Die Impfkampagne gegen das Coronavirus soll bald ausgeweitet werden.

© Quring-Lategahn (Archiv)

Impfen bald auch Lüner Zahn- und Tierärzte? Meinungen gehen auseinander

rnCorona-Impfung

Die Politik plant, bald auch Zahn- und Tierärzte in die Corona-Impfkampagne einzubinden. Ärzte aus Lünen schildern ihre Perspektive. Der Hausärztesprecher findet deutliche Worte.

Lünen

, 03.12.2021, 14:15 Uhr / Lesedauer: 2 min

Um in den Kampf gegen die Pandemie mehr Tempo zu bringen, sollen künftig auch Zahnärzte und Tierärzte gegen das Coronavirus impfen können. Das wünschen sich die Gesundheitsminister der Länder und hoffen, dass der Bund dafür die rechtlichen Grundlagen schafft. Doch was sagen die Mediziner in Lünen zu den Plänen?

Zahnärzte sind Impfung gegenüber aufgeschlossen

Zahnarzt Stefan Schönwald würde gerne mithelfen. „Je schneller die Impfung voranschreitet, desto besser. Es sollten so viele Ressourcen wie möglich in Anspruch genommen werden“, meint er mit Blick auf die Wartezeiten, die sich derzeit bei der Anmeldung bei einigen Hausärzten ergeben.

Jetzt lesen

Die Corona-Impfung sei nicht besonders aufwändig und Betäubungsmittel müssten die Zahnärzte regelmäßig spritzen. „Das wäre keine große Umstellung“, glaubt Stefan Schönwald. Wenn alles wie geplant funktionieren würde, würde die Politik aus seiner Sicht gar nicht auf die Idee kommen, andere Ärzte in die Impfkampagne einzubinden. „Ein gewisses Risiko existiert bei jeder Spritze, aber damit müssen wir leben“, unterstreicht er. Aber es sei zu wichtig, die Patienten zu impfen, als aus Furcht davor nichts zu tun.

Auch Dr. Carolin Drees, ebenfalls Zahnärztin, erklärt: „Wir wären auf jeden Fall daran interessiert.“ Voraussetzung dafür sei eine ausreichende Vorbereitung des Personals durch die zuständige Zahnärztekammer. „Wir müssen wissen, wie Patienten aufzuklären sind, aber auch, wie etwa die Abrechnung mit der Krankenkasse funktioniert.“

Jetzt lesen

Ansonsten wäre es ihrer Meinung nach in der aktuellen Situation wichtig, die Hausärzte zu entlasten. Außerdem würden bereits Orthopäden oder Kinderärzte Impfungen übernehmen: „Warum sollten wir es dann nicht auch machen, bevor lange Schlangen bei den Hausärzten entstehen?“

Lüner Tierarzt sieht einige Probleme bei Impfung

Vor- und Nachteile sieht Oliver Haenel, Inhaber der Tierarztpraxis Altlünen. Ihm fehle die humanmedizinische Ausbildung. Grundsätzlich habe er schon die notwendigen theoretischen Kenntnisse. Allerdings gibt er zu bedenken: „Es müssen rechtliche Grundlagen geschaffen werden. Was passiert zum Beispiel, wenn ein Patient bei der Impfung eine allergische Reaktion hat? Darf ich ihn dann behandeln?“

Oliver Haenel arbeitet mit Dr. Barbara Seibert in der Tierarztpraxis Altlünen. Er fordert vor einer Impfung von Menschen rechtliche Grundlagen.

Oliver Haenel arbeitet mit Dr. Barbara Seibert in der Tierarztpraxis Altlünen. Er fordert vor einer Impfung von Menschen rechtliche Grundlagen. © Magdalene Quiring-Lategahn (A)

Dazu kommen die derzeit knappen Impfstoffkapazitäten, mit denen auch die Hausärzte schon zu kämpfen hätten. Daher sei es aktuell vielleicht nicht unbedingt sinnvoll, andere Ärzte einzubinden. Zudem könnte das gerade bei Einführung einer Impfpflicht problematisch werden: „Wenn ein Impfskeptiker noch beim Tierarzt landet, zeigt er mir doch den Vogel.“

Die Tiermedizin sei allgemein gut ausgelastet, viele kämen bereits an ihre Leistungsgrenze. Wenn genügend Impfstoff vorhanden ist und ansonsten Leute sterben, machen wir aber auf jeden Fall mit“, betont Oliver Haenel.

„Ausgewiesener Quatsch“: Krüger fordert ruhiges Arbeiten

Dr. Arne Krüger, Sprecher der Lüner Hausärzte, hält wenig von den neuen Plänen: „Das ist für mich ausgewiesener Quatsch. Die Idee ist ja gut, aber die Umsetzung wird völlig nach hinten losgehen.“ Denn bereits jetzt bekämen die Hausärzte nicht die Impfstoffmengen, die sie anfordern.

Dabei sei es im Kreis Unna in den letzten vier Wochen gelungen, die Impfkapazitäten fast zu verdoppeln. „Wir sind in NRW und auch bundesweit gut aufgestellt. Jeder Hausarzt arbeitet schon sechs Tage in der Woche. Wenn man uns bis Weihnachten durcharbeiten lässt, würde das sehr helfen.“

Dr. Arne Krüger hält nichts von einer Corona-Impfung durch Tier- und Zahnärzte.

Dr. Arne Krüger hält nichts von einer Corona-Impfung durch Tier- und Zahnärzte. © Quiring-Lategahn

Eine Einbindung fachfremder Ärzten würde aus seiner Sicht nur die Impfstoffengpässe verschärfen und die Impfkampagne bremsen. Der Patientenbezug fehle, dazu könnten organisatorische Schwierigkeiten kommen, weil diese Ärzte nicht im üblichen System erfasst sind.

Jetzt lesen