
Das waren noch Zeiten: Die niederländische Band „The George Experiment" war eine von vielen, die im Jazz-Club Lünen auftraten. Vor der Pandemie war dort immer volles Haus. © Jazz Club (A)
Jazz-Club Lünen ist Geschichte: Verein vererbt Klavier und Biergläser
Kultur in Lünen
Schlussakkord für den Jazz-Club Lünen: Nach 27 Jahren gehen in dem Treffpunkt für Jazzfreunde die Lichter aus. Ein Grund ist die Coronaflaute. Für Klavier und Inventar gibt es einen Erben.
Es hatte sich bereits abgezeichnet: Während der außerordentlichen Mitgliederversammlung am Dienstag (18.10.) ist die endgültige Schließung des Jazz-Clubs Lünens beschlossen worden. Die schwierige Situation durch Corona ließ die Besucherzahlen in dem engen und fensterlosen Jazzkeller schwinden.
Dabei war es gerade diese Atmosphäre, die gut ankam. Vor der Corona-Pandemie waren die Abende immer ausverkauft. Doch dann wurde die Enge zum Problem. Jazzfreunde gingen auf Abstand. Swing, Rhythm and Blues oder Hard Bop vor 30 Gästen - das funktionierte auf Dauer nicht, auch wenn die 120 Mitglieder den Club nach wie vor unterstützten. Zudem mussten Konzerte abgesagt werden, weil Bandmitglieder und sogar Ersatzmusiker erkrankten. Viel Arbeit ohne Erfolg.
„Es hat sich kein Team gefunden, dass an die Arbeit anknüpfen will“, sagt Götz Hartmann, der mit Stellvertreter Knut Thamm vor zehn Jahren den Vorsitz von Gründer Dieter Hirsch übernommen hatte. Letztlich scheiterte der Club auch an der Raumfrage. Wolfgang Schene hatte bisher seinen Keller an der Dortmunder Straße 10 den Jazz-Freunden zur Verfügung gestellt. „Dafür sind wir sehr dankbar. Das war eine klasse Leistung“, erklärt Hartmann. Doch für das kommende Jahr habe Schene andere Pläne. Die Suche nach neuen Räumen für Jazzmusik sei gescheitert, so Hartmann.

Die Vorstandsmitglieder Götz Hartmann und Knut Thamm leiten jetzt das Liquidationsverfahren ein. © Fröhling (A)
Abschlusskonzert mit Freibier
Damit ist der Jazz-Club Lünen Geschichte. Wehmut schwingt bei Götz Hartmann mit. „Wir hätten ihn gerne erhalten“, sagt er. Doch in den vergangenen zweieinhalb Jahren der Pandemie habe er auch viel Frust erfahren.
Weil sich die Entwicklung abzeichnete, hat es vor drei Wochen ein Abschlusskonzert für Mitglieder gegeben. Mit Freibier und dem Matthias Schwengler Sextett. Der Lüner, der in Köln und Holland studierte, ist gefragt in der Szene. Es kamen 40 Zuhörer und Zuhörerinnen. „Ein Zeichen, dass es nicht weitergeht“, erklärt Hartmann.
Förderkreis der Musikschule wird Erbe
Jetzt werde das Liquidationsverfahren eingeleitet. Alle Verträge müssten gekündigt werden. Inventar und Geld, so haben es die Mitglieder beschlossen, sollen dem Förderkreis der Musikschule zukommen. Vom Klavier, über Lautsprecherboxen bis zum Bierglas. „Sie können sich aus einer Bestandsliste aussuchen, was sie haben möchten, der Rest kommt auf den Müll.“
Lünen ist eine Stadt mit unterschiedlichen Facetten. Nah dran zu sein an den lokalen Themen, ist eine spannende Aufgabe. Obwohl ich schon lange in Lünen arbeite, gibt es immer noch viel zu entdecken.
