
© Sylvia vom Hofe
Horstmarer See hat schlechteste Wasserqualität im Land NRW
Badeseen im Test
Die Schwimmbäder in Lünen sind geschlossen. Ein Trost ist es, den Horstmarer See zu haben: Badevergnügen zum Nulltarif. Die Lust darauf vermiest jetzt das Landesamt für Natur und Umwelt.
Die gute Nachricht zuerst: Von 108 Badeseen in NRW haben 104 eine ausgezeichnete Wasserqualität. Die schlechte Nachricht: Der Horstmarer See gehört nicht dazu. Schlimmer noch: Er ist der einzige See im ganzen Land, der nur ein „ausreichend“ bekommen hat. Schlechter hat das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz kein Badegewässer bewertet. Schuld daran sind Stammgäste des Sees.

Rund 200 Kanadagänse tummeln sich laut Stadt Lünen regelmäßig am Horstmarer See. © picture alliance/dpa
Die Kanadagans ist eine auffällige Erscheinung: größer als die heimische Graugans, schwarzer Kopf, weißer Fleck an der Kehle, Brust und Körper weißgrau bis braun. Aber nicht durch ihr Federkleid fällt die Einwanderin aus Nordamerika am Horstmarer See auf, sondern durch ihre Hinterlassenschaften: fluffig, braungrün und nicht gerade gesund.
Kot der Kanadagans ist das Problem
„Normalerweise kotet die Kanadagans nicht bevorzugt ins Wasser“, sagt Falko Prünte, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Biologischen Station für Dortmund und den Kreis Unna. Es komme aber vor. Und bei vielen Gänsen, kann das Problem dann entsprechend wachsen - in dem Maße wie die sogenannten Enterokokken im Wasser.
Diese Bakterien kommen natürlicherweise in der Darmflora des Menschen vor, wie Stadtsprecher Benedikt Spangardt mitteilt. Wer sie beim Schwimmen mit dem Wasser verschlucke, brauche aber nicht mit Durchfall und ähnlichem rechnen. Infektionen drohten allerdings, wenn sie über eine offene Wunde in den Körper gelangten. Um das zu verhindern, habe der Kreis Unna Ende Juli 2019 zeitweise geraten, den Badesee zu meiden. Eine Badeverbot sei das aber nicht gewesen, so Spangardt.
Probe vom 20. Mai 2020 war völlig unauffällig
Auch das neue Urteil des LANUV sieht der Stadtsprecher eher entspannt und lässt ihn nicht über ein Badeverbot nachdenken. „Ausreichend ist ja nicht mangelhaft“, sagt er. Das Hygieneinstitut des Ruhrgebiets habe zuletzt am 20. Mai das Horstmarer Seewasser getestet - ohne eine Grenzwertüberschreitung zu registrieren. Aber selbst, wenn die nächsten Tests ebenfalls so gut verliefen: „Die Note ausgezeichnet könnte der See frühestens in drei Jahren bekommen. So lange verhagelt der schlechte Test vom Juli 2019 das Gesamtergebnis.
Bejagung der Gänse ist keine Lösung
2016 und 2017 gehörte der See, der nur zu einem Drittel zum Baden freigegeben ist - der Rest steht unter Landschaftsschutz - , zu den besten im Land. 2018 gab es noch eine gute Bewertung, bis er jetzt mit einem „ausreichend“ abgerutscht ist.
Was tun, damit sich die Gänse im Seepark nicht wohler fühlen als die Menschen? Eine Bejagung, sagt der Stadtsprecher, sei nicht erwünscht. Falko Prünte sieht das genauso - nicht etwa, weil der weiß-braune Vogel Zuwanderer ein besonders seltener Vogel wäre. Im Gegenteil: Seine Bestände wachsen deutlich. Eine Jagd, die zwischen dem 16. Juli und dem 31. Januar durchaus erlaubt wäre, ließe sich aber kaum organisieren mitten in einem solch beliebten Freizeitzentrum wie dem neun Hektar großen Seepark.
Den Vogel keine Feder zu krümmen und ihn trotzdem zu vergrämen - etwa durch laute Geräusche - , scheide auch aus, meint Prünte: „Dafür sind die Gänse zu klug. Die finden schnell heraus, dass es gar nicht ernst ist.“ Aber es gibt noch eine andere Methode.
Gänse-Management einführen
Gänse-Management heißt die Lösung. Dabei geht es darum, ein Gelände für die Gänse möglichst unattraktiv zu machen. Leider haben die großen Vögel aber in vielem denselben Geschmack wie Menschen.
„Die Gänse lieben kurz geschnittenen Rasen“, weiß Prünte. Eine Liegewiese sei für sie ein gefundenes Fressen. Dort fühlten sie sich außerdem wohl, weil sie das ganze Gelände gut überblicken könnten. Bei einer hohen Wiese wäre das anders. Bei Absperrungen, die den Landeanflug störten ebenfalls.
Wie hoch das Gras ist, spielt zurzeit ohnehin kaum eine Rolle. Denn das Liegen am See ist verboten - nicht wegen der Bakterien, sondern wegen des Corona-Virus.
Leiterin des Medienhauses Lünen Wer die Welt begreifen will, muss vor der Haustür anfangen. Darum liebe ich Lokaljournalismus. Ich freue mich jeden Tag über neue Geschichten, neue Begegnungen, neue Debatten – und neue Aha-Effekte für Sie und für mich. Und ich freue mich über Themenvorschläge für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen.
