteinander getauscht.” Auch ihre Kolleginnen und Kollegen nehmen das sehr gut auf. Mit einer Kollegin geht sie sogar gemeinsam auf ein Konzert. Dafür hänge auf ihrer Bürotür sogar ein Countdown. Alle in ihrem Umfeld verbinden Dominiak mit dem amerikanischen Pop-Star und das mag sie auch so: „Ich bin stolz darauf, ein Swiftie zu sein.”

Mehrere Armbänder aus Perlen liegen auf einem Tisch.
Jo Marie Dominiak hat 75 Freundschaftsarmbänder für die Konzerte in Deutschland vorbereitet. © Jo Marie Dominiak

Vorbereitungen laufen

Aktuell steckt Jo Marie Dominiak mitten in den Vorbereitungen für die Konzerte in Deutschland. Wie auch andere Swifties bastelt sie Freundschaftsarmbänder mit Taylor-Swift-Songtexten oder -titeln zum Tauschen und Verschenken. Insgesamt 75 Stück hat sie vorbereitet. Dafür hat sie sich auch an einigen Abenden mit ihren Freunden getroffen. Die Musik läuft bei ihr täglich rauf und runter, damit auch die etwas unsicheren Songstellen besser sitzen. Und auch ihre Outfits sind durchgeplant und angelehnt an verschiedene Eras. Eine Era entspricht dabei einem Musikalbum und die Outfits sind meist angelehnt an die Albumcover oder Taylors Outfits. Mit elf Alben haben die Fans eine große Entscheidung zu treffen, wie sie sich zum Konzert kleiden wollen. Pflicht ist es natürlich nicht. Die Outfits reichen dabei von Country-Kleidern mit Cowboy-Stiefeln über rot-schwarz-weiße Retrolooks bis hin zu glamourösen, dunkelblauen Kleidern in der Midnight-Era. „In London hatte ich ein Outfit basierend auf der Reputation-Era. In Deutschland werde ich noch zweimal die Lover-Era, zweimal die Midnight-Era und einmal die Fearless-Era umsetzen. Aber es wird natürlich kein Outfit wiederholt”, merkt Dominiak lachend an.

Es wird nie langweilig werden

Jo Marie Dominiaks Vorfreude ist groß. Das London-Konzert hat sie schon komplett begeistert: „Natürlich hatte ich hohe Erwartungen, weil ich schon viel in den sozialen Medien gesehen hatte und weil das Konzert dreieinhalb Stunden geht. Aber trotz allem wurden meine Erwartungen absolut übertroffen. Die Tour haut einen aus den Socken. Man findet viele Gleichgesinnte, kann von der Realität abschalten und der Musik einfach freien Lauf lassen. Es ist unfassbar, was für eine Gemeinschaft das ist.” Für die deutschen Konzerte wünscht sie sich das Gleiche. Sie ist sehr gespannt darauf, wie anders die Atmosphäre sein wird und inwiefern sich die deutschen von den englischen Fans unterscheiden. Außerdem freut sie sich, es die nächsten fünf Male noch mehr genießen zu können. Auf die Frage, ob es ihr nicht irgendwann zu langweilig werden würde, verneint sie ganz schnell: „Niemals! Ich glaube, es wird nie langweilig werden für mich. Man kriegt nie genug von seinen Lieblingssongs. Außerdem trifft man immer wieder neue Menschen und kann mit jedem Mal etwas Neues entdecken. Wahrscheinlich werde ich in 50 Jahren noch erzählen, dass ich zu sechs Taylor Swift Konzerten gegangen bin.” Der größte Swiftie aus Lünen möchte sie dennoch nicht genannt werden: „Solche Aussagen sind immer mit Vorsicht zu genießen. Sowas kann schnell nach hinten losgehen. Ich weiß nicht, ob ich der größte Fan bin, aber ich bin schon ein sehr, sehr, sehr großer Swiftie.”

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