Für den Damm der IGA-Brücke über die Kamener Straße sollen bis zu 300 Bäume gefällt werden.

Für den Damm der IGA-Brücke über die Kamener Straße sollen bis zu 300 Bäume gefällt werden. © Marx Krontal Partner

IGA-Radweg in Lünen: Bis zu 300 Bäume sollen für den Bau weichen

rnIGA 2027

Der Bau des IGA-Radwegs soll die Anbindung der südlichen Stadtteile an die Lüner Innenstadt verbessern. Um einen grünen Verkehr zu fördern, soll allerdings auch viel Grün weichen.

Lünen

, 26.05.2022, 08:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es soll ein Vorzeigeprojekt sein, wenn die internationale Gartenbauausstellung (IGA) im Jahr 2027 in das Ruhrgebiet kommt. Ein Radweg wird Lünen-Süd, Niederaden und Horstmar künftig in einer durchgehenden Verbindung an die Innenstadt anbinden. Damit das möglichst ohne Einschränkung durch den Autoverkehr möglich ist, soll der Weg auch über zwei Brücken führen. Nun kündigt die Stadt an, für eine dieser Brücken bis zu 300 Bäume fällen zu müssen.

Die Radfahrer sollen neben der Lippe auch die Kamener Straße kreuzungsfrei überqueren können. Hier könnte es bald zu einer großen Rodung kommen, wie die Stadtverwaltung am Dienstag (24. Mai) im Ausschuss für Sicherheit und Ordnung bekannt gab.

4000 Quadratmeter für die Rampe

Der Grund: „An das Brückenbauwerk über die Kamener Straße schließt sich nach Süden ein circa 120 Meter langes, barrierefreies Rampenbauwerk an, welches als Erdkörper hergestellt wird“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung. Zwar soll zur Minimierung des Eingriffs in den Baumbestand das Rampenbauwerk in der Achse des vorhandenen Weges hergestellt werden. Um diesen Damm zu errichten, wird dennoch eine Fläche von über 4000 Quadratmetern benötigt. Die Stadt hat errechnet, dass sich dort bis zu 300 Bäume befinden könnten.

Jetzt lesen

Die ursprünglich vorgesehene Aufständerung der Brückenrampe wurde aus Kostengründen bereits von der Verwaltung verworfen. Die hätte etwa 1,5 Millionen Euro Mehrkosten verursacht, schätzt die Stadt. In der jetzigen Planung wird die gesamte Brücke mit 983.000 Euro veranschlagt. Arnold Reeker, Technischer Beigeordneter, äußerte in der Ausschusssitzung seine Zweifel, ob in der ursprünglichen Variante durch den notwendigen Platz auf der Baustelle weniger Bäume hätten weichen müssen.

Als aktuell einzige Alternative konnte die Stadtverwaltung die Errichtung einer Ampelanlage an der Kamener Straße präsentieren, an der Radfahrer und Autofahrer gestoppt würden. „Das würde erhebliche Einschränkungen des Verkehrs bedeuten“, merkte Arnold Reeker an.

Die Zeit wird knapp

Die Schätzung der Stadtverwaltung nach den aktuellen Plänen: „Im Bereich der Rampe südlich der Kamener Straße entfallen circa 1900 Quadratmeter Wald dauerhaft. Für das Baufeld und Montageflächen werden weitere circa 2300 Quadratmeter befristet in Anspruch genommen und nach Beendigung der Baumaßnahmen wieder aufgeforstet.“

Jetzt lesen

Die Rampenböschungen sollen begrünt beziehungsweise bepflanzt werden. „Für die dauerhafte Waldumwandlung ist bereits eine mehr als doppelt so große Fläche in Lünen-Süd als Ausgleichsfläche festgesetzt worden“, teilt die Stadtverwaltung mit.

Nicht alle Mitglieder des Ausschusses wollten sich auf einen Beschluss der Maßnahme einlassen. Vor allem die Grünen sahen noch Gesprächsbedarf. Arnold Reeker merkte allerdings an, dass die Zeit dränge. Um den Zeitplan für den Bau einzuhalten, sei ein Beschluss notwendig, der es der Verwaltung ermögliche, die Genehmigungs- und Ausführungsplanung anzustoßen. Spätestens im Oktober sollen die Bauleistungen ausgeschrieben werden.

Förderung in Gefahr?

Die Vorgabe laut Verwaltungsvorlage: „Mit den Bauarbeiten muss im Januar 2023 begonnen und spätestens im zweiten Quartal 2025 abgeschlossen werden.“ Denn: Um alle erforderlichen Abrechnungsunterlagen prüfen, bearbeiten und fristgerecht einreichen zu können, müsse die eigentliche Bautätigkeit spätestens Mitte 2025 abgeschlossen werden. Dennoch: „Unerwartete Komplikationen und Zeitverzögerungen könnten nicht mehr kompensiert werden“, gibt die Stadt zu bedenken.

Jetzt lesen

Das könnte teuer werden. Von den geschätzten Kosten in Höhe von 5,32 Millionen für die IGA-Brücken werden etwa 3,35 Millionen Euro gefördert. Während die Stadtverwaltung davon ausgeht, die Fördermittel planmäßig zu erhalten, äußerten einzelne Ausschussmitglieder Bedenken und befürchten, dass die Stadt letztlich auf allen Kosten sitzen bleibt.

Dennoch stimmten alle Mitglieder den weiteren Planungsschritten zu. Ob für den Bau am Ende tatsächlich so viele Bäume weichen müssen, soll bei kommenden Sitzungen des Ausschusses thematisiert werden.