Wer in Lünen die Fußgängerzone betritt, kommt am „Brauhaus Drei Linden“ nicht vorbei. Für unseren Restaurant-Check sind wir dort eingekehrt. Zum Mittagessen, an einem Sonntag.

Lünen

, 27.10.2018, 12:00 Uhr / Lesedauer: 4 min

Was spricht eigentlich dagegen, mal wieder an einem Sonntagmittag essen zu gehen? Nichts. Und so mache ich mich mit meiner Partnerin auf den Weg ins Brauhaus Drei Linden. Die Sonne scheint an diesem Herbsttag Anfang Oktober. Im kleinen Biergarten vor dem gepflegten Eingang zu der historischen Gaststätte von 1697 sitzen einige Gäste und speisen - wir gehen trotzdem rein.

Die Atmosphäre

Vor dem großen Holztresen steht Frank Teschler (56). Wie sich später herausstellt, ist er hier der Chef. Teschler begrüßt uns mit einem freundlichen Lächeln, bietet seinen neuen Gästen einen Tisch im Schützenzimmer - gleich neben dem Eingang - an. Der holzgetäfelte, urig eingerichtete Raum mit Hirschgeweihen und dem einen oder anderen ausgestopften Tier an der Wand ist nicht nur die Heimat von Lünens ältestem Schützenverein von 1332, der Raum dient auch als separate Gaststube. Die bietet maximal 20 Gästen Platz. Wir fühlen uns wohl.

Je nachdem, wo man im Schützenzimmer sitzt, fällt der Blick bei offener Tür unweigerlich auf den Tresen. Er bildet das Herzstück der Bierstube mit ihren vier kleineren Tischen. Wie es sich für ein Brauhaus gehört, sitzen an diesem Sonntagmittag einige Herrschaften am Tresen und gönnen sich ein Bierchen. Es wird erzählt und gelacht. Die Geräuschkulisse stört uns aber nicht. Im Gegenteil, sie stärkt eher die Brauhaus-Atmosphäre.

Das eigentliche Restaurant ist durch eine Schiebetür von der Bierstube getrennt und teilt sich in Uhren- und Apothekerzimmer auf. Diese Räume stehen auch für Betriebs- und Familienfeiern zur Verfügung. Sie bieten maximal 50 Gästen an zehn Tischen Platz. Der hölzerne Boden, die hölzernen Tische und Stühle, die Tischläufer und Servietten - all das unterstreicht das westfälische Ambiente. Womit wir bei der Speisekarte sind.

Die Speisekarte

Die umfangreiche Speisekarte bietet das, was ein Brauhaus-Gast und Fan der westfälischen Küche erwarten darf. Und noch ein bisschen mehr.

Es gibt „Deftiges aus Westfalen“ wie Rinderrouladen, Dicke Bohnen, Eisbein, es gibt (neun) Schnitzelvariationen mit Pommes frites oder Bratkartoffeln, Filet-, Hüft- und Putensteaks, „Salate zum satt werden“, etwas „Von der Angel und aus dem Netz“ wie das Rotbarschfilet, und verschiedene Suppen.

Natürlich müssen auch Vegetarier nicht verhungern, wenngleich diese Gerichte „nicht speziell ausgezeichnet sind“, wie es bei den Teschlers heißt. Überrascht haben uns die für eine westfälische Tradtitions-Gaststätte eher untypischen feinen Vorspeisen wie Scampi-Pfännchen, Schnecken-Pfännchen und Gratinierter Ziegenkäse.

Weniger überraschend kommen die Desserts daher: Dazu zählen das Vanille-Eis mit heißen Kirschen und Sahne sowie der Warme Apfelstrudel, natürlich mit Sahne.

Jeden Sonntag bieten die Teschlers ihren Mittagsgästen auch ein Kirchgänger-Menü an. Das Dreigang-Menü beinhaltet am heutigen Sonntag eine Kürbis-Creme-Suppe, den westfälischen Sauerbraten mit Rotkohl und Kartoffel-Kloß sowie eine Quarkspeise. Das Komplettpaket kostet 18,90 Euro. Bis auf den Preis wechselt das Menü jeden Sonntag.

Trotz intensiven Studiums der Speisekarte und kurzer Diskussion darüber, bleibt meine Begleitung dabei: „Ich nehme das ‚Kirchgänger-Menü‘.“ Mit dieser Entscheidung ist sie nicht allein. Fünf Gäste an zwei Nebentischen bekommen es gerade serviert. Das Menü wird uns auch bei Aufnahme der Bestellung von Christiane Teschler (54) empfohlen.

Die Vorspeisen

Zum Kirchgänger-Menü gehört als Vorspeise eine Kürbis-Creme-Suppe in einem kräftigem Orange-Ton. Mein Begleitung kommt zu dem Schluss: „Sehr aromatisch. Der frische Kürbis schmeckt durch, insgesamt recht würzig mit leichter Maggi-Note.“

Die Kürbis-Creme-Suppe

Die Kürbis-Creme-Suppe © Storks

Ich wähle die kleinere Portion des Scampi-Pfännchens mit sechs Meeresfrüchten (8,90 Euro): Die mit rotem Pfeffer, Chili und Knoblauch verfeinerte Sahnesauce schmeckt spitze, das zarte, leicht knackige Scampi-Fleisch ist ein Traum. Das Stangenbrot reicht gerade aus, um auch den letzten Rest Sauce zu dippen und zu genießen.

Das Scampi-Pfännchen

Das Scampi-Pfännchen © Storks

Die Hauptgerichte

Auch in dieser Kategorie starten wir wieder mit dem Kirchgänger-Menü und dem dazugehörigen Hauptgericht, dem westfälischen Sauerbraten mit Rotkohl und Kartoffel-Kloß. Und? „Das Fleisch ist sehr zart und zerfällt fast auf der Zunge“, sagt die Dame an meiner Seite. Die Sauce sei ganz nach ihrem Geschmack: „Ohne Rosinen, etwas säuerlich mit leicht süßlicher Note.“ Und was ist mit dem Kloß? „Mmmhh, er nimmt die feine Sauce sehr gut auf.“ Das Rotkohl dazu ist ihr etwas zu deftig.

Der westfälische Sauerbraten mit Rotkohl und Kartoffel-Kloß

Der westfälische Sauerbraten mit Rotkohl und Kartoffel-Kloß © Storks

Wenn schon Brauhaus, dann auch richtig: Deshalb nehme ich die Brauhaus-Pfanne (17,50 Euro): Schweinerückensteak, Schweinefilet und Rindersteak sind genau richtig gebraten, die Speck-Biersauce schmeckt würzig und passt zu dem Fleisch und den Kroketten. Das Wirsing-Gemüse ist weich und zart, die leichte Rahmsauce besticht durch einen Hauch von Muskat.

Die Brauhaus-Pfanne mit Schweinrückensteak, Schweinefilet, Rindersteak, Kroketten und frischem Wirsinggemüse

Die Brauhaus-Pfanne mit Schweinrückensteak, Schweinefilet, Rindersteak, Kroketten und frischem Wirsinggemüse © Storks

Die Desserts

Zum Kirchgänger-Menü gehört als Dessert ein mit Sahne verfeinerter Orangen-Quark, verziert mit Minze, Kapstachelbeere und gerollter Gebäckstange. Bei meiner Begleitung werden Kindheitserinnerungen wach: „Vom Geschmack her ähnelt das Ganze dem Kuchenteig meiner Mutter, sehr gut.“ Frische Orangenstücke machen den Quark schön fruchtig.

Die Orangen-Quarkspeise

Die Orangen-Quarkspeise © Storks

Ich gönne mir die „Gebrannte Creme“ für 5,90 Euro als Nachtisch. Die Portion, die kurz nach der Bestellung vor mir auf dem Tisch steht, reicht locker für zwei Personen, zur Freude meiner Begleitung, die mal probieren darf.

Schnell sind wir uns einig: Die karamellisierte und noch heiß servierte Vanille-Creme nach Art einer Crème brûlée schmeckt nicht nur gut, sondern sieht auch gut aus. Das Dessert ist neben zwei Orangenscheiben ebenfalls mit Minze und Kapstachelbeere garniert.

Die Gebrannte Creme

Die Gebrannte Creme © Storks

Die Getränke

Trotz diverser Bierspezialitäten vom Fass und einem üppigen Spirituosen-Angebot belassen wir es an diesem Sonntag-Mittag bei zwei Spezis (je 0,3 Liter zu 2,50 Euro), einer Apfelschorle (0,3 Liter, 2,50 Euro) und zwei Espressi für je 1,70 Euro.

Der Service

Schnell, freundlich und zuvorkommend: Die Bedienung stimmte bei unserem mittäglichen Besuch. Das Gastronomen-Ehepaar Christiane und Frank Teschler und ihr engagiertes Team hatten als fest im Blick - und vor allem im Griff. Kein Gang ließ lange auf sich warten, die Rechnung auch nicht.

Die Rechnung

62,10 Euro stehen am Ende auf der Rechnung. Dafür haben meine Begleitung und ich gut gegessen. Der Preis geht unserer Meinung nach absolut in Ordnung.

Kinderfreundlichkeit

Spezielle Kindergerichte gibt es nicht auf der Karte. „Das hat einen einfachen Grund“, wie Christiane Teschler sagt: „Alles was auf der Karte steht, gibt es auch als Kinderportion.“ Ein Kinderschnitzel mit Pommes, Ketchup und Mayo koste 6,90 Euro.

Barrierefreiheit

Wen es ins Brauhaus zieht, der muss drei kleinere Stufen steigen. Für Rollstuhlfahrer steht eine Rampe zur Verfügung, die bei Bedarf zur Verfügung gestellt wird. Drinnen ist alles ebenerdig gehalten. Rollstuhlfahrer und Menschen, die auf Rollatoren angewiesen sind, müssten klarkommen.

Erreichbarkeit

Weil die Gaststätte direkt am Anfang der Fußgängerzone in der Lüner City liegt, ist es mit dem Parken schwierig. Wer mit dem Auto anreist, sollte ins Navigationssystem das Christinentor 1 eingeben. Von dort sieht man das Brauhaus auf der linken Seite. Am Christinentor gibt es auch Parkmöglichkeiten. Busanreise ist auch möglich. Haltestellen befinden sich in der näheren Umgebung.

Fazit

Es war nicht die schlechteste Idee, zum Mittagessen ins Brauhaus zu gehen. Wir haben dort angenehme 90 Minuten verlebt und die wohlige Atmosphäre genossen.

Was das Netz sagt

Bis auf ganz wenige Nörgler schneidet das Brauhaus im Netz gut ab. Die breite Mehrheit vergibt für Essen, Service usw. 4,5 von 5 Sternen.

Alle Infos

Brauhaus Drei Linden, Lange Straße 71, Inhaber Christiane und Frank Teschler. Öffnungszeiten dienstags bis samstags 11 Uhr bis 1 Uhr, sonntags 11 Uhr bis 15 Uhr. Montag: Ruhetag.

Tel.: (02306) 757600; E-Mail info@brauhaus-drei-linden.de

Anmerkung der Redaktion: Über dem Gasthaus befindet sich das ebenfalls von den Teschlers geführte kleine Hotel „Drei Linden“ mit 14 Zimmern.

Auf der Website des Brauhauses finden Sie weitere Fotos und die Speisekarte.

Wie funktioniert der Restaurant-Check? Wir gehen ohne Vorankündigung in die jeweiligen Restaurants als ganz normale Gäste. Wir sind keine Gastro-Experten, sondern einfache Menschen, die gerne an schönen Orten essen. Wir beschreiben die Läden so, wie wir über sie auch mit Freunden und Bekannten sprechen würden. Mit ihren Schwächen, mit ihren Stärken. Ehrlich. Nachdem wird die Rechnung beglichen haben, offenbaren wir uns und vereinbaren einen Fototermin für die Gaststätten-Aufnahmen.