
© Sylvia vom Hofe
Haus am Cappenberger See gibt Rätsel auf - bekannt ist nur sein Ende
Spurensuche
Jeder, der schon einmal mit dem Auto zum Cappenberger See gefahren ist, kennt es: das Haus am See. Anders als in dem Hit von Peter Fox steht diesem Gebäude aber keine reiche Zukunft bevor.
Rote Ziegelwände, Walmdach, ein Anbau, der einst als Stall genutzt wurde und ein unverbaubarer Blick ins Grüne: Das Haus auf der Ecke zwischen der Wehrenboldstraße und dem Parkplatz vom Freibad Cappenberger See ist ein Hingucker - allein schon deshalb, weil weit und breit nichts anderes zu sehen ist: das einzige Haus auf dieser Straßenseite. Hier der Asphalt des Parkplatzes, da die Felder des Stadtrandes. Dieser Anblick wird nicht mehr lange währen.

Der Briefkasten erinnert an die letzten Nutzer: die Mitglieder des Modellsportclubs Nautic. © Sylvia vom Hofe
Die Tage des leer stehenden Hauses sind gezählt. Der Abriss ist bereits geplante Sache, wie Jasmin Teuteberg, Sprecherin der Stadtwerke Lünen sagt. Nur der genaue Zeitpunkt lasse sich noch nicht nennen. Das hat aber nichts mit dem verwaisten Haus am See zu tun, sondern mit dem Coronavirus. „Erst wenn alles wieder seinen gewohnten Gang geht, lässt sich konkret planen.“
Platz schaffen für Ausweichparkplatz
Stehen Häuslebauer bereits Schlange, um auf dem Eckgrundstück mit Blick ins Grüne und See vor der Haustür bauen zu können? So weit hat es die Eigentümerin, die Bädergesellschaft Lünen als Tochterunternehmen der Stadtwerke, erst gar nicht kommen lassen. Ein Verkauf ist nicht vorgesehen. „Die Fläche“, so Jasmin Teuteberg, „wird zunächst als Ausweichparkplatz ergänzend zum Freibad-Parkplatz dienen“. Was dem „zunächst“ folgen könnte, lässt sie offen.
Eine Zukunft hat das laut Teuteberg baufällige Haus nicht mehr, aber offensichtlich eine lange Vergangenheit. Doch die gibt Rätsel auf. Die Bädergesellschaft kann nicht viel dazu sagen. Sie sei erst 1995 gegründet worden, teilt die Stadtwerke-Sprecherin mit. Das Haus stehe „aber weitaus länger dort“. Wie lange genau? Und von wem erbaut? Darüber „haben wir leider keine Informationen“.

Auf dem Luftbild aus dem Jahr 2015 ist der Cappenberger See zu sehen, das kleine rote Haus am See aber nicht. © Neubauer
Fredy Niklowitz, Archivar der Stadt Lünen, kann auch nur mit den Achseln zucken. Vielleicht ein Gebäude aus der Nachkriegszeit? Martin Langenkämper, der selbst an der Wehrenboldstraße wohnt, widerspricht. Er ist im Besitz eines Luftbildes aus den 1920er -Jahre. Es zeigt das Anwesen seiner Eltern - und das Haus schräg gegenüber: das heute dem Abbruch geweihte Haus am See.
Zusammenhang mit der Schaffung des Sees?
Zeitlich könnte seine Errichtung mit der Schaffung es Cappenberger Sees zusammenfallen, der in den frühen 1920er-Jahren ausgehoben wurde - nicht zur Schaffung einer Freizeitstätte, sondern als Baugrube für den 1928 eröffneten Bahndamm Dortmund-Münster. Belege dafür fehlen aber laut Niklowitz.
Wer auch immer die Bewohner waren: Sie wurden Zeuge zahlreicher sportlicher Aktivitäten. Auf dem Westufer des damals entstandenen Sees lag von 1925 bis 1945 der Fußballplatz des Spielclubs Lünen-Nord 1919, der 1945 im Lüner SV aufging. Nachdem das Gelände schon verwildert war, entstanden dort 1961 die Tennisplätze des TV Altlünen und der Sportplatz von Westfalia Wethmar, wie der Historiker und Sportreporter Dirk Buschmann weiß.
Spuren des Modellbauclubs verlieren sich
Die Wassersportler des Schwimmclubs Cappenberger See (SCC Lünen), der Westfalia Wethmar sowie seit 2018 des Schwimmverein Lünen 08 werden alle das Backsteinhaus vom Vorbeifahren kennen. Die Mitglieder des Modellbauclubs Nautic kennen es aber auch von innen. Sie waren die letzten Nutzer des Hauses.
„Aufgrund des schlechten Gebäudezustands wurde der damalige Pachtvertrag mit dem Modellbau-Club gekündigt“, schreibt Jasmin Teuteberg. Das Haus stehe „mindestens seit 2019 leer“. Vermutlich schon einige Jahre länger. Bis 2012 hatten sich die Modellbauer regelmäßig dort getroffen. Dann verlieren sich Mittelungen über ihre Zusammenkünfte - und über den Verein insgesamt.
Spurensuche
Wer kennt die Geschichte des Hauses am See? Wer hat dort gewohnt? Wer hat noch alte Fotos? Wer weiß, was aus dem Modellbauclub geworden ist? Informationen gerne an lokalredaktion.luenen@ruhrnachrichten.deLeiterin des Medienhauses Lünen Wer die Welt begreifen will, muss vor der Haustür anfangen. Darum liebe ich Lokaljournalismus. Ich freue mich jeden Tag über neue Geschichten, neue Begegnungen, neue Debatten – und neue Aha-Effekte für Sie und für mich. Und ich freue mich über Themenvorschläge für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen.
