Grillverbot
Hitze hat in Lünen Konsequenzen - für Grillfreunde und Bauern
Weil Waldbrandgefahr herrscht, gibt es in Lünen jetzt ein Grillverbot auf den offiziellen Grillplätzen. Und auch die Lüner Landwirte leiden unter den heißen Temperaturen.
Die Hitzewelle hält weiter an – und der Deutsche Wetterdienst hat für unsere Region die höchste Warnstufe ausgegeben: Verbreitet herrscht große Trockenheit und damit auch eine hohe, teils sehr hohe Waldbrandgefahr. Vor diesem Hintergrund ist es aus Sicht der Stadt nicht zu verantworten, öffentliches Grillen – auch auf den dafür reservierten Plätzen – zu erlauben. So erweitert die Stadt bis auf Widerruf ein generelles Grillverbot auf offizielle Grillplätze. Das betrifft auch die Grillwiese im Seepark wie auch Grillplätze am Cappenberger See und in Brambauer.
Offene Feuer könnten übergreifen
„Es ist abzusehen, dass offene Feuer und auch Grillkohle derzeit schnell auf die ausgetrocknete Vegetation übergreifen können – dies womöglich auch mit verheerenden Folgen für Leib und Leben“, so Lünens Feuerwehr-Chef Rainer Ashoff, der die Situation in Lünen in Augenschein genommen hat. Er mahnt auch, im Freien Vorsicht beim Rauchen walten zu lassen und noch glühende Zigaretten nicht wegzuwerfen. Auch Glas sollte nicht achtlos im Freien liegengelassen werden. Ashoff: „Das wirkt wie ein Brennglas.“Die Einhaltung des Grillverbots wird auch am folgenden Wochenende kontrolliert .
Verstöße gegen das Grillverbot, so ist es im Bußgeldkatalog der Stadt Lünen festgelegt, werden in der Regel mit mindestens 20 Euro geahndet – sie gehen im Extremfall sogar hoch bis einige tausend Euro. Derartig hohe Strafen können verhängt werden, wenn die „Wild-Griller“ die Natur schädigen, zum Beispiel, wenn die Glut die Grasnarbe verbrennt. Strafen drohen auch, wenn die Grillfreunde einfach Müll oder Leergut in der freien Natur zurücklassen.
Unter der Hitze leiden besonders die Landwirte in Lünen. © Goldstein
Trocken, das sind derzeit nicht nur Wiesen oder Wälder in Lünen, sondern auch die vielen Felder der Landwirte, die unter der Hitzeperiode besonders leiden. 20 Prozent weniger Raps, Gerste und Weizen als in guten Jahren. So lautet das Fazit, das Landwirt Carl Schulz-Gahmen auf Anfrage der Redaktion nach der diesjährigen Ernte zieht. „Das sind keine angenehmen Zahlen“, meint er. Konsequenz daraus sei, dass die Preise für das Getreide rapide steigen werden. „Das Problem hierbei ist, dass sich das natürlich nicht auf die Weltmarktpreise auswirkt“, erklärt er. Denn andere Länder störe wohl kaum, dass in Deutschland zurzeit eine Dürre herrsche.
Nach Raps, Gerste und Weizen folgt nun als nächstes die Maisernte. Und als nächstes heißt in diesem Fall schon ganz bald. Denn, so Schulz-Gahmen: „Eigentlich wird Mais erst Ende September geerntet. Ich habe aber gehört, dass andere Landwirte schon jetzt mit der Ernte beginnen.“ Und das könnte auch bei ihm eventuell der Fall sein. „Sonst könnte es durch die Hitze sein, dass der Mais abstirbt. Dass das passieren könnte, davon habe ich vorher auch noch nie gehört“, so der Landwirt. Zwar sei der Mais eine Pflanze, die Sonne brauche, jedoch brauche sie ebenso Regen, denn ohne Wasser können die Kolben keine Körner ausbilden.
Tierfutter könnte eng werden
Existenzsorgen habe Carl Schulz-Gahmen durch die Ernteverluste in diesem Jahr zwar nicht, er meint jedoch, dass das bei anderen Landwirten durch aus der Fall sein könnte. Denn diese bräuchten Mais unter anderem als Futter für ihre Tiere. So auch Landwirt Dietrich Goertz vom Gahmener Hof, der aber ebenfalls nicht von Existenzsorgen spricht.
„Wir haben auf jeden Fall Einbußen in den Futtermengen“, erklärt er. Diese Einbußen beschränken sich jedoch nicht nur auf den Mais, der auch bei ihm noch geerntet wird, sondern auf Gras. Goertz: „Wir verfüttern viel Gras an unsere Rinder. Dafür mähen wir unsere Rasenflächen eigentlich drei bis viermal pro Jahr. Zurzeit wächst durch die Hitze aber so gut wie nichts.“ Als Konsequenz möchte er nun deshalb noch weitere Flächen mit Rasen bepflanzen, die dann – wenn das Wetter mitspielt – im Herbst gemäht werden können.
Aber auch bei Getreide spricht Goertz von Einbußen von zehn bis 15 Prozent: „Wir sind schon enttäuscht von den Erträgen. Richtig zufrieden sind wir allerdings mit dem Weizen. Da hätte ich gedacht, dass der mehr leidet.“ Und auch auf die bald kommende Maisernte blickt der Landwirt noch recht positiv: „Damit können wir hier in der Region noch recht zufrieden sein.“
„Mit blauem Auge davon gekommen“
Insgesamt gebe es auf seinem Hof zwar erhebliche Einbußen, allerdings sei „er noch mal mit einem blauen Auge davon gekommen“. Goertz: „Zwar kalkuliert man so Ernteausfälle nicht mit ein, aber man rechnet schon damit. Statt Hitze gibt es dafür in anderen Jahren Stürme.“
Viel machen könne man gegen die Hitze jedoch nicht. Das sehen sowohl Dietrich Goertz als auch Carl Schulz-Gahmen so. Bewässern könne man die Felder zwar. „Dafür ist unser Hof aber nicht ausgerichtet“, meint Schulz-Gahmen.
Hilfe für die Landwirte könne nun jedoch indirekt vom Landwirtschaftsministerium kommen. In einer Pressemitteilung erklärte es am Dienstag, dass auch Brachen, die als sogenannte ökologische Vorrangflächen ausgezeichnet sind, für die Futterversorgung geerntet werden dürfen. Dabei handelt es sich um Flächen, die zwar bewachsen sind, jedoch der Natur zur Regeneration dienen sollen und deshalb eigentlich nicht abgeerntet werden sollen.
Es gebe 20 Hektar Brachflächen in Lünen, die als ökologische Vorrangflächen angemeldet sind, teilt Herbert Timmermann von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen auf Anfrage mit. Da die Nutzung ohne eine vorherige Antragstellung beziehungsweise Anzeige erfolgen könne, sei die Zahl der Landwirte, die in Lünen von der Ausnahmeregelung Gebrauch machen werden, nicht bekannt.