In den Wohnungen des Lüner Bauvereins laufen die Heizungen wie gewohnt. Doch wie auch bei anderen Vermietern müssen sich die Menschen auf Nachzahlungen einstellen, wie Geschäftsführer Andreas Zaremba sagt.

In den Wohnungen des Lüner Bauvereins laufen die Heizungen wie gewohnt. Doch wie auch bei anderen Vermietern müssen sich die Menschen auf Nachzahlungen einstellen, wie Geschäftsführer Andreas Zaremba sagt. © Montage: Sophie Schober

Heizung aus oder 24 Grad? Lüner Mieter und Vermieter zu hohen Gaspreisen

rnEnergiekrise

Heizung an oder lieber aus? Vor dieser Entscheidung stehen Lüner dieser Tage. Wegen hoher Gaspreise mussten einige Vermieter die Nebenkosten erhöhen – teils warten enorm hohe Nachzahlungen.

Lünen

, 12.10.2022, 18:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Der Herbst ist da und damit auch die kühlen Temperaturen. Bei vielen geht dann der Griff an das Heizungsthermostat, um die Temperatur in der Wohnung zu erhöhen. Doch in Zeiten exorbitanter Gaspreise und enorm hoher Nachzahlungen überlegen es sich viele Leute genau, ob sie die Heizung anmachen oder ob es nicht auch ein warmer Pullover tut.

Mieterbund kritisiert Vermieter

Mit Beginn des Oktobers sind die Vermieterinnen und Vermieter verpflichtet, die Heizanlagen so einzustellen, dass in den Wohnungen tagsüber eine Temperatur von mindestens 20 bis 22 Grad erreicht wird, wie der Deutsche Mieterbund erklärt. Der kritisierte nun aber, dass einige Vermieter in NRW die Heizungen aufgrund der hohen Energiepreise noch nicht eingeschaltet hätten – darunter auch Großvermieter Vivawest.

Jetzt lesen

Das Unternehmen mit Sitz in Gelsenkirchen vermietet auch in Lünen Wohnungen. Dort habe man im Sommer als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine die Gaszentralheizungen ausgeschaltet, wie Unternehmenssprecher Jens Rospek auf Anfrage mitteilt. Damit sollte ein Beitrag zum Energiesparen geleistet werden.

Vivawest: Heizungen laufen nach Abschaltung wieder

„Seit Ende September sind alle im Rahmen der Sommerabschaltung abgeschalteten Gaszentralheizungen wieder in Betrieb, auch in Lünen“, so der Unternehmenssprecher.

Nachts seien die Heizanlagen in den Vivawest-Häusern aber so eingestellt, dass die Bewohner ihre Wohnungen auf 17 Grad heizen können. Die Warmwasserversorgung sei von diesen Maßnahmen nicht betroffen.

Jetzt lesen

Aufgrund der hohen Kosten für Gas müssen auch die Vivawest-Mieter tiefer in die Tasche greifen, denn das Unternehmen hat die Heizkostenvorauszahlung zum Mai um 30 Prozent erhört, erklärt der Unternehmenssprecher.

Erhöhung der Nebenkosten bei der WBG

Bei der Wohnungsbaugenossenschaft Lünen (WBG) laufen die Heizanlagen noch wie in den Jahren zuvor, wie Sprecherin Jana Neumann auf Anfrage erklärt. „Eine pauschale Abdrosselung haben wir, auch mangels rechtlicher Vorgaben, nicht vorgenommen“, sagt sie. Auch das Unternehmen, das 4.800 Wohnungen in Lünen, Selm, Werne, Kamen, Bergkamen und Lüdinghausen besitzt, hat mit Blick auf die gestiegenen Gaskosten die Heizkosten „moderat erhöht“, wie Jana Neumann erklärt.

Jetzt lesen

„Vermutlich sind diese jedoch nicht hoch genug, um die aktuellen Entwicklungen abzudecken.“ Doch die hohen Kosten werden die Mieter wohl erst später erreichen, da die WBG nach eigenen Angaben langfristige Verträge mit den Energieversorgern abgeschlossen hat. Dennoch bietet das Unternehmen den Mietern die Möglichkeit, auf eigenen Wunsch die Vorauszahlung zu erhöhen.

LEG: Nachzahlung in Höhe von zwei Monatsmieten

Bei der LEG, die ebenfalls mit Energienachzahlungen in Höhe von ein bis zwei Monatsmieten rechnet, laufen die Heizanlagen in den Häusern nach den gesetzlichen Vorgaben, wie Unternehmensspreche Mischa Lenz auf Anfrage erläutert. Allerdings starte das Unternehmen mit der Nachtabsenkung ein wenig früher, so der Sprecher weiter.

Mit Blick auf die aktuellen Gaspreise tut der Griff zum Heizungsthermostat vielen Lünerinnen und Lünern weh.

Mit Blick auf die aktuellen Gaspreise tut der Griff zum Heizungsthermostat vielen Lünerinnen und Lünern weh. © picture alliance/dpa

1.375 Wohnungen vermietet das Unternehmen in der Lippestadt, etwa 65 Prozent davon werden mit Gas beheizt. In Fällen von finanziellen Engpässen unterstütze das Unternehmen seine Mieter mit Infos zum Wohngeld und möglichen Ratenvereinbarungen.

Mieter erhöhen Nebenkosten freiwillig

In den Wohnungen des Lüner Bauvereins laufen die Heizungen noch wie gewohnt, Temperaturen wurden nicht gedrosselt, wie Geschäftsführer Andreas Zaremba im Gespräch mit der Redaktion erklärt. Auch den Sommer über habe man die Heizsysteme nicht ausgeschaltet, wie es andere Vermieter gemacht haben. „Wir haben an unseren Anlagen Regeltechnik, die auf die Temperaturen reagiert“, so der Geschäftsführer. So springe die Heizung im Sommer gar nicht erst an und dennoch ist Warmwasser garantiert, das immer Vorrang habe, sagt Zaremba.

Jetzt lesen

Von den insgesamt 5.500 Wohnungen, die der Bauverein genossenschaftlich vermietet, werden 4.600 durch Gaszentralheizungen oder Gasthermen beheizt. In diesen Einheiten sei das Energiesparen ein besonders wichtiges Thema. Ebenso wie die anstehenden Mehrkosten. „Wir haben in Briefen unsere Mieter auf die hohen Gaspreise aufmerksam gemacht und den Hinweis gegeben, Rücklagen zu bilden, sodass die anstehende Nachzahlung beglichen werden kann“, sagt Geschäftsführer Andreas Zaremba.

Pauschal erhöht wurden die Heizkosten für die Mieterinnen und Mieter aber nicht. Sie konnten selbst entscheiden, ob sie ihren monatlichen Abschlag freiwillig erhöhen, um so eine hohe Nachzahlung zu verhindern. Das Angebot sei gut angenommen worden. „Wir haben viele Rückmeldungen erhalten und viele unserer Mieter haben ihre Abschläge erhöht“, erklärt Zaremba.

Meinung zum Heizen gehen auseinander

Bei den Lünerinnen und Lünern gehen die Meinungen zum Heizen auseinander, wie eine Debatte auf Facebook zeigt. Einige können „ohne ihre 24 Grad nicht leben“, wie eine Facebook-Kommentatorin schreibt. Andere hingegen lassen die Heizung dieser Tage noch aus. Frieren komme für einige aber nicht in Frage, auch wenn dann die Heizkosten stark steigen. „Es reicht schon, dass man im Büro bei 19 Grad sitzen darf. Davon abgesehen, regelt meine Heizung die Temperatur“, schreibt eine Frau bei Facebook unter einem Beitrag der Ruhr Nachrichten Lünen.

Schlagworte: