Suche nach Dortmunder Hündin Zazou nach drei Wochen zu Ende Erleichterung und neue Sorgen

Hündin Zazougefunden: Erleichterng und neue Sorgen
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Zazou ist wieder da. „Das ist das, was zählt“, sagt Diana Weichert vom Hunde-Suchdienst Lünen. Ihr ist die Erleichterung anzuhören, aber auch die Sorge.

Dass Zazou verletzt sein könnte, hatten Weichert und ihre Kolleginnen und Kollegen aus der ehrenamtlichen Tierrettung schon seit Freitag (31. 3.) vermutet: seitdem der extrem ängstliche und scheue Hund das letzte Mal gesichtet worden war. Auf dem Foto, das eine Passantin dabei gemacht hatte, war Blut auf dem hellbeigen Fell zu sehen. Inzwischen ist klar, wie schlimm die Verletzungen tatsächlich sind.

Für diesen Mittwochnachmittag (5. 4.) hatte die Besitzerin des Vierbeiners eine Pet-Trailerin engagiert: eine Hundeführerin mit einem speziell ausgebildeten Hund, der die Fährte von Zazou aufnehmen sollte. Am Wochenende hatte es zwar kein Lebenszeichen mehr gegeben von der aus Dortmund-Kurl entlaufenen Hündin. Nachdem die Redaktion über das Schicksal des zuletzt zwischen Lünen, Bergkamen und Kamen hin und her irrenden Tiers berichtet hatte, kamen plötzlich wieder mehrere Meldungen. „Vor allem zwischen Niederaden und Oberaden war Zazou immer wieder gesehen worden.“ Die Pet-Trailerin und ihr Vierbeiner brauchten ihre Arbeit aber gar nicht aufzunehmen. Denn zu diesem Zeitpunkt hatte die Halterin ihre Zazou schon selbst entdeckt. Die Wiedersehensfreude der Frau war riesig. Der Schrecken aber auch, was die zurückliegenden 19 Tage aus der hübschen, großen Hündin mit den schwarzen Augen gemacht hatten.

Zazou muss zum Zeitpunkt der Entdeckung so geschwächt gewesen sein, dass sie nicht mehr in Panik wegrennen konnte. Ihre Halterin war nicht alleine gekommen, um im Bereich der Seseke nach ihrem Tier zu suchen. Sie hatte auch eine Nachbarin dabei mit deren Hund: ein Tier, mit dem sich die ansonsten komplett Menschen- und Hunde-scheue Zazou immer verstanden hat. Ihm wankte sie jetzt auch auf wackeligen Pfoten entgegen.

Rute abgerissen und abgemagert

„Zazou muss sich schon vor einigen Tagen die Rute abgerissen haben“, sagt Weichert. Die Wunde habe sich entzündet. Auch eine Pfote sei verletzt. „Und dazu kommt die Entkräftung.“ Die Hündin ist stark abgemagert. Statt 23 Kilo wiegt sie nur noch 18,7 Kilo. Dennoch: Der Tierarzt, zu dem die Halterin ihre wiedergefundene Hündin sofort gebracht hat, ist optimistisch, dass sie die Strapazen und die Verwundungen überleben wird. Für Donnerstagmorgen ist eine Operation angesetzt.

Diana Weichert und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter - „wir sind drei feste Teammitglieder und vier Helfer“ - atmen schon einmal auf. Bis zum nächsten Fall. Bis dahin hoffen sie, dass der Drucker für die Such-Flyer repariert sein wird. Und auch wieder genügend Papier da ist. „Denn schnelle Meldungen auch der Bevölkerung sind das Allerwichtigste“, sagt sie.

Bei dem Material ist der Suchdienst genauso wie bei der kürzlich erworbenen Lebendfalle auf Geschenke und Unterstützung aus der Bevölkerung angewiesen. „Vielleicht“, sagt Weichert, „kann uns demnächst auch jemand ein Fahrzeug mit Anhänger zur Verfügung stellen“. Um die Lebensfalle schnell zum Einsatzort bringen zu können. Oder auch schnell bei Tieren zu sein, die schon aufgegriffen worden sind. „Wir arbeiten mit den Tierheimen zusammen und können Chips auslesen.“ Vermeintlich herrenlose Hunde schafften es so schon oft innerhalb einer halben Stunde wieder zurück in ihr heimisches Körbchen. Etwas, worauf Zazou fast drei Wochen warten musste.

Rückblick: So begann die Suche

Das berichtete die Redaktion am Dienstagmorgen (4. 4.) über die verzweifelte Suche:

In Dortmund-Kurl hat das Drama begonnen. Zazou, eine hübsche, große Hündin mit schwarzen Augen und hell-beigem Fell, riss sich los und rannte weg. Ängstlich und unsicher war das elf Monate alte Tier aus Rumänien schon von Anfang an, als es im Februar zu seinem Frauchen kam. An diesem 17. März muss Zazou aber irgendetwas so in Panik versetzt haben, dass sie von ihrer Halterin weglief - die klappernde Flexileine an ihrem roten Geschirr hinter sich her ziehend. Damit die verzweifelte Suche nach der Hündin doch noch erfolgreich endet, macht der Hunde-Suchdienst Lünen zwei dringende Appelle, die nur auf den ersten Blick widersprüchlich klingen.

Zum einen sollen zwar alle Tierfreunde aufmerksam sein und nach der Mischlingshündin Ausschau halten, die einem Golden Retriever nicht unähnlich sei. Zum anderen sollten sie sie aber „komplett ignorieren“, wenn sie sie tatsächlich entdeckten: „Bloß nicht locken oder rufen“, sagt Diana Weichert vom Hunde-Suchdienst. Denn was vermeintlich gut gemeint sei, würde das arme Tier nur noch mehr verstören und weiter zur Flucht antreiben. Wer Zazou glaubt entdeckt zu haben, solle umgehend beim Suchdienst anrufen oder ihm eine Nachricht schicken. Das sei das Einzige, was wirklich helfe. Nicht wenigen fällt diese Zurückhaltung offenbar schwer.

„Wir haben es immer wieder in den letzten Tagen erlebt dass man ihr hinterher lief und pfiff et cetera, dieses erschwert uns extrem die Sicherung“, schreibt das Team des Hunde-Suchdienstes. Solche eigenmächtigen Versuche, des verängstigten und nach neuesten Vermutungen auch verletzten Tieres habhaft zu werden, würden nur die Chancen verringern, die dramatische Suche doch noch zu einem guten Ende zu bringen.

Zazou aus Rumänien hatte noch nicht viel Zeit, sich in ihrem Zuhause in Kurl einzuleben.
Zazou ist zurück. Das hatten nach fast drei Wochen nicht mehr viele Tiefreunde zu hoffen gewagt. Allerdings ist sie nicht in einem so guten Zustand wie auf diesem Foto, das entstand, bevor sie aus Panik wegrannte. © Hundesuchdienst Lünen/privat

„Zazou scheint sich vornehmlich in der Nähe der Seseke zu bewegen“, sagt Diana Weichert. Meistens sei sie irgendwo auf den Feldern zwischen Kurl und Lanstrop, Horstmar, Oberaden, Niederaden und Kamen zu sehen gewesen. Futterstellen, die die ehrenamtlich Aktiven des Hunde-Suchdienstes dort eingerichtet hatten, habe sie aber nie angenommen. „Die letzte Sichtung“, sagt Weichert, „war Freitag“. Das macht dem Team doppelt Sorge.

Zum einen, weil seitdem drei Tage ohne Lebenszeichen vergangen sind. Zum anderen, weil auf dem Foto, das an diesem Freitag entstanden war, eine blutige Stelle am hellen Fell zu sehen ist. Diana Weichert und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter mögen es sich gar nicht ausmalen. Ist die Hündin von dem zurzeit Hochwasser führenden Fluss mitgerissen worden? Gab es eine Kollision mit einem Auto? Oder eine Auseinandersetzung mit einem anderen Tier?

Der Hunde-Suchdienst ist nicht nur in Lünen und im angrenzenden Dortmund aktiv, sondern deckt die gesamte Region ab. Kaum ein Tag vergehe, an dem kein entlaufender Hund gemeldet werde. „So schlimm, wie 2023 war es eigentlich noch nie“, sagt Diana Weichert. Nur ein möglicher Grund: Immer mehr tierliebe Menschen wollen helfen und nehmen Straßenhunde aus dem Ausland auf, aber unterschätzen dabei, welche besonderen Herausforderungen die Tiere an die Erziehungskompetenz stellen.

In den meisten Fällen kommt die Suche nach ausgebüxten Vierbeinern es schnell zu einem guten Ende. Oft braucht es aber Geduld, Sachverstand und oft auch die neue Lebendfalle der Gruppe.

Mit Lebendfallen hätten sie auch schon in den vergangenen Jahren regelmäßig gearbeitet, sagt Diana Weichert. „Die konnten wir uns im Sauerland kostenlos ausleihen.“ Allerdings hätte das immer eine lange Fahrt bedeutet. Zum Jahreswechsel sei es gelungen, dank Spenden eine eigene Lebendfalle zu kaufen. 900 Euro habe die gekostet - zuzüglich einer Live-Cam, mit der die Falle rund um die Uhr beobachtet werden kann.

Unter dieser Nummer melden

Der größte Wunsch der Aktiven: auch die verschreckte Zazou aus Rumänien bald ihrer Halterin zurückbringen zu können. Jeder, der die Hündin sieht, soll sich umgehend melden unter 0176 85014938, eine Nummer die immer besetzt ist. Sichtungen können außerdem auf Facebook mitgeteilt werden unter Hunde Suchteam für Lünen. In jedem Fall: „Bitte keine Einfangversuche.“

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