Die beiden Lehramtsstudentinnen Marie Luise Schlierkamp und Thea Port le roi haben mit Schülern der Heinrich-Bußmann-Schule Themen der europäischen Politik erarbeitet. Die Schüler haben dabei ungeahntes politisches Interesse entwickelt.

Die beiden Lehramtsstudentinnen Marie Luise Schlierkamp und Thea Port le roi haben mit Schülern der Heinrich-Bußmann-Schule Themen der europäischen Politik erarbeitet. Die Schüler haben dabei ungeahntes politisches Interesse entwickelt. © Mahad Theurer

Hauptschüler in Lünen: Fit für Europapolitik durch praktische Ansätze

rnHeinrich-Bußmann-Schule

Schüler der Heinrich-Bußmann-Schule bekommen regelmäßig Unterricht von sogenannten „EU-Botschafterinnen“. Während der Seminareinheiten entwickeln die Schüler ungeahntes politisches Interesse.

Lünen

, 11.05.2022, 07:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es ist 9 Uhr morgens - konzentriert über ihre Tische gebeugt arbeiten die Schüler des Wahlpflichtfachkurses Demokratie-Bildung an ihren Präsentationsplakaten zum Thema Europapolitik. Es geht um die Zukunft Europas - europäische Corona-Politik, europäische Umweltpolitik und den europäischen Binnenmarkt. Dabei sollen sich die Neuntklässler selbst Konzepte überlegen, wie sie die einzelnen Bereiche weiterentwickeln würden. Dass die Mitarbeit so gut und konzentriert funktioniert, ist nicht selbstverständlich.

„Bei vielen war das Interesse an politischen Themen anfänglich nicht so hoch“, erzählt Schulleiterin Melanie Froch. Dass es nun so gut klappt, daran haben die beiden „Europa-Botschafterinnen“, Marie Luise Schlierkamp und Thea Port le roi einen entscheidenden Anteil. In regelmäßigen Abständen von ungefähr vier Wochen haben die jungen Frauen eine Unterrichtseinheit von Melanie Froch übernommen und vor allem praktisch mit den Schülern gearbeitet.

Schüler als Jeansdesigner

Luise Schlierkamp und Thea Port le roi sind Lehramtsstudentinnen. Über das Land NRW, für das die beiden ehrenamtlich Kurse für Schüler geben, sind die jungen Frauen an die Heinrich-Bussmann-Schule gekommen. „Peergroup-education“ heißt es, wenn junge Leute andere junge Leute unterrichten. Vorteile, wie der bessere Zugang und die Möglichkeit sich aufgrund des geringen Altersunterschieds besser in die Kinder hineinzuversetzen, liegen auf der Hand. Dennoch sind die Hauptschüler kein einfaches Klientel. „Viele hatten praktisch kein Vorwissen im Bezug auf die europäische Politik“, erzählt Thea Port le roi. „Inzwischen haben wir aber von ein paar von ihnen gehört, dass sie regelmäßig mit ihren Eltern die Nachrichten verfolgen und die Themen wiedererkennen.“

Nachdem sie die Ergebnisse auf Plakaten festgehalten haben, stellen sich die Schüler gegenseitig Konzepte zur Corona-Politik, zum europäischen Binnenmarkt und zum Umweltschutz vor.

Nachdem sie die Ergebnisse auf Plakaten festgehalten haben, stellen sich die Schüler gegenseitig Konzepte zur Corona-Politik, zum europäischen Binnenmarkt und zum Umweltschutz vor. © Mahad Theurer

Das Interesse der Schüler haben die jungen Frauen vor allem durch praktische Übungen geweckt. „Wir haben zum Beispiel ein Planspiel zum Thema Jeansdesign gemacht. Da sollten die Schüler eine selbstdesignte Jeans in andere Länder verkaufen. Wir haben geschaut, wieviel Geld sie am Schluss bekommen, wenn sie ins außereuropäische Ausland verkaufen, wenn sie innerhalb Europas mit Zoll verkaufen und wenn sie nach europäischen Binnenmarktsregeln verkaufen. Zu schauen, wieviel Geld jeweils übrig bleibt, ist auch für die Schüler spannend“, erzählt Marie Luise Schlierkamp. Anhand dieses kurzen Abstechers ins Modebusiness, haben die Lehrämtlerinnen einen zentralen Aspekt der EU vermittelt - den Binnenmarkt.

Schengenraum und Fake News

In einem weiteren Planspiel sind die Schüler die Schritte durchgegangen, die es benötigt, um ein Auslandsvisum zu bekommen. Diesem bürokratischen Aufwand werden dann die offenen Grenzen im Schengenraum gegenübergestellt, um deutlich zu machen, dass die Bewegungsfreiheit im europäischen Raum keine Selbstverständlichkeit ist. In einer weiteren Übung erstellten die Neuntklässler eigene Fake-News um sie im Umgang mit Medien und Falschinformationen zu schulen. „Wir arbeiten viel praktisch mir unseren Schülern, da sie auf diese Weise gut zu erreichen sind“ erklärt Schulleiterin Froch.

Auch die Schüler bewerten ihren Europa-Unterricht positiv. „Wir haben hier einiges gelernt“, berichtet Marvin Folck. Ihm ist vor allem im Kopf geblieben, welche Standards die europäischen Mitgliedsstaaten erfüllen müssen - zum Beispiel, dass sie sich an die Menschenrechte halten.

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Die beiden jungen Frauen, die den Unterricht geben, freuen sich über die Fortschritte, die ihre Schützlinge während der gemeinsamen Zeit gemacht haben - auch für sie als angehende Lehrerinnen waren die Termine eine nützliche Erfahrung. Dieses Mal müssen sie sich allerdings endgültig verabschieden, denn es ist das letzte von sechs vorgesehenen Treffen. Schulleiterin Froch wünscht sich für das nächste Schuljahr ein ähnliches Angebot.

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